Handlungsbedarf in der Autoindustrie
Die Freude am Fahren vergeht manchem trotz Vorsprung durch Technik. Auch bei deutschen Autos sind Rückrufe als Folge mangelnder Projektplanung normal geworden. Eine Studie zeigt, wie die heimische Automobilindustrie wieder auf die Überholspur kommen könnte.
Bei Autos scheint in zunehmendem Maße das Bananenprinzip zu gelten: Das Produkt reift beim Verbraucher. Über 120 offizielle Rückrufaktionen liefen im vergangenen Jahr über das Kraftfahrtbundesamt, mehr als doppelt so viele wie fünf Jahre zuvor. Garantie- und Kulanzkosten setzen die Vorstände deutscher Hersteller erheblich unter Druck. Doch warum hat die Automobilindustrie als wichtiger Motor für die deutsche Wirtschaft immer wieder Zündaussetzer? Und wie kann sie wieder in Schwung kommen? Diesen Fragen ging eine Studie des Stuttgarter Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO nach. Sie wurde gemeinsam mit PROMIND, einem Unternehmen der Münchner MVI Group, erstellt.
40 Branchenexperten wurden anhand eines Leitfadens interviewt, hinzu kommt eine Befragung bei 100 Herstellern, Entwicklungsdienstleistern und Zulieferfirmen. "Unter den Befragten waren sowohl Projektmanager als auch Geschäftsführer und Vorstände", erläutert Dietmar Raschke vom IAO. Der Insider-Report offenbart Handlungsbedarf in allen abgefragten Themenkomplexen wie zum Beispiel Projektmanagement, Entwicklungsprozesse, Mitarbeiterorientierung und Kooperation. In der kompletten Fahrzeugentwicklung sehen die Befragten im Durchschnitt 27 Prozent Potenzial für Verbesserungen.
Vorbei sind die Zeiten, in denen ein Auto komplett beim Hersteller entwickelt wurde, viele Aufgaben sind an Zulieferer und Entwicklungsfirmen abgegeben worden. Ist die Wechselwirkung zwischen den Partnern nicht klar, startet ein Projekt zu spät oder kommt ins Stocken. Die Studie empfiehlt hier neutrale Koordinatoren, die den Überblick behalten sollen. "Durch das Projektmanagement glaubte man bisher, alles im Griff zu haben", sagt Raschke. "In Zukunft werden sich nur Hersteller behaupten können, die über ein gut aufeinander eingespieltes Netzwerk an Zulieferern und Entwicklern verfügen." Wichtig dafür seien vor allem langfristige Partnerschaften anstatt kurzfristiger, projektbezogener Kooperationen.
Die komplette Studie mit allen Ergebnissen und Handlungsempfeh-lungen ist im IAO-Shop für 280 Euro zuzüglich Porto und Verpackung erhältlich: Hans-Jörg Bullinger / Elke Kiss Preußinger / Dieter Spat (Hrsg.): "Automobilentwicklung in Deutschland - wie sicher in die Zukunft? Chancen, Potenziale und Handlungsempfehlungen für 30 Prozent mehr Effizienz", Stuttgart 2003.
Ansprechpartner:
Dipl.-Ing. Dietmar Raschke
Telefon 07 11 / 9 70-54 56, Fax -22 99, dietmar.raschke@iao.fraunhofer.de
Weitere Informationen:
http://www.30-prozent-studie.de
http://www.fraunhofer.de/mediendienst