Schering unterstützt Stiftungsprofessur zur Nervenforschung
Die Verstärkung von Forschung und Lehre bei der Entwicklung neuer diagnostischer Verfahren in der Neurologie und Neuroradiologie mittels Magnetresonanztomographie am Nervensystem strebt die Medizinische Fakultät an. Eine dafür eingerichtete Stiftungsprofessur, unterstützt von der Schering AG (Berlin) und eingebunden in die Neurologische Klinik und die Abteilung für Neuroradiologie, wurde mit Martin Bendszus besetzt und im Rahmen eines Festaktes gefeiert.
Nach der Begrüßung durch Universitätspräsident Axel Haase folgten Grußworte von Ministerialrat Raimund Külb vom Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Dekan Stefan Silbernagl und Klinikumsdirektor Christoph Reiners. Vorstandsmitglied Günter Stock erläuterte die Forschungsphilosophie von Schering und forderte dazu auf, Stiftungsprofessuren nicht nur als willkommene Geschenke bei rückläufigen staatlichen Mitteln zu sehen, sondern als planmäßig integrierte Elemente gemeinsamer Forschung von Universitäten und Wirtschaftsunternehmen. Klaus Toyka, Direktor der Neurologischen Klinik, eröffnete im Anschluss einen wissenschaftlichen Teil.
Wie dabei im Hörsaal Neurologie/Neurochirurgie deutlich wurde, ist es heute mit der Magnetresonanztomographie (MRT) routinemäßig möglich, Tumore, Schlaganfälle und Entzündungen im Nervensystem zunächst ohne weitere Kontrastmittel beim wachen Patienten darzustellen. Allerdings bilde die MRT nur unspezifische Gewebeveränderungen ab, die gewonnenen Bilder erlaubten nur begrenzte Aussagen über mögliche Ursachen der Befunde.
Ziel des interdisziplinären Forschungsprojekts "Neuroimaging" sei es, durch Entwicklung und Einsatz neuer Kontrastmittel die Aussagekraft der MRT zu erhöhen. Hier stelle die Einrichtung der Stiftungsprofessur "Neuroimaging" ein wichtiges Bindeglied zwischen den Abteilungen dar.
Der Gruppe um Martin Bendszus (Neuroradiologie) und Guido Stoll (Neurologie) sei es in neuesten Untersuchungen experimentell an Krankheitsmodellen gelungen, bei Nervenverletzungen und beim Schlaganfall nicht nur den Schaden darzustellen, sondern erstmalig die Einwanderung von Blutzellen (Makrophagen) in diese Läsionen am lebenden Organismus im MRT sichtbar zu machen. Dies sei ein bedeutender Fortschritt, da Makrophagen bei vielen neurologischen Erkrankungen entscheidende Effektorzellen darstellten, die für die Krankheitssymptome verantwortlich sind. Damit eröffne sich mittelfristig die Möglichkeit, aktive Schädigungs- und Entzündungsprozesse des Nervensystems, so auch bei der Multiplen Sklerose, ohne Eingriffe am Patienten sichtbar zu machen.
Diese neue Methode dürfte auch bei allgemein-medizinischen Erkrankungen, wie zum Beispiel Abstoßungsreaktionen nach Organtransplantation und Gelenkentzündungen, einsetzbar sein. Bisher sei man zur Sicherung der Diagnose eines aktiv entzündlichen Prozesses auf die operative Entnahme von Gewebe zur histologischen Untersuchung angewiesen gewesen. Nun wolle man diese Technologie für die Anwendung beim Menschen weiterentwickeln und in Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Biophysik der Universität unter Einsatz von modernsten Hochfeld-Magnetresonanztomographen die räumliche Auflösung im Experiment verbessern.
In einem zweiten Projektteil beschäftigt sich die Arbeitsgruppe mit der Entwicklung und Erprobung von neuen MR-Kontrastmitteln zur Darstellung von Regenerationsprozessen und plastischen Veränderungen im Nervensystem, die sich bislang durch die MRT noch gar nicht erfassen lassen, denen aber große klinische Bedeutung zukomme.