Der "Neue Pauly" erschließt die alte Welt
Abschluss eines umfangreichen Lexikonprojekts
Mit dem Erscheinen des letzten Bandes "Register, Listen, Tabellen" unmittelbar vor Weihnachten ist für die Fachgebietsredaktionen in der Vergleichenden Religionswissenschaft des Erfurter Professors Dr. Jörg Rüpke die langjährige Arbeit an einem altertumswissenschaftlichen Großprojekt beendet. Mit insgesamt neunzehn Bänden, die seit 1996 im Metzler-Verlag (Stuttgart/Weimar) erschienen, wurde das ehrgeizige Projekt abgeschlossen. "In relativ kurzer Zeit wurde der Forschungsstand einer Disziplinengruppe erschlossen, die über Klassische Philologie, Alte Geschichte, Archäologie und Religionswissenschaft weit hinausgewachsen ist und alle auf das Mittelmeer bezogenen Fächer einbezieht, die Altorientalistik ebenso wie die Judaistik, Kirchengeschichte, Sprach- und Textwissenschaft", so Rüpke.
Der Rezeptions- und Wirkungsgeschichte war nicht nur Platz in den Artikeln des altertumswissenschaftlichen Teils eingeräumt. In fünf eigenen Bänden wurden darüber hinaus die nachantike Präsens zentraler Phänomene und Begriffe der Antike sowie die Wissenschaftsgeschichte in Amerika wie Asien, Afrika wie Europa aufgearbeitet.
In Erfurt haben die Fachgebietsredaktionen für Religionsgeschichte (Andreas Bendlin) sowie Lateinische Philologie und Rhetorik (Jörg Rüpke) ihre Ordner bereits geschlossen und Festplatten gelöscht, die bei der Betreuung von über zweihundert Autoren aus aller Welt und über tausend Artikeln mit Längen zwischen einer viertel und sechzehn Spalten nützlich waren. "Trotz einiger unangenehmer Korrespondenzen war die Zusammenarbeit mit den Autoren wie der Zentralredaktion erfreulich; die Vielzahl wissenschaftlicher Kontakte, die sich daraus ergaben, überraschend", resümiert Rüpke.
Vorbild des "Neuen Pauly" war "Pauly-Wissowa's Realenzyklopädie", ein Antikenlexikon in 83 Bänden, das 1891 durch den Religionsgeschichtler Georg Wissowa begonnen wurde und 1980 mit dem fünfzehnten Supplementband abgeschlossen war. "Daß einzelne Artikel monographischen Umfang annahmen, eine umfassende Prosopographie der Antike vorgelegt und in immer neuen Ergänzungsbänden und Nachträgen aktualisiert wurde, hat die anfängliche Planung von zehn Bänden und einem Entstehungszeitraum von zehn Jahren schnell gesprengt, aber zugleich der deutschen Sprache Unverzichtbarkeit in den altertumswissenschaftlichen Disziplinen verschafft". Zumindest letzteres werde der "Neue Pauly" nicht mehr können, so Rüpke: Der erste Band der englischen Übersetzung (Brill/Leiden) ist bereits erschienen.
Weitere Informationen/Kontakt: Prof. Dr. Jörg Rüpke 0361-7894691