Briefe an Jean Paul zum ersten Mal zum ersten Mal in einer historisch-kritischen Ausgabe
In den zwanziger Jahren wurde im Auftrag der Preußischen Akademie der Wissenschaften mit der Historisch-kritischen Ausgabe der Werke und Briefe Jean Pauls begonnen, die jetzt durch eine von Norbert Miller herausgegebene 9-bändige Edition ergänzt wird. Den bereits edierten Briefen von Jean Paul werden die Gegenbriefe komplementär zur Seite gestellt, so dass der erhaltene Briefwechsel des Autors erstmals vollständig vorliegen wird. Die etwas mehr als 2.200 Briefe von annähernd 400 Korrespondenten sind bislang erst zu etwa einem Drittel bekannt gewesen, vor allem durch Publikationen des 19. Jahrhunderts, in denen sie stark gekürzt und redaktionell überarbeitet, oft an entlegener Stelle erschienen sind.
Das Netz der Jean Paulschen Korrespondenzen zieht einen weiten Bogen um Briefpartner aus unterschiedlichsten sozialen, regionalen und beruflichen Zusammenhängen: Es umfasst Pfarrer, Lehrer, höhere Beamte und deren Frauen im Fürstentum Bayreuth ebenso wie die intellektuellen Kreise im Weimar, Leipzig oder Berlin der Zeit um 1800. Einbezogen sind Caroline und Johann Gottfried Herder, Charlotte von Kalb, Friedrich Heinrich Jacobi und Johann Wilhelm Ludwig Gleim, die preußische Königin Luise, Rahel Levin Varnhagen, Achim von Arnim oder E. T. A. Hoffmann.
Der jetzt vorliegende 1. Band dokumentiert den Zeitraum, in dem der mittellose Pfarrerssohn und Theologiestudent Johann Paul Friedrich Richter das "Brodstudium" aufgibt, um seinen philosophischen und literarischen Interessen zu folgen und Schriftsteller zu werden. Ein knappes Jahrzehnt sucht der junge Autor mit der Veröffentlichung von Satiren sein Publikum, das er schließlich als Erzähler und Romancier "Jean Paul" findet: Im Frühjahr 1793 erscheint, durch Karl Philipp Moritz an den Berliner Verleger Carl Matzdorff vermittelt, "Die unsichtbare Loge" mit der beigegebenen Erzählung "Leben des vergnügten Schulmeisterleins Maria Wuz in Auenthal". Dazwischen liegt, gruppiert um das Schlüsseldatum der Todesvision vom 15. November 1790, eine Phase der inneren und erzählerischen Neuorientierung.
Im Dialog mit Freundinnen, Freunden und auswärtigen Korrespondenzpartnern wird der Weg dieser Jahre mit vollzogen: Die 1786 und 1790 gestorbenen Jugendfreunde Adam Lorenz von Oerthel und Johann Bernhard Hermann, Pfarrer Erhard Friedrich Vogel, die Zeitschriftenherausgeber August Gottlieb Meißner und Johann Wilhelm von Archenholtz, später der Lehrer Friedrich Wernlein und der langjährige Freund Christian Otto haben daran ebenso ihren Anteil wie die Freundinnen Renate Wirth, Helene Köhler und Amöne Herold. Die frühen Briefe an Jean Paul lassen zugleich eine aktive Rezeption zeitgenössischer Diskussionen und Ereignisse wie der Französischen Revolution erkennen. Die Korrespondenz bis 1793 erweist sich damit auch als ein reicher regionalgeschichtlicher Quellenfundus.
Weitere Informationen: Dr. Monika Meier, Jean-Paul-Edition, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Tel: 0331/2796104, Fax: 0331/2796130, email: meier@bbaw.de
Band 1: Briefe an Jean Paul 1781 - 1793
Herausgegeben von Monika Meier
Berlin: Akademie Verlag 2003
XXVII, 763 S., 12 Tafeln, 145 x 220 mm
Leinen, 2 Teilbände, zus. Euro 99,80
ISBN: 3-05-003201-4
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