Vom Leck in der Zellmembran
Bernard Katz-Lecture 2004 für Dr. Noam Zilberberg / Physiologen ehren Nachwuchswissenschaftler aus Israel / Preisverleihung und Vortrag am 8. März in Heidelberg
Der Preisträger 2004 der Bernard Katz-Lecture ist Dr. Noam Zilberberg von der Ben-Gurion-Universität, Beer Sheva. Für seine grundlegenden Beiträge zum Verständnis der molekularen Funktionsweise von Zellmembranen wird er am 8. März in Heidelberg geehrt. Preisverleihung und Ehrenvortrag finden um 11.15 Uhr im großen Hörsaal des Instituts für Pathologie, Im Neuenheimer Feld 220, statt.
Die Bernard Katz-Lecture wurde 1991 vom Heidelberger Nobelpreisträger Prof. Dr. Bert Sakmann, Max-Planck-Institut für Medizinische Forschung, aus Preismitteln gestiftet, um das Lebenswerk seines akademischen Lehrers, des britischen Nobelpreisträgers Sir Bernard Katz (1911 - 2003), zu würdigen. Im jährlichen Wechsel wird in Deutschland oder Israel ein junger Wissenschaftler ausgewählt, um im jeweils anderen Land die Ehrenvorlesung zu halten. Der Preis wird von der Alexander von Humboldt-Stiftung verwaltet, das Preisgeld beträgt US $ 7.000.
Sir Bernard Katz, geboren in Leipzig, emigrierte 1935 nach London, wo er als junger Mediziner seine Forschungsarbeiten fortsetzte. Seine Arbeiten zur Erregungsübertragung zwischen Nerv und Muskel schufen die Grundlagen für die moderne Physiologie von Synapsen, den Kontaktstellen der Nervenzellen. Sir Bernard Katz war von 1952 bis 1978 Professor und Head of Biophysics am University College London und Nobelpreisträger für Medizin im Jahr 1970.
Die Forschung von Dr. Zilberberg stellt ein hervorragendes Beispiel für die konsequente Weiterentwicklung der Physiologie elektrisch erregbarer Zellen in der Tradition von Bernhard Katz und Bert Sakmann dar. Sie bietet die Grundlage für die weitere Erforschung von Ursachen und neuen Therapien von Herz-Kreislauf- und Nerven-System.
Wie Nerven- und Muskelzellen über Ionenkanäle ihre Aktivität regulieren
Die Zellen unseres Nervensystems, aber auch Muskulatur und Herz werden durch schnelle Schwankungen ihres elektrischen Potenzials aktiviert. Dafür sind in ihre Membran Proteine eingelagert, die sich bei Bedarf zu einer Pore öffnen können, durch die geladene Salzteilchen (Ionen) fließen. Diese "Ionenkanäle" bestimmen Dauer und Intensität der Aktivierung. Seit langem ist bekannt, dass die Leitfähigkeit für Kalium-Ionen dabei eine besondere Rolle spielt: sie stabilisieren das Membranpotential bei negativen Werten und wirken im Ruhezustand einer Erregung der Zellen entgegen. Diese "Leck-Leitfähigkeit" wurde unter anderem von Sir Bernhard Katz bereits in den vierziger Jahren beschrieben.
Dr. Noam Zilberberg geht der Frage nach, wie die elektrische Erregbarkeit verschiedener Zellen im Organismus durch eine spezielle Art von Kalium-Kanälen reguliert wird. Er hat die biophysikalischen Vorgänge bei der Ionenleitung durch die Kanäle analysiert, ihre Regulation durch verschiedene zelluläre Signalmoleküle (sog. Phosphokinasen) und den pH untersucht sowie die molekularen Signale, die den Einbau der Kanäle in die Zellmembran steuern. Auch war er an der Entdeckung weiterer verwandter Moleküle beteiligt, so dass heute eine Fülle von Genen bekannt ist, die in verschiedenen Spezies über 50 verschiedene solcher Ionenkanäle kodieren ("2-Poren-Domänen-Kanäle").
Moderne molekularbiologische Verfahren erlauben die Isolation dieser Gene und Vorhersagen über die von ihnen kodierten Proteine. Anschließend kann man ihre Funktion genau mit Hilfe der "patch clamp" Technik studieren. Mit diesem von den Nobelpreisträgern Bert Sakmann und Erwin Neher entwickelten Verfahren kann der Stromfluss durch einzelne Ionenkanäle beobachtet und damit Physiologie - also die funktionelle Messung von Lebensvorgängen - auf molekularem Niveau betrieben werden.
Dr. Zilberberg hält seinen Vortrag zum Thema "Regulated Gating of Leak Potassium Channels" am 8. März um 11.15 Uhr im großen Hörsaal des Instituts für Pathologie, Im Neuenheimer Feld 220, EG, Raum 22.
Interessierte Journalisten und Zuhörer sind herzlich eingeladen!
Weitere Information im Internet:
http://www.nobel.se/medicine/laureates/1970/katz-bio.html
http://www.nobel.se/medicine/laureates/1991/index.html
http://www.bgu.ac.il/life/Faculty/Noam/index.htm
Ansprechpartner:
Prof. Dr. Andreas Draguhn
Institut für Physiologie und Pathophysiologie
E-mail: andreas.draguhn@urz.uni-heidelberg.de
Internet: http://www.rzuser.uni-heidelberg.de/~bn2/
Programm im Internet zum Herunterladen:
http://www.med.uni-heidelberg.de/Aktuelles/Downloads/katz2004.doc
Diese Pressemitteilung ist auch online verfügbar unter
http://www.med.uni-heidelberg.de/aktuelles/
Weitere Informationen:
http://www.nobel.se/medicine/laureates/1970/katz-bio.html
http://www.nobel.se/medicine/laureates/1991/index.html
http://www.bgu.ac.il/life/Faculty/Noam/index.htm
http://www.rzuser.uni-heidelberg.de/~bn2/
http://www.med.uni-heidelberg.de/aktuelles/