Caesar ist in der Stadt
Ausstellung der spektakulären Funde aus Pantelleria vom 6. März bis 12. April 2004 auf Schloß Hohentübingen
Am 14. August letzten Jahres entdeckte das Grabungsteam von Professor Thomas Schäfer, Direktor des Instituts für Klassische Archäologie, auf der Akropolis der italienischen Insel Pantelleria drei außerordentlich gut erhaltene Marmorportraits. Die Bildnisse von Caesar, Antonia Minor und Titus Flavius Vespasianus sind seit vergangenem Samstag im Museum Schloß Hohentübingen zu bewundern.
Die drei stehen im Mittelpunkt der von Markus Maria Schilling aufwendig gestalteten Ausstellung "Caesar ist in der Stadt". Der Raum mit den Büsten ist der Zisterne nachempfunden, in der die Köpfe gefunden wurden. Da zufälligerweise gerade das ZDF einen Film über die Grabungen drehte, als die drei einzigartigen Portraits zu Tage gefördert wurden, gibt es außerdem ein Video darüber zu sehen.
Die Büsten des Caesar und der Antonia entstanden vermutlich in den 40er Jahren des ersten Jahrhunderts nach Christus. Titus' Portrait ist ein wenig jünger. In überlebensgroße Ganzkörperstatuen eingelassen gehörten die drei wohl zu einer Kaisergalerie, wie jedes bedeutende Municipium sie besaß. Die Statuen waren Objekte des Kaiserkults, der die autonom verwalteten Städte an das Kaiserhaus binden sollte. Laut Thomas Schäfer lassen die Fundumstände auf eine rituelle Bestattung der Portraits schließen. Die Köpfe wurden nicht in die Zisterne geworfen, sondern sorgfältig niedergelegt. Davon zeugt nicht nur ihr guter Zustand, sondern auch die Beifunde. Große Mengen von zerschlagenem italischem Speisegeschirr, sogenannter "Terra Sigillata", sowie Rinderknochen und das Skelett eines Hundes deuten auf sakrale Opferungen hin.
Eigentliche Absicht des deutsch-italienischen Gemeinschaftsprojekts war es, die Überreste der punischen Kultur auf der Insel zu finden. Denn Pantelleria, vor der tunesischen Küste gelegen, gehörte zu Karthago, bevor es im Zuge der punischen Kriege von den Römern erobert wurde. Die drei Portraits jedoch stammen aus jüngerer Zeit und zeugen von einer schon vollzogenen Akkulturation.
Nicht zuletzt die guten Beziehungen Thomas Schäfers zu seinem italienischen Kollegen Massimo Osanna sowie zu dem zuständigen sizilianischen Denkmalschützer Sebastiano Tusa ermöglichten eine so schnelle Ausstellung der wertvollen Stücke in Deutschland, die von Tübingen nach Rom, Paris, Tokyo und New York weiterwandern werden.
Für nähere Informationen:
Prof. Dr. Thomas Schäfer, Institut für Klassische Archäologie
(07071) 29-71378; thoschae@uni-tuebingen.de
http://www.uni-tuebingen.de/uni/qvo/highlights/h29-caesar.html
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