Prüfungen in der Humanmedizin
Notenvergabe in klinischem Studienabschnitt etabliert
Nach der zum 1.10.2003 in Kraft getretenen neuen Approbationsordnung (ÄAppO) müssen die medizinischen Fakultäten universitätsspezifische Prüfungen für benotete Scheine entwickeln und validieren. Der Fachbereich Humanmedizin der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt/Main hat beschlossen, keine MC-basierten Prüfungen im klinischen Abschnitt durchzuführen und entwickelt seit längerem alternative Prüfungsformate.
Nach der Validierung erfolgt derzeit der Aufbau geeigneter Fragensammlungen in Form von fachspezifischen Datenbanken. Diese umfassen bisher 8 Bereiche:
Biomathematik (Querschnittsbereich 1)
Hygiene/Mikrobiologie
Innere Medizin
Notfallmedizin (Querschnittsbereich 8)
Pathologie
Pharmakologie
Radiologie (Querschnittsbereich 11)
Untersuchungskurs der klinischen Fächer (Teil des Leistungsnachweises "Innere Medizin")
Die Testklausuren am Fachbereich setzen sich bisher so zusammen, dass 60 Prozent der Maximalpunktzahl mit frei anzugebenden oder- Reihungsfragen (aktives Wissen) erreicht werden können, und nur 40 Prozent durch Markieren richtiger Antworten aus vorgegebenen Möglichkeiten (passives Wissen).
In Vorarbeiten wurde die Eignung von offenen Fragen, von Befunden typischer Bildelemente, von Reihungsfragen sowie modifizierter MC-Fragen (mit mehr als einer richtigen Möglichkeit) für Wissensüberprüfungen durch die Fachvertreter validiert und getestet. Der Fragenkatalog wird in Zukunft auf alle Fächer und Querschnittsbereiche (QB) ausgeweitet.
Ein großes Problem des bisherigen klinischen Studiums war, dass für die Erteilung von Leistungsnachweisen nicht in allen Fächern eine Prüfung nötig war. Die Studierenden konnten dementsprechend Leistungsnachweise im klinisch-praktischen Ausbildungsabschnitt ohne eine explizite Wissensüberprüfung erlangen. Nach der neuen Approbationsordnung müssen Benotungen in allen Fächern, Querschnittsbereichen und Blockpraktika zwingend durchgeführt werden.
Um das Studium der späteren Berufssituation anzupassen, hat der Fachbereich Medizin der JWG-Universität sich entschlossen, die für die Benotungen erforderlichen Prüfungen folgendermaßen auszurichten:
Die Auswahl der erwarteten Antworten geschieht im Hinblick auf die im PJ zu erwartenden Anforderungen, d.h. die freie Formulierung von Antworten.
Eine Schwerpunktsetzung der Fragen auf häufige, in der allgemeinen Praxis relevante bzw. auf akut handlungsbedürftige Erkrankungen.
Eine Eliminierung bzw. Reduktion der Möglichkeit, durch Ratestrategien eine Prüfung erfolgreich zu bestehen.
Derzeit sind nur die schriftlichen medizinischen Staatsexamina formal festgelegt, und zwar auf die Auswahl einer und nur einer richtigen Antwort aus fünf Möglichkeiten. Obwohl keine systematischen Untersuchungen hierzu vorliegen, bestätigt sowohl die eigene Erfahrung, als auch die Angaben vieler Studierenden, das eine Einschränkung der vorgegebenen Möglichkeiten auf zwei Alternativen häufig möglich ist; dies führt zu einer Ratewahrscheinlichkeit von 50 Prozent, d.h. das zum Bestehen wirklich erforderliche Wissen ist wesentlich geringer, als allgemein angenommen wird. Besonders wichtig ist in diesem Zusammenhang der Hinweis darauf, dass die Art der Prüfungen das Lernverhalten der Studierenden stark beeinflusst.
Die Zusammenarbeit mit den einzelnen Fachvertretern bei der Zusammenstellung der Fragen gestaltet sich dabei vielversprechend. Viele Dozenten sind sehr froh darüber, dass die Mängel der medizinischen Ausbildung auch durch Optimierung der bisherigen Prüfungsgestaltung angegangen werden.
Weitere Informationen unter:
Pressestelle des Klinikums der JWG-Universität Frankfurt ricarda.wessinghage@kgu.de
Dekanat des FB Medizin, j.schulze@em.uni-frankfurt.de; stefan.drolshagen@kgu.de