Chemotherapie nach der Operation verbessert Überlebenschancen
(SPERRFRIST: 18. März 2004, 1 Uhr) Europäische Studie im "New England Journal of Medicine" belegt Nutzen bei Bauchspeicheldrüsenkrebs / Chirurgische Universitätskliniken Heidelberg und Liverpool federführend
Patienten, die an einer Krebserkrankung der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) leiden, profitieren nach der Entfernung des Tumors von einer zusätzlichen Chemotherapie: Die Zahl der Patienten, die länger als fünf Jahre leben, wird dadurch mehr als verdoppelt. Dies ist das Ergebnis der größten internationalen Multicenter-Studie zur Behandlung des Pankreaskarzinoms; sie wird morgen in der aktuellen Ausgabe der renommierten amerikanischen Fachzeitschrift "New England Journal of Medicine" veröffentlicht.
Fast 30 Prozent der Patienten, die sowohl operiert wurden als auch Chemotherapie mit dem Medikament Fluoruracil erhielten, lebten fünf Jahre und länger, im Vergleich zu den 11 Prozent der Patienten, die nur operiert wurden. Eine zusätzliche Strahlentherapie (Chemoradiotherapie) nach der Operation brachte dagegen keine Vorteile.
Die Studie, an der in den vergangenen zehn Jahren mehr als 280 Patienten teilnahmen, wurde von der "European Study Group for Pancreatic Cancer", durchgeführt und von den Zentren in Heidelberg und Liverpool federführend geleitet. "Mit dieser Studie ist erstmals wissenschaftlich belegt worden, dass zusätzliche Chemotherapie den Patienten kostbare Lebenszeit bringt", erklärt Professor Dr. Dr. h.c. Markus W. Büchler, Geschäftsführender Direktor der Chirurgischen Universitätsklinik Heidelberg und Co-Autor des Artikels im "New England Journal of Medicine".
Behandlungsergebnisse beim Pankreaskarzinom bislang wenig befriedigend
Das Pankreaskarzinom ist die fünfthäufigste Todesursache durch ein Tumorleiden; jährlich erkranken daran in Deutschland ca. 10.000 Menschen. Bislang sind die Behandlungsergebnisse noch nicht befriedigend: Weniger als 10 Prozent der Betroffenen leben länger als fünf Jahre. Gute Chancen haben jedoch Patienten, deren bösartiger Tumor frühzeitig entdeckt und entfernt werden kann; dies ist bei etwa 20 Prozent der Betroffenen möglich.
"Wegen schlechter Aussichten wurde früher oft auf eine Behandlung des Pankreaskarzinoms verzichtet", sagt Professor Büchler. Neue chirurgische Methoden und der gezielte Einsatz von Chemotherapie würden diesen Pessimismus jedoch nicht mehr rechtfertigen. Entscheidend ist, dass die Patienten in einem Zentrum behandelt werden, das ausreichend Erfahrung mit der Erkrankung und ihrer Therapie hat.
Ob die "adjuvante" Chemotherapie, die zusätzliche Behandlung nach der operativen Entfernung des bösartigen Tumors - wie bei anderen Tumorarten bereits nachgewiesen - auch beim Pankreaskarzinom die Überlebenschancen steigert, war bislang umstritten. Die Gabe von zellabtötenden Medikamenten soll nicht erkennbare Absiedelungen des Tumors, sogenannte Mikrometastasen, zerstören und Tumorzellen in Blut- oder Lymphbahnen abtöten sowie gleichzeitig eine Rückkehr des ursprünglichen Tumors verhindern. "Die adjuvante Chemotherapie wird nach den Ergebnissen der Studie wahrscheinlich zum Therapiestandard werden," sagt Professor Büchler.
Die europäische Studiengruppe wird in weiteren klinischen Studien untersuchen, wie die Behandlung des Pankreaskarzinoms optimiert werden kann. Dabei soll u.a. der Einsatz anderer Chemotherapeutika bei der adjuvanten Therapie getestet werden.
Ansprechpartner:
Professor Dr. Dr. h.c. Markus W. Büchler, Geschäftsführender Direktor der Chirurgischen Universitätsklinik Heidelberg:
06221 / 56-6201 (Sekretariat Frau Alffermann)
Literatur:
Neoptolemos JP, Buechler MW et. al., A Randomized Trial of Chemoradiotherapy and Chemotherapy after Resection of Pancreatic Cancer, New England Journal of Medicine 2004;350:1200-10
(Die Veröffentlichung kann bei der Pressestelle des Universitätsklinikums angefordert werden unter contact@med.uni-heidelberg.de, oder per Telefon unter 06221 / 56-4537)
Weitere Information im Internet:
http://www.nejm.org
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