30 Jahre Helsinki-Konvention - 30 Jahre Umweltüberwachung in der Ostsee am Standort Warnemünde
In diesem Monat jährt sich zum 30. Mal der Abschluss der Helsinki-Konvention. Am 22. März 1974 einigten sich in Helsinki alle der damals sieben Ostseeanrainer-Staaten auf dieses Vertragswerk zum Schutz der Meeresumwelt der Ostsee. Die Warnemünder Ozeanographen vom damaligen Institut für Meereskunde waren von Anfang an involviert.
Für die DDR führten sie bereits seit 1969 ein umfangreiches Untersuchungsprogramm in der Ostsee durch. Auf 5 Ausfahrten pro Jahr wurden Messungen zum Wasseraustausch zwischen Nord- und Ostsee, zur Zusammensetzung des pflanzlichen und tierischen Planktons sowie zur Entwicklung verschiedener Umweltparameter durchgeführt. Darüber hinaus wurde die Belastung des Wassers mit Schadstoffen untersucht. Sie waren also bestens gerüstet als sie offiziell mit dem Beitrag der DDR zu dem international abgestimmten Untersuchungsprogramm der Helsinki-Konvention - dem so genannten HELCOM-Monitoring - beauftragt wurden. Zusammen mit Schweden und Finnland nahmen sie bald eine führende Rolle bei der Überwachung der Meeresumwelt der Ostsee ein. Als erste Arbeitsgruppe konnten sie den statistisch abgesicherten Nachweis erbringen, dass das Ostseewasser hinsichtlich Temperatur, Salz- und Sauerstoffgehalt sowie der Belastung des Wassers mit Algennährstoffen in Zeiträumen von Jahrzehnten deutliche Veränderungen aufwies. Diese Ergebnisse waren ein wesentlicher Eckpfeiler der so genannten Periodischen Zustandseinschätzungen der Ostsee und beeinflussten so politische Empfehlungen zum Schutz und zur Sanierung der Ostsee.
Vor dem Hintergrund des Kalten Krieges und der deutschen Zweistaatlichkeit war die Durchführung dieser Aufgaben nicht immer leicht. Andererseits bot die internationale Konvention auch die Möglichkeit des ansonsten stark eingeschränkten grenzübergreifenden wissenschaftlichen Austausches.
Prof. Dietwart Nehring, ehemalig hauptverantwortlich für die chemischen Untersuchungen im Rahmen des Monitoring erinnert sich: "1977 lud die HELCOM zu einem Workshop nach Kiel ein, auf dem alle am Untersuchungsprogramm beteiligten Einrichtungen ihre Methoden vergleichen sollten. Im Praktikumssaal des Kieler Instituts für Meereskunde saßen ost- und westdeutsche Ozeanographen nebeneinander und tauschten ihre Arbeitserfahrungen aus. Ein für die Zeit ungewöhnliches Ereignis!"
Nach der Wende wurde das Akademie-Institut für Meereskunde geschlossen und an seiner Stelle das Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW), einer Mitgliedseinrichtung der Leibniz-Gemeinschaft, gegründet. Viele der Warnemünder "HELCOM-Forscher" fanden hier eine neue wissenschaftliche Heimat. Ihrer besonderen Expertise war und ist es zu verdanken, dass das IOW vom Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie beauftragt wurde, auch für das wiedervereinigten Deutschland das HELCOM-Überwachungsprogramm durchzuführen.