Hinter "RFID" steckt mehr als die Technologie
In der gesamten produzierenden Industrie wird das Thema "RFID" heiß diskutiert, so auch in der Podiumsdiskussion mit Logistikexperten im Rahmen des "Logistics-Forums Duisburg" der Bundesvereinigung Logistik (BVL) am 3. März 2004.
Einige Logistiker sprechen von einem "Hype", finden das Thema in der Fachwelt überbetont, sehen Parallelen zu der "E-Business"-Diskussion vor einem Jahr und fokussieren sich dabei auf die technologische Transponder-Entwicklung.
In der Diskussion stellte sich allerdings schnell heraus, dass hinter "RFID" viel mehr steckt, als die technologische Weiterentwicklung von automatischen Identifizierungssystemen. "Die lückenlose Rückverfolgbarkeit der Produkte als Ziel und die daraus entstehende Anforderung der standardisierten Integration der Produkt- und Prozessdaten in die DV-Systeme der verschiedenen Zulieferer, Produzenten und Händler ist der eigentliche Kernpunkt der Diskussion", stellte Prof. Dr. Michael ten Hompel, Leiter des Fraunhofer IML und Inhaber des Lehrstuhls für Förder- und Lagerwesen an der Universität Dortmund in der Diskussion fest. Welche technologischen Lösungen tatsächlich eingesetzt werden können, sei eher an zweiter Stelle zu diskutieren, da man hier noch am Anfang der Entwicklung stehe. RFID sei hier Mittel zum Zweck, allerdings fördere die Beschäftigung mit dieser ohne Zweifel interessanten Technologie die Mobilisierung aller Beteiligten, um zu einem neuen, branchenübergreifenden Standard zu finden, der auch aus ökonomischen Aspekten zwingend erforderlich sei.
Kontrovers wird in der Logistikwelt auch das "Vorpreschen" einzelner Unternehmen wie Wal-Mart und Metro diskutiert. So will die Metro AG noch in diesem Jahr mit der Einführung der Transpondertechnologie beginnen. Die Experten sind sich jedoch einig, dass die Diskussion dadurch an Fahrt gewinnt und die Bereitschaft der Unternehmen fördert, sich auf einen durchgängigen Standard zu einigen.
Welche Chancen in einer richtigen Vorgehensweise liegen, dies zeigt die Praxis deutlich: das Fraunhofer IML begleitete wissenschaftlich gemeinsam mit dem Europäischen Handelsinstitut EHI ein Projekt der Metro AG und des Textilherstellers Gerry Weber. In dem Konzept "Future Store" sind Transponder seit mehreren Monaten in einem Pilotprojekt getestet worden. Hier wurde der gesamte Transport vom Hersteller - weiter zurückgreifend auf dessen Lieferanten - bis zum Verkaufspunkt (Point of Sale POS) mittels Transponder-Technologie nachvollziehbar gemacht. Die Transponder wurden unter mehrfachen Aspekten getestet, so u.a. zur Diebstahlsicherung, zur automatischen Preisauszeichnung, für die vereinfachte Durchführung der Inventur und für Nachbestellvorgänge.
Parallel zu diesem Projekt führt das Fraunhofer IML z.Z. im Auftrag des Ministeriums für Wirtschaft und Arbeit des Landes Nordrhein-Westfalen eine Fragebogenaktion zum Thema "RFID" durch. Die Auswertung der Fragebögen wird im Frühjahr 2004 vorliegen.
Bildunterschrift:
Nahmen Prof. Michael ten Hompel bedeutungsvoll in die Mitte: Ministerpräsident Peer Steinbrück und Ministerialdirigent Michael Deitmers, NRW-Wirtschaftsministerium.
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