Bildungsregion Ruhrgebiet
Im Bundesvergleich "gut", aber "mangelhaft" für das nördliche Ruhrgebiet - Neuer IAT-Report fordert gezielte Bildungsanstrengungen für Problemregionen
Das Bildungsniveau im Ruhrgebiet ist nicht niedriger als in anderen Regionen Nordrhein-Westfalens, liegt mit Blick auf die Schulabschlüsse sogar über dem Bundesdurchschnitt. Probleme gibt es aber innerhalb der Region: neben den "Bildungshochburgen" im Süden lassen die Analysen besondere Defizite im nördlichen Ruhrgebiet erkennen. Zwar hat sich die Situation seit den frühen 80er Jahren bereits deutlich verbessert, doch verzeichnen Teile der Emscher-Lippe-Region einen stagnativen und unterdurchschnittlichen Trend bei den Bildungsabschlüssen für die 90er Jahre. Die Schüler beschließen ihre allgemein bildende Schulkarriere häufiger ohne bzw. nur mit dem Hauptschulabschluss und zu selten mit dem Abitur. Das zeigen Untersuchungen, die das Institut Arbeit und Technik (IAT/Gelsenkirchen) im Auftrag der Projekt Ruhr GmbH durchgeführt hat. Die Ergebnisse wurden jetzt im neuen IAT-Report 2004-02 veröffentlicht (http://iat-info.iatge.de/iat-report/2004/report2004-02.pdf).
"Besonders in den ohnehin vom Strukturwandel stark benachteiligten Regionen ist es fatal, wenn Jugendliche ohne bzw. mit eher niedrigschwelligen Abschlüssen die Schule verlassen", so die IAT-Wissenschaftler Karin Esch und Dirk Langer. Der Übergang von der Schule in die berufliche Bildung wird dadurch hochgradig gefährdet oder führt bereits an der ersten Schwelle des Arbeitsmarktes unmittelbar in die Arbeitslosigkeit.
Auffällig ist der besonders hohe Anteil von Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund in der Region. Im statistischen Mittel einiger Städte betragen die Anteile von Kindern nichtdeutscher Herkunft mehr als 30 %, was an einigen Schulen zu Migrantenanteilen von 50 % und mehr führt. Diese Nationalitäten- und Kulturvielfalt trägt dazu bei, dass elementare Lernvoraussetzungen, wie z.B. Sprache oder Konzentrationsfähigkeit, für den Schulunterricht nur noch eingeschränkt mitgebracht werden. "Um besonders hier das überdurchschnittliche Scheitern in der Schulausbildung zu begrenzen, ist es unausweichlich, die Sprachförderung als eine Schlüsselaufgabe für die nächste Zukunft zu begreifen", raten die IAT-Experten. Dabei versprechen die Investitionen in die Sprachförderung einen besonders nachhaltigen Erfolg, wenn Migrantenkinder möglichst frühzeitig - noch im Elementarbereich - die deutsche Sprache erlernen, um damit bessere Ausgangsbedingungen für das Schulsystem mitzubringen.
Das Migrantenproblem ist allerdings nur ein Aspekt der nicht ausreichenden Bildungsbeteiligung im Schulsystem. Insgesamt - so lassen insbesondere die Gelsenkirchener Zahlen vermuten - bieten Stadtteile mit hoher Arbeitslosigkeit, unterschiedlichen kulturellen Milieus, sozialem Konfliktpotenzial oder bildungsfernen Elternhäusern extrem ungünstige Lernbedingungen für Jugendliche. Gerade in der vom Strukturwandel derzeit besonders betroffenen nördlichen Ruhrgebietsregion muss die Bildung wieder einen deutlich stärkeren Stellenwert im Bewusstsein der Menschen erhalten und es sind gezielte "Bildungsanstrengungen" über die Stadtgrenzen hinweg notwendig, damit der zur Zeit ausgeprägt negative Zusammenhang zwischen sozialer Benachteiligung und Bildungserfolg aufgebrochen wird. Insofern ist es gerade hier notwendig, Familien und Schulen stärker zu unterstützen, damit ein erfolgreicher Übergang der Schülerinnen und Schüler von der Schule in die beruflichen Bildungsgänge gelingen kann.
Zum Thema "Bildungsbeteiligung im Ruhrgebiet - Auf der Suche nach einer neuen Kompensatorik" veranstalten das IAT im Wissenschaftszentrum NRW und die Projekt Ruhr GmbH, zusammen mit der Ruhr-Universität Bochum und der Universität Duisburg-Essen, eine Fachtagung am 18. Mai 2004 in Gelsenkirchen. Nach der Vorstellung der Studie werden in drei Diskussionsrunden Konsequenzen erörtert und das Leitbild einer "Neuen Kompensatorik" für eine höhere Bildungsbeteiligung vorgestellt. Eine Podiumsdiskussion "Bildung im Ruhrgebiet - Vor dem Infarkt oder vor der Fitnesskur?" beendet die Veranstaltung.
Weitere Informationen/Flyer zur Veranstaltung unter:
http://iat-info.iatge.de/aktuell/veransta/bir.pdf
Anmeldung: http://iat-info.iatge.de/aktuell/veransta/fax_bir.pdf
Für weitere Fragen stehen Ihnen zur Verfügung:
Karin Esch, Durchwahl: 0209/1707-283
Dirk Langer, Durchwahl: 0209/1707-182
*******************************************************
Claudia Braczko
Institut Arbeit und Technik
Pressereferentin
Munscheidstraße 14
45886 Gelsenkirchen
http://iat-info.iatge.de
Tel: 0209/1707-176
Fax: 0209/1707-110
e-mail: braczko@iatge.de
oder: info@iatge.de
Weitere Informationen:
http://iat-info.iatge.de/iat-report/2004/report2004-02.pdf
http://iat-info.iatge.de/aktuell/veransta/bir.pdf
http://iat-info.iatge.de/aktuell/veransta/fax_bir.pdf