Forschungen zum Kulturtransfer
Ringvorlesung der Universität Leipzig und Ausstellung zu sächsisch-französischer Geschichte
Den vielfältigen Verbindungen von Sachsen und Frankreich über die Jahrhunderte hinweg widmet sich die Universität Leipzig in einer neuen Vorlesungsreihe. Die von Dr. Matthias Middell vom Zentrum für Höhere Studien der Universität Leipzig initiierte öffentliche Ringvorlesung mit Experten aus beiden Ländern korrespondiert mit der Ausstellung "PASSAGE. Frankreich-Sachsen: Kulturgeschichte einer Beziehung von 1700 bis 2000". Am konkreten Material führen Wissenschaftler und Museumsfachleute in die historische Kulturtransferforschung ein und verdeutlichen die Geschichte einer europäischen Region mit den Bereichen Migration, Wirtschaft, Politik, Kultur, Literatur, Wissenschaft und "Bilder vom Anderen". Die Schau ist bis zum 13. Juni im Neubau des Stadtgeschichtlichen Museums Leipzig zu sehen.
Der Pariser Professor Fred E. Schrader eröffnet mit einem Vortrag über die wechselseitige Konstruktion Frankreichs und Deutschlands in der Frühen Neuzeit (22. April) die Liste international angesehener Experten. Die intensiven Beziehungen zwischen dem Handel- und Buchumschlagsplatz Leipzig und Frankreich betrachtet der Mediengeschichtler Frédéric Barbier (Paris) am 6. Mai. Eine Woche später informieren die Leipziger Kunsthistorikerin Alke Hollwedel und Museumsleiter Volker Rodekamp über Erfahrungen mit der Ausstellung und Schlussfolgerungen für eine längerfristige Zusammenarbeit zwischen Universität und Museum.
Einer der Höhepunkte dürfte der Gastvortrag "Sachsen als melting pot der deutschen Geschichte" von Michel Espagne, Direktor des Forschungszweigs "Pays germaniques" ("Deutsche Länder") an der École Normale Supérieure in Paris, am 10. Juni sein. Der Mitbegründer der Kulturforschung sieht Sachsen als Schmelztiegel Deutschlands an. Schon frühzeitig hätten sich die Sachsen über ihre Auslandsbeziehungen definiert und diese konsequent ausgebaut - auch um sich gegenüber Preußen abzugrenzen. Dr. Matthias Middell hält weitere sechs Vorlesungen.
Alle Vorträge finden in deutscher Sprache jeweils von 17.00 bis 18.30 Uhr im Neubau des Stadtgeschichtlichen Museums, Böttchergäßchen 3, statt. Die Öffentlichkeit ist herzlich eingeladen. tdh
Das Programm:
15.04. Einführung zur Theorie des Kulturtransfers und Präsentation der Ausstellung "Passage Frankreich-Sachsen. Kulturgeschichte einer Beziehung 1700 bis 2000"
22.04. Fred E. Schrader (Paris), Die wechselseitige Konstruktion Frankreichs und Deutschlands in der Frühen Neuzeit
29.04. Das Problem der europäischen Region: Die Konstruktion von Referenzräumen im Kulturtransfer
06.05. Frédéric Barbier (Paris), Buch- und Kommunikationsgeschichte im europäischen Zusammenhang
13.05. Alke Hollwedel und Volker Rodekamp (Leipzig), Erfahrungen mit der Ausstellung und Schlussfolgerungen für eine längerfristige Zusammenarbeit zwischen Universität und Museum
27.05. Steffen Sammler (Leipzig), Zu den wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Frankreich und Sachsen im 18. bis 20. Jahrhundert
03.06. Thomas Höpel (Leipzig), Einwanderung aus Frankreich nach Sachsen
10.06. Michel Espagne (Paris), Sachsen als melting pot der deutschen Geschichte
11.06. Tagung mit Vertretern von Stadtgeschichtlichen Museen in Lyon,
10-15.30 Uhr Amsterdam, Barcelona und Leipzig sowie Wissenschaftlern aus Frankreich und Deutschland zum Thema "Wie kann man die Präsentation von Stadtgeschichte europäisieren?"
17.06. Kulturtransfer in der Frühen Neuzeit
24.06. Kulturtransfer im Zeitalter der Nationalisierung
01.07. Kulturtransfer im 20. Jahrhundert. Besonderheiten unter den Bedingungen von Diktatur und Demokratie
08.07. Kulturtransfer und Transnationalisierung. Aspekte der neueren Forschung
Weitere Informationen:
Dr. Matthias Midell
Telefon: (03 41) 97- 30232
E-Mail: middell@uni-leipzig.de
Weitere Informationen:
http://www.passage-frankreich-sachsen.de
Die semantisch ähnlichsten Pressemitteilungen im idw
