Wie kommt die Nachricht in die Welt?
Hans Leyendecker ist im Sommersemester 2004 Gastdozent an der Universität Witten/Herdecke (UWH)
Er ist einer der wichtigsten deutschen Journalisten. Im Sommersemester 2004 bringt Hans Leyendecker, Leitender Redakteur der Süddeutschen Zeitung, Studierenden des Studium fundamentale der UWH den richtigen Umgang mit der Nachricht bei.
Der 1949 geborene Hans Leyendecker wird dabei auch der bisweilen zweifelhaften Qualität journalistischer Produkte auf den Grund gehen: Was bewirkt die ständige Skandalisierung für die Wahrnehmungsökonomie des Rezipienten? Was wird nicht zur Nachricht und warum? Wie muss man Nachrichten richtig lesen, und was verraten sie zwischen den Zeilen?
Leyendeckers Sinn für Recherche ist berühmt. Basis seiner Arbeit ist ein enormes Netzwerk an Kontakten. Er ist zudem ein Journalist mit außergewöhnlichen analytischen und stilistischen Fähigkeiten, der die schleichende Trivialisierung des Mediensystems scharf kritisiert. Vor allem ist ihm die Dominanz des neuerdings modischen Gerüchte- und Verdachtsjournalismus in den Medien ein Gräuel. Eine regelrechte "Enthüllungsindustrie" sei in Berlin entstanden, klagt er: "Wenn eine Geschichte wenig Neues zu bieten hat, wird einer Nachrichtenagentur eine Meldung über das exklusive Nichts angeboten. Belanglose Papiere werden in die Öffentlichkeit lanciert, indem sie für vertraulich erklärt werden. Mit dem Etikett `vertraulichŽ lässt sich alles verkaufen." So aber würden die Medien ihrer Aufgabe, vierte Gewalt im Staat zu sein, nicht mehr gerecht. Auch kritisiert Leyendecker, dass unter den Bedingungen immer stärkerer redaktioneller Mittelkürzungen investigativer Journalismus kaum noch möglich sei. Recherchejournalismus ist teuer. Die Enthüller der Watergate-Affäre hatten mehr als zwei Jahre recherchiert, bevor sie mit ihrer Geschichte an die Öffentlichkeit gingen - heute kaum noch vorstellbar.
Biografisches: Hans Leyendecker, 12.5.49, geboren in Brühl (Rheinland). Volontariat beim Stader Tageblatt, freier Journalist in Bayern. 1979 Wechsel zum Spiegel als Landeskorrespondent in Düsseldorf. 1982 erste Geschichten über die Flick-Affäre und den Parteispendenskandal. 1994 einer der Büroleiter des Spiegel in Bonn. Danach Kolumnist und Ressortleiter für besondere Aufgaben. Im Juli 1997 Wechsel zur Süddeutschen Zeitung. Diverse Geschichten z.B. Fall Schreiber und die CDU-Parteispendenaffäre.
Kontakt: Universität Witten/Herdecke, Tel.: 02302/926-848, public@uni-wh.de
Weitere Informationen:
http://www.uni-wh.de/stufu/index.html
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