TU Clausthal und Perm am Ural schlossen Kooperationsvertrag
Die bisherige Zusammenarbeit und Kooperation zwischen dem Gebiet Perm (Russland) und des Landes Niedersachsens wird zukünftig auch auf dem Gebiet der Wissenschaft fortgesetzt. Diese wissenschaftliche Kopperation umfasst gemeinsame Aktivitäten in den Bereich Bergbau und Rohstoffgewinnung. Insbesondere im Bereich des Kalibergbaus und der Erdölgewinnung ist eine intensive Zusammenarbeit geplant.
Hierzu unterzeichneten am 21. April Vertreter der TU Clausthal und der Gebietsadministration Perm einen Vertrag. Die Clausthaler Aktivitäten sind eingebunden in eine größere Initiative: Gemeinsam mit der Staatlichen Universität von Weißrussland, der Heriot Watt Universität in Edinburgh und der Staatlichen Technischen Universität Perm wurde ein Forschungsantrag zur gleichen Thematik vorbereitet, der in diesen Tagen bei der Europäischen Union eingereicht wird.
Zwischen dem Land Niedersachsen und dem Bezirk Perm existieren seit rund zehn Jahren Kontakte. "Wir messen diesem Vertrag große Bedeutung bei. Er stellt unsere Beziehungen auf eine neue Stufe", sagte Frau Svetlana Fedotova, die als Vertreterin der Gebietsadministration Perm bei der Unterzeichnung anwesend war.
Auf niedersächsischer Seite wurden die Beziehungen auf dem Rohstoff- und Energiesektor im Landesbergamt Clausthal von Herrn Kurz Machetanz koordiniert. "Wir sind hierbei insbesondere dem Landesbergamt auch zu Dank verpflichtet für den Einbezug der niedersächsischen Industrie in diese Kooperation", sagte Günter Schröder, der von Seiten der Niedersächsischen Staatskanzlei die Austauschbeziehungen politisch begleitet und fördert.
"Die TU Clausthal befindet sich derzeit in einem Umstrukturierungsprozess und das Präsidium der TU Clausthal misst dem Kompetenzfeld der Roh- und Energieversorgungstechnik große Bedeutung bei. Deshalb ist eine weitere internationale Kooperation ausdrücklich in unserem Interesse", sagte Vizepräsident Prof. Dr.-Ing. Hans-Peter Beck. Auf Clausthaler Seite wurde der Vertrag von den Professoren Busch, Langefeld und Tudeshki sowie Dr. Reinicke unterzeichnet.
In Perm herrscht die besondere Situation, dass unter einer Kalisalzlagerstätte, die abgebaut wird, ein Erdölvorkommen liegt, aus dem gefördert wird. Der gleichzeitige Abbau ist aber technisch anspruchsvoll und bringt Probleme mit sich: Die Abbaueinwirkungen der Erdölförderung und des Kaliabbaus beeinflussen den jeweils anderen Gewinnungsbetrieb. Insbesondere führen auftretende Deformationen in den geologischen Schichten, hervorgerufen durch die jeweilige Gewinnung, zu Problemen. So können beispielsweise durch die auftretenden Verformungen Leckagen in den Bohrungen zur Ölförderung auftreten. Ein weiteres Problem ist die Sicherstellung der Standsicherheit der Hohlräume des Kalilagers.
Im Rahmen dieser Kooperationen planen die Wissenschaftler der Institute für Geotechnik und Markscheidewesen (Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Busch, Dr.-Ing. Christian Fischer, Dr.-Ing. Klaus Maas,), das Institut für Bergbau (Prof. Dr.-Ing. Oliver Langefeld und Prof. Dr.-Ing. Hossein Tudeshki) sowie das Institut für Aufbereitung und Deponietechnik (Prof. Dr.-Ing.Karl Heinz Lux und Dr.-Ing. Zhengmeng Hou), gemeinsam mit den Fachkollegen aus Perm, Schottland und Weißrussland, ein Forschungsvorhaben, um ein Konzept für die Optimierung des Erdöl- und Kaliabbaus, die Erhöhung der Abbausicherheit sowie die Überwachung der Tagesoberfläche zu entwickeln.Die russische Erdölförderung sicherer und umweltverträglicher zu machen, liegt im deutschen Eigeninteresse, weil ein Großteil der deutschen Erdöl- und Erdgasimporte aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion stammt.
Dr. Kurt M. Reinicke vom Institut für Erdöl- und Erdgastechnik (ITE) stellte eine weitere Initiative vor. So ist für die Zukunft geplant, russische Erdöl- und Erdgasingenieure im Verbund mit europäischen Universitäten und einer amerikanischen Universität in Clausthal auszubilden; auf Forschungsseite strebt das ITE gleichfalls eine wissenschaftliche Kooperation an.