Erwin Teufel plädiert für eine Stärkung der Akademien der Wissenschaften
Heidelberger Akademie verleiht Kar-Freudenberg- und Walter-Witzenmann-Preis 2004 - Peter Graf Kielmansegg: "Akademie repräsentiert die Wissenschaft Baden-Württembergs wie keine andere Institution."
Rund 250 Gäste kamen am Samstag in die Alte Aula der Heidelberger Universität zur Jahresfeier der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. "Die Akademie repräsentiert die Wissenschaft Baden-Württembergs wie keine andere Institution", so deren Präsident Professor Peter Graf Kielmansegg in seiner Begrüßung. Zu Mitgliedern der Heidelberger Akademie werden Wissenschaftler gewählt, die sich durch herausragende Forschungsleistungen ausgezeichnet haben. Die Akademie der Wissenschaften dient ihnen als Forum für eine fachübergreifende Diskussion. Gerade was die oft sehr komplexen Schlüsselfragen einer modernen Gesellschaft betreffe, sei sie als Einrichtung unverzichtbar, betonte Kielmansegg: "Die Akademien sind prädestiniert für solche Debatten. Sie müssen nur lernen, das, was sie besser können als andere, bewußter und öffentlichkeitswirksamer zu tun."
Ministerpräsident Erwin Teufel schloß sich dieser Einschätzung ausdrücklich an. Der interdisziplinäre Dialog innerhalb der Akademie erweise sich in der gegenwärtigen Situation des gesellschaftlichen Umbruchs als richtungsweisend. Gerade auch von der geisteswissenschaftlichen Grundlagenforschung gingen dabei wesentliche Impulse aus: "Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, daß wir die Frage nach Europa ohne die Geisteswissenschaften beantworten können."
Die rund 5 Millionen Euro, welche das Land Baden-Württemberg für die Akademie jährlich aufwende, seien deshalb gut angelegtes Geld. Es falle aber aufgrund der schwierigen Haushaltslage schwer, das gegenwärtige Förderniveau zu halten. Ungeachtet der momentan schwierigen Rahmenbedingungen sei es jedoch erklärtes Ziel, die Rolle der Akademien der Wissenschaften in Zukunft deutlich zu stärken. Auch die Einrichtung einer nationalen Vertretung der Wissenschaft halte er deshalb für sinnvoll, so Teufel. Dabei sei jedoch zu beachten, daß "die gewachsenen und bewährten Akademien nicht geschwächt, sondern mit eingebaut werden. Was die deutsche Wissenschaft auf keinen Fall gebrauchen kann, ist eine vom Bund eingesetzte, zentralistisch organisierte Nationalakademie, die nur als Sprachrohr des Bundes fungiert!"
Auf der Jahresfeier wurden drei baden-württembergische Nachwuchsforscher für besondere wissenschaftliche Leistungen ausgezeichnet. Der mit insgesamt 6000 Euro dotierte Karl-Freudenberg-Preis ging an die Biologin Blanche Schwappach sowie an den Physiker Jürgen Berges. Schwappachs Arbeit "Zelluläre Lokalisationssignale für den intrazellulären Transport und die Qualitätskontrolle von Kanalproteinen" beschäftigt sich mit dem bislang nur unzureichend bekannten Herstellungsprozeß von Ionenkanälen. Ihre Untersuchungen könnten neue Anstöße für das Verständnis bestimmter Krankheiten wie der Mukoviszidose oder des Hyperinsulinismus liefern. Jürgen Berges Arbeit trägt den Titel "Dynamik fern des Gleichgewichts und Thermalisierung von Quantenfeldern". Dank seiner Forschungen kann erstmals die explosive Teilchenproduktion kurz nach dem Urknall in einer Quanten-Feldtheorie quantitativ beschrieben werden. Gleichfalls mit 6000 Euro dotiert ist der Walter-Witzenmann-Preis, der in diesem Jahr an den Rechtshistoriker Andreas Deutsch ging. Deutsch gelang es aufgrund eines mehrjährigen Quellenstudiums, den bislang unbekannten Autor des "Klagspiegel", eines der bedeutendsten spätmittelalterlichen Rechtsbücher, zu identifizieren.
Der Festvortrag hielt das Akademiemitglied Professor Heinz Häfner zum Titel "
Ein unzurechnungsfähiger (?) König an einem Wendepunkt deutscher Geschichte - Ludwig II. von Bayern".
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