Amerika und der Orient - zwischen Identität und Entfremdung
Internationales Symposium am 7. Juni beleuchtet das vielschichtige
Wechselverhältnis
(Mainz, 24. Mai 2004) "Orient" und "Okzident" - fast täglich begegnen uns diese scheinbaren Gegensätze in den Medien. Konflikte entstehen vor allem zwischen einer islamisch geprägten Welt und einem sich überwiegend als christlich verstehenden Abendland. Hier setzt das internationale Symposium "America and the Orient" an, das am 7. Juni an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz stattfindet: Es bringt arabische, US-amerikanische und europäische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zusammen und beleuchtet zeitgenössische und historische Aspekte des vielschichtigen Wechselverhältnisses.
Die renommierten Referenten beschäftigen sich seit langem mit dem Begriff des "Orients" und dem oft als Gegenvorstellung konstruierten Amerikabild. So wird die irakisch-jüdische Soziologin und Filmhistorikerin Ella Shohat (New York University) von ihrer Arbeit über "Forget Baghdad" berichten - eine filmische Reflexion des in der Schweiz lebenden Regisseurs Samir über die Klischees "des Juden" und "des Arabers" in den letzten hundert Jahren der Filmgeschichte. Der Diskussion geht eine Vorführung des 110-minütigen Werks im Originalton voraus. Fragen von Entfremdung und Identität greift auch die Islamwissenschaftlerin Yvonne Haddad (Georgetown University) auf, deren Vortrag sich der Vorstellung des Islam im nationalen Unterbewussten der USA widmen wird. In einem weiteren Schritt geht der Historiker Douglas Little (Clark University) auf die politische Dimension des US-amerikanischen Selbstverständnisses im Mittleren Osten ein. Schließlich setzt sich die indisch-jüdische Künstlerin Siona Benjamin (Williams College) in ihrem Diavortrag mit der für die Diaspora charakteristischen ungebrochenen Sehnsucht nach Verwurzelung auseinander. In ihren vom Islam und Hinduismus inspirierten Bildern und Collagen verbinden sich alte und neue Inhalte mit jüdischer Ikonographie zu einem Dialog der Kulturen.
Das Symposium soll dazu beitragen, eine Lücke in der amerikanistischen Forschung zu schließen: Denn die Forschungsergebnisse der Islamwissenschaften sowie der Orientinstitute haben bisher kaum Eingang in die so genannten American Studies gefunden. Die Veranstaltung möchte diese Disziplinen verbinden und gleichzeitig die politische Dimension der Nordamerikastudien betonen - die Notwendigkeit, sich gerade auch in der Folge des 11. September 2001 in die politische Wirklichkeit einzubringen.
Das Symposium wird vom Zentrum für Interkulturelle Studien (ZIS) in Zusammenarbeit mit dem Kompetenzzentrum Orient Okzident Mainz (KOOM), dem Studium Generale und dem Fachbereich Amerikanistik der Johannes Gutenberg-Universität durchgeführt. Unterstützt wird die Veranstaltung unter anderem von der Botschaft der Vereinigten Staaten von Amerika und der Deutschen Gesellschaft für Amerikastudien (DGfA). Das Symposium beginnt am 7. Juni um 9 Uhr in der Alten Mensa, Campus der Universität.
Kontakt und Informationen:
Prof. Dr. Alfred Hornung, Kerstin Vogel
Zentrum für Interkulturelle Studien (ZIS)
Tel. 06131 39-23235
E-Mail: zis@uni-mainz.de
Weitere Informationen:
http://www.zis.uni-mainz.de