Friedrich Reinert erforscht das Verhalten von Festkörperelektronen
In der Oberflächen- und Festkörperphysik gehört die so genannte Photoelektronenspektroskopie zu den wichtigsten experimentellen Methoden. Sie spielt auch in der Arbeitsgruppe des neuen Professors Friedrich Reinert eine zentrale Rolle. Dieser hat seit April eine C3-Stelle am Physikalischen Institut der Uni Würzburg inne.
Die Photoelektronenspektroskopie (PES) gründet sich auf Erkenntnisse von Albert Einstein. Dessen bahnbrechende und mit dem Nobelpreis ausgezeichnete Arbeit über die "Erzeugung und Verwandlung des Lichtes" wird im kommenden Jahr 100 Jahre alt. Sie erklärt einen quantenmechanischen Prozess, bei dem Elektronen aus einer Metalloberfläche austreten, wenn man diese mit ultraviolettem, also mit energiereichem Licht bestrahlt. "Auf der Grundlage dieses Effektes und der Erklärungen Einsteins lassen sich Informationen über die innere elektronische Struktur von Festkörpern gewinnen, wenn wir mittels PES Geschwindigkeitsverteilung und Austrittsrichtung der Photoelektronen untersuchen", erklärt Reinert.
Seine Arbeitsgruppe nutzt die PES insbesondere unter Ausnutzung höchster Energie- und Winkelauflösung. Damit sind sehr feine spektrale Strukturen nachweisbar, die Aufschluss über komplizierte und ungewöhnliche Vielteilcheneffekte in Festkörpern geben können. Zu den untersuchten Fragestellungen gehören die elektronischen Eigenschaften von Supraleitern und Schwer-Fermionen-Verbindungen sowie die Spektroskopie an niedrigdimensionalen elektronischen Modellsystemen.
Die hohe Energieauflösung erlaubt Einblicke in die grundlegenden Bindungsmechanismen an oberflächennahen Grenzflächen, zum Beispiel zwischen adsorbierten organischen Molekülen und dem Substrat. Obwohl die meisten Experimente im Labor in Würzburg machbar sind, müssen einige spezielle PES-Untersuchungen an Synchrotron-Strahlungsquellen, etwa am Elektronenspeicherring BESSY in Berlin durchgeführt werden.
Friedrich Reinert, Jahrgang 1966, studierte Physik an der Universität des Saarlandes und promovierte dort auch. Seine Doktorarbeit über hoch korrelierte Ytterbium-Verbindungen wurde mit dem Dr.-Eduard-Martin-Preis ausgezeichnet. Nach seiner Habilitation 2002 und einem Aufenthalt als Gastprofessor an der Universität Henri Poincaré in Nancy bekam er den Ruf auf die C3-Stelle am Würzburger Lehrstuhl für Experimentelle Physik II.
Kontakt: Prof. Dr. Friedrich Reinert, T (0931) 888-5758, Fax (0931) 888-5158, E-Mail:
reinert@physik.uni-wuerzburg.de