Internationale Afrika-Tagung in Hannover eröffnet
Wissenschaftsforum lenkt Fokus auf "Afrika im Kontext" / Kulturelles Programm begleitet Veranstaltung
Unter dem Motto "Afrika im Kontext" ist gestern Abend die Internationale Tagung von Afrikanisten in Deutschland (VAD) an der Universität Hannover eröffnet worden. Im Zentrum der dreitägigen Veranstaltung, die von einem umfassenden Kulturprogramm begleitet wird, stehen Fragen nach der Rolle Afrikas in der Welt - ist der Kontinent so isoliert, wie es häufig dargestellt wird, oder müssen nicht vielmehr Beziehungen zu anderen Kontinenten und Regionen der Welt hergetellt werden?
Prof. Helmut Bley, Professor für afrikanische Geschichte und 1. Vorsitzender der VAD, betonte in seiner Eröffnungsrede die Wichtigkeit der interdisziplinären und vergleichenden Betrachtung. So steht im Zentrum der Tagung der Vergleich Afrikas mit Lateinamerika - eine Region, die schon allein aufgrund des Sklavenhandels in enger Beziehung zum schwarzen Kontinent steht. Interessante Vergleiche, so Professor Bley, böten sich zudem zwischen moderner Staatlichkeit, die oft 175 Jahre alt ist, der Erfahrung mit großen Städten, den unterschiedlichen Strukturen der Selbsthilfe und der Tätigkeit der NGO's.
Des weiteren wolle die Tagung den Blick der Wissenschaftskultur in Deutschland weiten und auf andere Regionen als das eigene Land und Europa weiten, betonte Professor Bley. Ein Indiz, dass diese Absicht bereits gelungen ist, sei die große Beteiligung Studierender und Nachwuchswissenschaftler - sie stellen die Hälfte der Teilnehmenden. Drei Forderungen stellte Professor Bley in seiner Rede auf: Die Welt und Afrika müssten in den großen sozialwissenschaftlichen Disziplinen etabliert bleiben und verankert werden. Die großen Regionen der Welt bräuchten ihre Zentren innerhalb und außerhalb der Universitäten und die Vernetzung der Forschung, darunter auch die Afrikaforschung, müsse durch Vergleich gestärkt und organisiert werden.
Die VAD Tagung ist das wichtigste interdisziplinäre Forum der auf Afrika bezogenen Wissenschaften zu dem sich in Hannover rund 400 Teilnehmende angemeldet haben. Die dreitägige Veranstaltung steht unter der Schirmherrschaft von Hannovers Oberbürgermeister Herbert Schmalstieg. Durch die Zusammenarbeit der Universität Hannover mit der Hochschule für Musik und Theater sowie der Kestner Gesellschaft und der afrikanischen Literaturwissenschaft der Humboldt Universität zu Berlin wird ein kulturelles Abendprogramm angeboten, das es ermöglicht, afrikanische Kunst, Literatur und Musik zu erleben.
Eine speziell für die breite Öffentlichkeit ausgelegte Podiumsdiskussion behandelt am Freitag, 4. Juni 2004, 17.30 Uhr die Nicht-Verarbeitung des deutschen Kolonialismus. Schauspieler und Regisseure zeigen und diskutieren Filmausschnitte, die sich mit verschiedenen Aspekten des deutschen Kolonialismus beschäftigen. Zu Gast im Hauptgebäude der Universität Hannover, Welfengarten 1, Raum F 102, sind Jean Pierre Felix, Protagonist in Peter Hellers Film "Manga Bell" und Großneffe des kamerunischen Nationalhelden Rudolf Manga Bell, Peter Heller, Regisseur, Produzent und Buchautor (Filme: Die Mulattin Else oder eine deutsche Art zu lieben, Manga Bell - Verdammte Deutsche?) und Schauspieler Christian Dörner (Die Halbstarken, Der Laden), der viele Dokumentarfilme gedreht hat, die sich mit Afrika auseinandersetzen. Das gesamte Tagungsprogramm inklusive des kulturellen Begleitprogramms ist unter www.vad-ev.de zu finden.
Hinweis an die Redaktion:
Für nähere Informationen stehen Ihnen Prof. Helmut Bley und Verena Uka, M.A., unter 0511/762-5745 oder nach der Tagung per Mail unter verena.uka@vad-ev.de gern zur Verfügung.
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