Wissenschaftlicher Beirat protestiert gegen Schließung des Kölner ISO Instituts
Noch 2001 attestierte der Wissenschaftsrat dem ISO Institut zur Erforschung sozialer Chancen eine Forschungsarbeit von hoher landespolitischer Bedeutung. Jetzt stellt das nordrhein-westfälische Ministerium für Wissenschaft und Forschung die finanzielle Förderung des bislang überwiegend aus Landesmitteln finanzierten Instituts ein. Die zwangsläufige Folge: Das Institut muss seine Arbeit Ende des Jahres einstellen.
Das von dem großen Kölner Soziologen Rene König gegründete Institut muss am 31.12.2004 nach mehr als dreißig Jahren wissenschaftlich anerkannter und hochgradig praxisrelevanter Forschungsarbeit schließen. Alle derzeit noch beschäftigten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen entlassen werden. Wenn keine tragfähigen Auffanglösungen gefunden werden, sind sie akut von Arbeitslosigkeit bedroht.
Die Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats, 15 anerkannte Fachwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler und renommierte Professoren, die die Arbeit des Instituts wissenschaftlich beraten und evaluieren, protestieren in einer gemeinsamen öffentlichen Erklärung nachdrücklich gegen diese mit gesellschafts-, forschungs- und bildungspolitischen Erfordernissen und Prioritäten unvereinbare Entscheidung. Der Beirat weist darauf hin, dass das Institut einen ausgezeichneten Ruf im Bereich der empirischen Erforschung der Qualifikationsentwicklung, der Arbeitszeitforschung sowie der politischen Umsetzung von Nachhaltigkeitskonzepten hat. Politiknah im Interesse des Landes arbeitend, hat das ISO auch in der internationalen Forschung große Beachtung und Anerkennung gefunden. Dem ISO sind auf seinen Forschungsfeldern höchst beachtliche Pionierleistungen gelungen.
Nachdem die mit großen Erwartungen und Interessen von beiden Seiten verfolgte Perspektive einer Integration von Teilen des ISO in die Universität Duisburg-Essen im Februar diesen Jahres vom Ministerium für gescheitert erklärt worden ist, hält der Beirat die nunmehr zu befürchtende Vernichtung einer gewachsenen und anerkannten Forschungskapazität für unverantwortlich. Mit Verweis auf die das ISO auszeichnende Verbindung von Praxisnähe und Grundlagenforschung fordert der Beirat das Ministerium auf, seine forschungspolitische und soziale Verantwortung wahrzunehmen. Der Rückzug des Ministeriums aus der Förderung dieses Instituts steht in eklatantem Widerspruch zu den ständig von Bundes- und Landesregierung vorgebrachten Beteuerungen, den Wissenschaftsstandort Deutschland durch alle nur erdenklichen Anstrengungen zu stärken. Wenn schon die Schließung des ISO und die Kündigung aller Arbeitsverträge nicht mehr rückgängig zu machen sind, so ist zumindest dafür Sorge zu tragen, dass das wissenschaftlich und landespolitisch bedeutsame Forschungspotential des ISO durch projekt- und personenbezogene Auffanglösungen erhalten bleibt.
Gez. Prof. Dr. Werner Fricke,
Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats des ISO Instituts zur Erforschung sozialer Chancen, Köln
Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats:
Prof. Dr. Ditmar Brock, Dr. Hans Dietrich, Dr. Ingrid Drexel, Prof. Dr. Werner Fricke, Prof. Dr. Helmut Heid, Dr. Elisabeth Krekel, Prof. Dr. Helga Krüger, Prof. Dr. Günter Kutscha, Prof. Dr. Hellmuth Lange, Prof. Dr. Hartmut Neuendorff, Prof. Dr. Eckart Pankoke, Prof. Dr. Günther Schmid, Prof. Dr. Rudolf Tippelt, Prof. Dr. Rainer Trinczek, Prof. Dr.-Ing. Alexander Wittkowsky
Kontakt:
Prof. Dr. Walter R. Heinz, Institutsdirektor, email: joint.ad.venture@t-online.de; Tel.: 0421-702846
Dr. Michael Schwarz, Geschäftsführung ISO, email: michael.schwarz@iso-koeln.de; Tel.: 0221-88811208
Die semantisch ähnlichsten Pressemitteilungen im idw
