Alles soll so einfach wie möglich sein, aber nicht einfacher
Der Verbund Norddeutscher Universitäten führte am 3. und 4. Juni 2004 die Tagung "Evaluation - ein Bestandteil des Qualitätsmanagements in Hochschulen" durch. Anlässlich des zehnjährigen Bestehens des Nordverbundes diskutierten Expertinnen und Experten aus dem In- und Ausland die Anforderungen an ein zukünftiges Qualitätsmanagement in den Hochschulen.
Zuerst die schlechte Nachricht: Ein Patentrezept für ein alle Steuerungsinstrumente integrierendes Modell des Qualitätsmanagements in Hochschulen - so zumindest die Erwartung einiger Teilnehmender - konnte nicht gefunden werden.
Nun aber die gute: Noch nicht.
Hintergrund und Idee der Tagung war, die vielen verschiedenen Vefahren in der Qualitätsüberprüfung und -entwicklung sowie in der gesamten Steuerung der hochschulinternen Prozesse, die in den Universitäten des Nordverbundes in den letzten Jahren eingeführt wurden, auf ihre Schnittstellen hin zu überprüfen und die verschiedenen Instrumente auf der Tagung zu beleuchten:
Dabei wurde deutlich, dass die Leistungsparameter und -indikatoren selbst nicht steuern, sondern diejenigen, die sie interpretieren, entscheiden müssen, was aus der Interpretation folgt. Obendrein messen sie nicht immer, was sie vorgeben zu messen. Bewährt hat sich die externe Evaluation als Qualitätssicherungsverfahren in Forschung und Lehre. Die Akkreditierung von Studienprogrammen definiert Qualität als "Fitness for Purpose", sichert Deutschland weit bestimmte Standards und fordert eine höhere Orientierung an Kompetenzen und learning outcome. Dass die geringe Reputation für Lehrleistung im Vergleich zur Forschungsleistung für Wissenschaftler wenig Anreize zur Qualitätsverbesserung bietet, ist nachvollziehbar. Aber auch das Studierverhalten ist nicht nur von den Bedingungen im Studium geprägt sondern auch von äußeren Faktoren abhängig. Die "W-Besoldung" als Steuerungsinstrument soll hingegen Anreize für besondere Leistungen auf individueller Ebene schaffen und den Wettbewerb verstärken. Das Kontraktmanagement zwischen Fachbereichen und Hochschulleitungen stellt eine gute Möglichkeit dar, um die Entwicklung in einer Hochschule zu koordinieren und innovative Vorhaben zu fördern. Wichtig ist es, die gesetzten Ziele und die daraus abgeleiteten Maßnahmen auch zu verwirklichen, besonders auf den Umsetzungsprozess muss in Hochschulen mehr geachtet werden.
Entscheidend in der Qualitätsentwicklung ist es - so der Einführungsvortrag von Ada Pellert - die Fachwissenschaftlerinnen und Fachwissenschaftler für die Idee der Institution "Universität" zu erreichen. Denn gerade bei ihnen ist die Qualität hochschulischer Arbeit verankert; bisher aber identifizieren sie sich vorrangig mit den Qualitätsstandards ihres jeweiligen Faches. Immer wieder ist zu beobachten, dass in kleineren Einheiten, auf Instituts- oder Fakultätsebene, Qualitätssicherungsprozesse und die Qualität des Forschungsmanagements erfolgreich ineinander greifen. Die Motivation der Akteure durch ihre fachliche Verbundenheit ist hoch, die Identifikation und damit auch der Qualitätsanspruch an die eigene Arbeit und das nahe Umfeld sind vorhanden. Es muss den Hochschulen gelingen, den eigenen Mitgliedern den Blick auf die Institution als Ganzes stärker als bisher zu vermitteln. Nur wenn alle Beteiligten über ihr eigenes Aufgabenfeld hinaus, ein Qualitätsbewusstsein für das Ganze haben oder entwickeln, kann die Hochschule als Institution ihre Qualitätsentwicklung voranbringen.
Bei allem Handeln ist es sinnvoll, die bestehenden und erfolgreichen Instrumente auszubauen und kontinuierlich weiter zu verbessern. Es darf (oder es kann) nicht nur darum gehen, ständig Neues einzuführen.
Die Veröffentlichung der Tagungsdokumentation ist für Herbst 2004 geplant.
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