RUB-Dissertation: Deutsche Unternehmens-Webseiten können sich sehen lassen
Deutsche Unternehmen nutzen das Internet besser als ihre Wettbewerber in den USA und in anderen EU-Ländern. Das ist ein zentrales Ergebnis der Dissertation von Dr. Arne Westermann (Betreuer: Prof. em. Dr. Heinz-Dietrich Fischer, Institut für Medienwissenschaft der RUB). Der Kommunikationswissenschaftler hat die Internetseiten der jeweils 100 umsatzstärksten US-amerikanischen und ausländischen EU-Unternehmen mit jenen der 100 umsatzstärksten deutschen verglichen.
Bochum, 14.06.2004
Nr. 184
Deutsche Unternehmens-Webseiten können sich sehen lassen
Strategische Internet-Nutzung in der Unternehmenskommunikation
RUB-Dissertation: Kontakt- und Dialogangebote verbessern
Deutsche Unternehmen nutzen das Internet besser als ihre Wettbewerber in den USA und in anderen EU-Ländern. Das ist ein zentrales Ergebnis der Dissertation von Dr. Arne Westermann (Betreuer: Prof. em. Dr. Heinz-Dietrich Fischer, Institut für Medienwissenschaft der RUB). Der Kommunikationswissenschaftler hat die Internetseiten der jeweils 100 umsatzstärksten US-amerikanischen und ausländischen EU-Unternehmen mit jenen der 100 umsatzstärksten deutschen verglichen. "Bei den Top-Unternehmen sind kaum Unterschiede auszumachen", so Westermann. "Die deutschen Firmen aus der zweiten Reihe haben mit ihrem inhaltlichen Angebot im Vergleich zu ähnlichen Unternehmen aus den USA und den anderen EU-Ländern jedoch die Nase vorn." Die Studie erscheint in Kürze im Vistas Verlag.
Corporate Websites unter der Lupe
Arne Westermann hat die "Corporate Websites" der Unternehmen untersucht, zum Beispiel "unternehmensname.de" oder "unternehmensname.com": Was bieten Sie dem Journalisten, dem potenziellen Geschäftspartner oder Kunden? In seiner Studie unterzieht Westermann die Angebote einer detaillierten Inhaltsanalyse, ergänzt um eine Befragung der jeweiligen Unternehmen zu ihrem Internetauftritt.
Kleinere Unternehmen mit größerem Dialogangebot
Das Ergebnis: Je kleiner das Unternehmen ist, desto besser sind die Dialog- und Kontaktangebote im Netz, während die umsatzstärkeren Unternehmen eine größere Fülle an Inhalten bieten und die technischen Möglichkeiten des Netzes umfassender ausschöpfen. Gerade die deutschen Firmen, die nicht zu den Top 20 nach Umsatz gehören, bieten häufig mehr Kontaktangebote als die großen internationalen Konzerne.
Mehr E-Commerce in den USA
Die produktbezogene Kundenansprache ist bei den entsprechenden Internetangeboten amerikanischer Unternehmen deutlich ausgeprägter: "Hier spielt E-Commerce eine größere Rolle als in Europa", so Westermann, "während sich die Corporate Websites der europäischen Unternehmen eher an die Zielgruppen Investoren und Journalisten richten." Vor allem die umsatzstärksten europäischen Unternehmen nutzen ihre Corporate Website häufig als Portal: Für detaillierte Informationen zu einzelnen Marken oder Produkten verweisen sie auf spezielle Internetangebote.
Unterschiede im Branchenvergleich
Die Qualität des Internetangebots variiert zudem von Branche zu Branche: Besonders gut schneiden Unternehmen aus den Bereichen Automobil, Chemie/Pharma/Gesundheit sowie Logistik/Transport/Verkehr ab. "Dies gilt sowohl für die inhaltlichen Angebote als auch für die Ausschöpfung der Möglichkeiten des Internets für die Kommunikation mit den Nutzern.", sagt Westermann. Defizite sieht der Forscher und Kommunikationsberater hingegen bei Konsumgüter- und Nahrungsmittelherstellern sowie Handels- und Dienstleistungsunternehmen. "Diese Unternehmen gehen häufig sehr sparsam mit Informationen um."
Aktive Kommunikation verbessern
Das Fazit der Studie: Zahlreiche Unternehmen müssten an ihrem Kontakt- und Dialogangebot noch viel tun, so Westermann. Angebote, die über die Nennung von E-Mail-Adressen oder Telefonnummern hinausgehen, sind insgesamt rar gesät. "Es fällt auf, dass den Nutzern nur selten die Möglichkeit geboten wird, aktiv an der Kommunikation teilzunehmen, etwa über Newsgroups, Foren, Mailinglisten oder Chats. Umgekehrt partizipieren auch die Kommunikationsprofis aus den Unternehmen nur selten an entsprechenden, unabhängigen Angeboten mit thematisch-inhaltlicher Relevanz. US-amerikanische Unternehmen zeichnen sich hier durch eine etwas höhere Akzeptanz und eigene Nutzung dieser neuen Kommunikationsformen aus."
Titelaufnahme
Arne Westermann: Unternehmenskommunikation im Internet. Bestandsaufnahme und Analyse am Beispiel internationaler Großunternehmen, VISTAS Verlag Berlin, Erscheinungstermin voraussichtlich Juli 2004.
Weitere Informationen
Dr. Arne Westermann, Lehrbeauftragter am Institut für Medienwissenschaft der RUB, Hattinger Str. 299, 44795 Bochum, Tel. 0234/4524965, Mobil 0173/2810492, E-Mail: arne.westermann@rub.de