Krankenhäuser können sparen - aber keine Milliarden
Centrum für Krankenhaus-Management stellt Spar-Programm vor
Münster/Gütersloh, 16. Juni 2004. Bei Einkauf und Logistik von Krankenhäusern kann erheblich gespart werden. Das Einsparpotenzial ist allerdings niedriger als behauptet. Die Unternehmensberatung A.T. Kearny gibt an, dass die Optimierung von Beschaffungsprozessen die Kosten um 4,5 Milliarden Euro senken könne. Prof. Wilfried von Eiff, Leiter des Centrums für Krankenhaus-Management (CKM) ist anderer Meinung: "Wer an dieses Einsparpotenzial glaubt, der behauptet automatisch, dass jedes Krankenhaus in der Lage ist, im Durchschnitt 2,2 Millionen Euro nachhaltig einzusparen. Zieht man in Betracht, dass die meisten Krankenhäuser eine Betriebsgröße zwischen 250 und 450 Betten haben, wird schnell deutlich, dass die genannte Zahl viel zu hoch ist. Wir gehen von rund 750 Millionen Euro aus." Bei einer Konferenz des CKM in Düsseldorf präsentierte von Eiff jetzt ein Spar-Programm für Krankenhäuser.
Durch eine gezielte Verbesserung der Lieferkette (Supply Chain Management) könnten Krankenhäuser zwischen drei und sechs Prozent der Beschaffungskosten einsparen. Für die industriellen Partner der Krankenhäuser könnten die Logistik-Kosten zwischen vier und sieben Prozent gesenkt werden. Weitere Einsparmöglichkeiten sieht von Eiff in der Standardisierung von Produkten und Dienstleistungen sowie in der Nutzung elektronischer Plattformen für Einkauf und Logistik: "Schlagkräftiges E-Procurement ermöglicht zehn bis zwölf Prozent Einsparungen bei Beschaffungskosten", sagte Wolfgang Appelstiel, Vorstand der Klinikeinkauf Niederrhein-Westfalen. Zudem werde es immer wichtiger für Krankenhäuser, sich einem Einkaufsverbund anzuschließen, so Wilfried von Eiff.
Preisdrückerei böte hingegen nur sehr begrenzte Einsparmöglichkeiten. "Die Zeit der Rabattmarken-Vereine, die über höhere Volumen den Einkaufspreis drücken, ist vorbei", so von Eiff. Wichtig sei vor allem, dass Ärzte und Pflegekräfte ihr Verbrauchsverhalten ändern: "Es nützt wenig, wenn das Krankenhaus am Markt tolle Preis erzielt, aber den Verbrauch nicht unter Kontrolle hat", betonte Jürgen Glombig von der P.E.G. Einkaufs- und Betriebsgenossenschaft (München).
Auf dem Symposium "Best Practices im Beschaffungs-Management von Krankenhäusern" diskutierten rund 100 Experten, vorwiegend Einkaufs- und Logistikmanager aus Krankenhäusern und Klinikketten sowie Geschäftsführer von Einkaufsgemeinschaften. Sie berichteten unter anderem über positive und negative Erfahrungen in Zusammenarbeit mit der Industrie. Das Centrum für Krankenhaus-Management wurde 1994 von der Bertelsmann Stiftung gegründet und ist der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster als Institut angegliedert.
Rückfragen an: Prof. Wilfried von Eiff, Telefon: 0 251 / 833 144-0
Das Zehn-Punkte-Programm des Centrums für Krankenhaus-Management finden Sie unter www.krankenhaus-management.de.
Weitere Informationen:
http://www.krankenhaus-management.de