Neue Fortschritte bei der Bekämpfung von Leukämie bei Kindern
Die Kind-Philipp-Stiftung für Leukämieforschung im Stifterverband verleiht ihren mit insgesamt 10.000 Euro dotierten Forschungspreis 2003 an Privatdozent Dr. med. Peter Bader, Klinik für Kinderheilkunde des Universitätsklinikums Tübingen, und an Dr. med. Daniel Steinbach von der Universitäts-Kinderklinik in Jena. Beide Wissenschaftler beschäftigten sich in ihren Forschungen mit verbesserten Heilungschancen für leukämiekranke Kinder. Die Preisträger teilen sich das Preisgeld und nehmen den Preis am 18. Juni in Berlin entgegen.
Peter Bader beschäftigte sich in seinen Forschungen mit der Frage, wie Ärzte frühzeitig ein Wiederauftreten der Leukämie nach einer Transplantation erkennen können. Denn fast immer sterben Kinder an den Folgen ihrer Erkrankung, wenn sie nach der Therapie durch eine Knochenmarktransplantation erneut auftritt. Durch die sog. "Chimärismusanalyse" ist es nunmehr möglich, bei einem großen Teil der Kinder ein drohendes Wiederauftreten der Krankheit zu erkennen und durch prophylaktische Therapien zu verhindern. Bei der Chimärismusanalyse ist es möglich, die menschliche DNA zweier Menschen zweifelsfrei voneinander zu unterscheiden. Dadurch ist es gelungen, die Blutzellen eines Patienten nach einer Transplantation dahin zu untersuchen, ob sie - wie beabsichtigt - alle vom Spender abstammen. "Wir konnten Anfang der 90-er Jahre nachweisen, dass das Wiederauftreten patienteneigener Blutzellen bei fast allen Kindern zu einem Rezidiv der Grunderkrankung führt und hatten somit ein 'Frühwarnsystem'", so Preisträger Bader. Darauf aufbauend konnte gezeigt werden, dass ein Rückfall der Erkrankung prinzipiell verhindert werden kann, wenn eine weiter führende Immuntherapie begonnen wird.
Preisträger Daniel Steinbach untersuchte Patienten, deren Leukämiezellen eine hohe Resistenz gegen Chemotherapien zeigen. Bei diesen Patienten kommt es entweder zu einem schnellen Rückfall oder es wird gar nicht erst eine krankheitsfreie Phase erreicht. Steinbach erforschte die Bedeutung einiger neu entdeckter Eiweißstoffe, mit denen sich Leukämiezellen gegen die Chemotherapie schützen können. Es zeigte sich, dass Zellen, die das sog. "Multidrug-Resistance-associated Protein 3" (MRP3) herstellen, deutlich schlechter auf die Behandlung ansprechen. Als Transportprotein pumpt es verschiedenste Fremdstoffe aus der Zelle heraus, auch die Chemotherapeutika. Diese können so nicht an ihren Wirkungsort ins Innere der Zelle gelangen. Dazu der Preisträger: "Das hat zwei Konsequenzen: Patienten mit viel MRP3 brauchen eine längere und höher dosierte Therapie. Zum Zweiten muss es uns gelingen, die Pumpfunktion zu hemmen, um die Wirkung der Chemotherapie zu verbessern." Ein für andere Anwendungen zugelassenes Medikament (Probenezid) erfüllt diese Voraussetzung bereits.
Die Kind-Philipp-Stiftung für Leukämieforschung ist im Jahre 1972 von dem Textilmaschinenfabrikanten Dr.-Ing. Walter Reiners aus Mönchengladbach in Erinnerung an seinen an Leukämie verstorbenen Sohn errichtet worden. Der Zweck der Stiftung ist die Förderung der Leukämie- und Krebsforschung. Mit dem Kind-Philipp-Preis wird jährlich die beste Arbeit deutschsprachiger Autoren zur Erforschung von Leukämie und Krebs bei Kindern ausgezeichnet.
Die Preisverleihung findet am Freitag, dem 18. Juni 2004, um 16.00 Uhr im Auditorium Maximum des Lehrgebäudes der Charité, Virchow-Klinikum, Augustenburger Platz 1, 13353 Berlin, statt. Journalisten sind zur Teilnahme herzlich eingeladen.
Ansprechpartner:
Michael Sonnabend, Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft, Tel. 0201/8401-181, Email: michael.sonnabend@stifterverband.de
Weitere Informationen:
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