Schmerztherapie: Gangbare Wege aus dem Versorgungsdefizit
Strategien gegen die kostspielige Unterversorgung von Schmerzpatienten in Deutschland stellten Spezialisten der Deutschen Gesellschaft zum Studium des Schmerzes e. V. heute in der Parlamentarischen Gesellschaft in Berlin vor. Die Experten forderten vor allem eine bessere Ausbildung von Medizinstudenten in der Schmerztherapie: "Jeder vierte Patient kommt wegen Schmerzen zum Arzt. Dennoch gehört Schmerztherapie nicht zur Pflichtausbildung angehender Ärzte", bemängelte Prof. Dr. Michael Zenz, Präsident der DGSS. Zudem müsse es eine Weiterbildung zum Facharzt "Schmerztherapie und Palliativmedizin" geben. Angesichts der großen regionalen Unterschiede in der Versorgung Schmerzkranker forderten die Spezialisten außerdem ein flächendeckendes Angebot sowohl an stationären, als auch teilstationären und ambulanten Therapiemöglichkeiten.
Berlin, 17. Juni 2004
Presseinfo Nr. 6/2004
Schmerztherapie: Gangbare Wege aus dem Versorgungsdefizit
Schmerzspezialisten informieren Parlamentarier
Strategien gegen die kostspielige Unterversorgung von Schmerzpatienten in Deutschland stellten Spezialisten der Deutschen Gesellschaft zum Studium des Schmerzes e. V. heute in der Parlamentarischen Gesellschaft in Berlin vor. Die Experten forderten vor allem eine bessere Ausbildung von Medizinstudenten in der Schmerztherapie: "Jeder vierte Patient kommt wegen Schmerzen zum Arzt. Dennoch gehört Schmerztherapie nicht zur Pflichtausbildung angehender Ärzte", bemängelte Prof. Dr. Michael Zenz, Präsident der DGSS. Zudem müsse es eine Weiterbildung zum Facharzt "Schmerztherapie und Palliativmedizin" geben. Angesichts der großen regionalen Unterschiede in der Versorgung Schmerzkranker forderten die Spezialisten außerdem ein flächendeckendes Angebot sowohl an stationären, als auch teilstationären und ambulanten Therapiemöglichkeiten. "Zurzeit gibt es angebotsorientierte Nachfrage", stellte Dr. Gabriele Lindena (Institut für Klinische Analyse, Forschung und Anwendung) fest.
Gangbare Wege gegen den Schmerz
Mindestens zehn Millionen Schmerzkranke, Kosten von rund 17 Milliarden Euro jährlich allein für chronischen Rückenschmerz: "Keine andere Erkrankung betrifft so viele Patienten, keine andere Krankheit verursacht so hohe Kosten", bringt Prof Zenz das Dilemma auf den Punkt. Dabei müssen Schmerzen nicht chronisch werden, wenn man sie von vornherein richtig behandelt. Unverzichtbar ist es dafür, sämtlich Aspekte des Schmerzes bei der Therapie zu berücksichtigen: Den bio-psycho-sozialen Charakter des Schmerzes zu erfassen, hilft der einheitliche "Deutsche Schmerzfragebogen", den die DGSS gemeinsam mit anderen Fachgesellschaften entwickelt hat. Neben der Schmerzintensität gibt er auch Aufschluss über Persönlichkeits-merkmale und das soziale Umfeld der Patienten. "So haben wir die Möglichkeit, Risikofaktoren, die z. B. im Krankheitsverständnis des Patienten liegen, früh zu erkennen und zu berücksichtigen", so PD Dr. Michael Pfingsten (Universitätskliniken Göttingen).
Therapieangebote sind rar gesät
Auch wenn der Schmerz schon chronisch ist, sind mit der richtigen Behandlung durchaus Verbesserungen zu erzielen. Die dazu notwendigen Therapieangebote sind jedoch rar gesät: Nur drei Universitätskliniken in Deutschland bieten sowohl stationäre Schmerztherapie als auch eine Tagesklinik und ambulante Sprechstunden an. "Die Therapieangebote für die vielen chronischen Schmerzpatienten sind derzeit gemessen am geschätzten Bedarf unzureichend", schließt Dr. Lindena, "Qualitätssicherung und Versorgungskonzepte müssen greifen." Die Spezialisten der DGSS fordern daher die Verankerung von Schmerzbetten in Krankenhauspläne.
Geld für die Forschung
Nicht zuletzt bedarf es ausreichender Mittel für die Forschung: "Zurzeit stehen nur ca. ein Prozent der Kosten, die der chronische Schmerz verursacht, für die Schmerzforschung zur Verfügung - das steht in keinem Verhältnis", so Prof. Zenz.
Ansprechpartner
Prof. Dr. Michael Zenz, Knappschaftskrankenhaus Langendreer, Klinikum der Ruhr-Universität Bochum, In der Schornau 23-25, 44791 Bochum, Tel. 0234/299-3000 oder 0234/302-6825, Fax: 0234/299-3009, E-Mail: zenz@anaesthesia.de
Dr. Gabriele Lindena, Institut für Klinische Analyse, Forschung und Anwendung (CLARA), Clara-Zetkin-Straße 34, 14532 Kleinmachnow, Tel. 033203/80-858, Fax: 033203/80-938, E-Mail: gabriele.lindena@t-online.de
PD Dr. Michael Pfingsten, Ambulanz für Schmerzbehandlung, Universitätskliniken Göttin-gen, Robert-Koch-Str. 40, 37075 Göttingen, Tel. 0551/39-8816, Fax 0551/39-4164, E-Mail: michael.pfingsten@med.uni-goettingen.de