Bessere Versorgung von Herzinsuffizienz-Patienten
Neues Gerät überwacht Flüssigkeitsansammlung in der Lunge
Bundesweit erstmalige Implantation eines speziellen Schrittmachers im Herzzentrum Göttingen
(ukg) Erstmalig ist in Deutschland im Herzzentrum der Universität Göttingen - Bereich Humanmedizin ein Drei-Kammer-Defibrillator der neuesten Generation (InSync Sentry - Firma Medtronic Inc., Minneapolis, USA) implantiert worden. Dieses Gerät hat eine einzigartige Diagnostikfunktion zur Überwachung von Flüssigkeitsansammlungen in den Lungen von Herzinsuffizienz-Patienten. Hat es diese erkannt, so warnt es durch einen Piepton zu einer festgelegten Zeit, so dass bereits mehrere Tage vor dem Eintreten einer notfallmässigen Krankenhauseinweisung eingegriffen werden kann. Allein im Bereich Humanmedizin werden jährlich rund 700 Patienten mit einer Herzinsuffizienz behandelt. "Der Patient, dem wir das Gerät implantiert haben, leidet an einer so genannten Dilatativen Kardiomyopathie mit einer verbleibenden Herzleistung von nur noch zehn Prozent" sagt Prof. Dr. Christina Unterberg-Buchwald, Abt. Kardiologie und Pneumologie (Leiter: Prof. Dr. Gerd Hasenfuß). Zusammen mit Oberarzt Dr. Dieter Zenker, Abt. Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie, hat sie die Implantation vorgenommen. "Dieser Patient ist ein typisches Beispiel für das Krankheitsbild der Herzinsuffizienz", sagt Dr. Zenker. "Er wurde nach langjähriger Leidenszeit mit Luftnot, verminderter Leistungsfähigkeit zuletzt mehrmals akut im Krankenhaus aufgenommen". Mit diesem Gerät könne nicht nur die Pumpleistung des Herzens deutlich verbessert und Schutz vor dem plötzlichen Herztod gewährleistet, sondern auch ständig der Flüssigkeitsstatus in den Lungen überwacht werden. Positiv verlaufene Studienergebnisse lassen eine wesentliche Verbesserung in der Langzeitbetreuung dieser Patienten erwarten, die zukünftig häufiger ambulant behandelt werden können und somit an Lebensqualität gewännen.
Herzinsuffizienz ist die Volkskrankheit Nummer eins in den wohlhabenden Ländern der Erde. Allein in Europa leiden etwa 14 Millionen Menschen unter verschiedenen Schweregraden dieser Krankheit. Der Krankheitsverlauf entwickelt sich bei vielen Patienten dramatisch. Langjährige Leidenszeiten mit Luftnot, Kurzatmigkeit, Müdigkeit und fehlender Leistungsfähigkeit führen über immer wiederkehrende Krankenhauseinweisungen zum Herztod. Die Herzinsuffizienz verursacht in Deutschland geschätzte Folgekosten von etwa sechs Millionen Euro pro Jahr.
Die meisten stationären Aufnahmen erfolgen aufgrund von Flüssigkeitsansammlungen in den Lungen, die häufig erst bemerkt werden, wenn der Patient bereits in einem kritischen Zustand ist. Oft müssen diese Patienten notfallmäßig aufgenommen und auf der Intensivstation behandelt werden. Diese Entgleisungen (Dekompensationen) stellen mit Hunderttausenden von stationären Behandlungen jedes Jahr eine enorme Kostenbelastung für das Gesundheitswesen weltweit dar.
In den letzten Jahren konnte eine spezielle Untergruppe von Herzinsuffizienzpatienten, deren Zustand medikamentös nicht weiter zu verbessern ist, mittels besonderer Herzschrittmachersysteme erfolgreich behandelt werden. Bei diesen so genannten "Kardialen Resynchronisationsgeräten" (CRT-D-System) wird zusätzlich eine dritte Sonde in die Herzvenen gelegt und damit die linke Herzseite stimuliert. Zusammen mit den in den Geräten enthaltenen Defibrillatoren können diese Patienten eine deutliche Verbesserung ihrer Gesamtleistung verzeichnen und sind vor dem plötzlichen Herztod geschützt. Neben dem lebenswichtigen Defibrillator-Schutz und der prognostisch wirksamen Resynchronisationstherapie enthält der InSync Sentry damit auch einen wichtigen Diagnose-Parameter. Er ist das modernste derzeit erhältliche CRT-D-System. Er ist klein (40 ccm), hat eine lange Lebensdauer und kann die meisten schnellen lebensbedrohlichen Rhythmusstörungen schmerzlos und ohne Schock beenden.
Damit hat die Fa. Medtronic Inc. erstmals ein Gerät entwickelt, das kein reines Therapiesystem mehr ist, sondern als Herzinsuffizienz-Management-System bezeichnet werden kann. Die exklusive Überwachung des Flüssigkeitsstatus über die "OptiVol Flüssigkeitsüberwachung" misst Veränderungen der Thorax-Impedanz. Diese ist ein Indikator für Veränderungen des Wassergehalts in den Lungen. Der Arzt kann für jeden Patienten einen individuellen Schwellenwert programmieren. Wenn dieser Schwellenwert überschritten wird, werden Arzt und Patient alarmiert. Hierdurch ist eine frühzeitige medizinische Behandlung möglich.
Der normale Flüssigkeitsstatus ist von Patient zu Patient verschieden und die Flüssigkeitsansammlung kann chronisch und langsam oder akut und schnell erfolgen. Dieses Problem wird durch OptiVol einzigartig gelöst, da es anhand von Messungen über einen bestimmten Zeitraum einen Trend erstellt. Durch Überwachung von physiologischen Vitalparametern über die üblichen klinischen Untersuchungen hinaus liefert OptiVol Ärzten zusätzliche Informationen und wichtige neue Einblicke für die Behandlung.
Ansprechpartner:
Universität Göttingen - Bereich Humanmedizin
Herzzentrum
Prof. Dr. Christina Unterberg-Buchwald
Tel: 0551/39 - 9664 vormittags
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