Rechenzentrum der Universität Karlsruhe (TH) sensibilisiert Hochschulen für "Barrierefreiheit"
Softwarewettbewerb Multimedia Transfer leistet wichtigen Beitrag
Die Bundesregierung hat im Jahr 2002 mit dem Gleichstellungsgesetz für behinderte Menschen (BGG, §11) und der dazugehörigen Verordnung (BITV) eine Regelung geschaffen, die den Anspruch auf ein barrierefreies Internet festlegt.
Bis Ende 2005 sind die Öffentlichen Einrichtungen gehalten, ihre neuen Webseiten barrierefrei zu gestalten. Bundes- und Landesbehörden wie Städte und Gemeinden stöhnen unter dieser Vorgabe, sind sie doch auf die auf sie zukommenden Verpflichtungen weder fachlich noch personell kompetent vorbereitet. Eine allgemeine Definition des Begriffes "Barrierefreiheit" oder "eAccessibility" ist zwar per Gesetz formuliert, jedoch finden diese außerhalb von Spezialistenkreisen wenig Umsetzung.
Barrierefreiheit muss mehr sein als Rampen und die Zugänglichkeit von Gebäuden - die Zukunft muss die ungehinderte Nutzung aller Kommunikations- und Informationsmedien sein .
Aus diesem Grund entschloss sich das Rechenzentrum im letzten Jahr, den Bereich "Barrierefreiheit" als neues Ausschreibungsthema in den Softwarewettbewerb Multimedia Transfer aufzunehmen. Ziel ist es dabei, Studierende, aber auch Forschende für diesen noch jungen Bereich zu sensibilisieren. Die bislang zum größten Teil versprengt forschenden Institute und Fachbereiche sollen durch diese Initiative im Sinne einer Clusterbildung stärker vernetzt werden. Der MMT möchte Ideen, Trends und Initiativen in diesem Bereich aufzeigen und hierdurch den deutschsprachigen Hochschulen und Forschungseinrichtungen Impulse geben.
Der Wettbewerb will gleichzeitig dazu beitragen, dass der derzeit noch eng gefasste Begriff der Barrierefreiheit, der sich nur auf behinderte Menschen bezieht, weiter gefasst wird. In der Tat geht es neben den mehr als 8 Mio. behinderten Menschen zum Beispiel auch um die rund fünf Prozent der deutschen Bevölkerung, die rot/grün fehlsichtig sind. Komfortable Bildschirmgestaltung und verständliche Texte sind für alle eine Erleichterung. Die meisten Menschen - nicht nur ältere - haben Probleme mit zu kleinen Handy- oder Handheld-Tastaturen, kurzum: Die Bereiche, die von einer nutzerfreundlichen Gestaltung profitieren würden, sind weitaus größer als bislang wahrgenommen.
Schließlich sind auch handfeste wirtschaftliche Ersparnisse nicht von der Hand zu weisen: Wenn sich für alle Endausgabegeräte wie Handys, Handhelds, Vergrößerungssysteme, Blindenschriftgeräte, Vorlesegeräte inkl. Internetseiten ein einheitlicher Standard finden ließe, wären viele Arbeitsstunden seitens der Webmaster unnötig: Internetseiten, die sich zunehmend einer immer größeren Komplexität erfreuen, könnten mit ihren jeweiligen Standards direkt adaptiert werden und müssten nicht vollständig neu überarbeitet werden.
Gesetzliche Vorgaben wie die BITV sind notwendig auf dem Weg zu neuen einheitlichen Standards. Fraglich ist nur, ob es derzeit nicht doch einer längeren Übergangsfrist bedarf, denn: Lobenswert sind in diesem Stadium auch kleinere Ansätze, die zeigen, wie allerorten vermehrt Sensibilität für diesen Bereich entsteht.
Im letzten Jahr wurden im Rahmen des Softwarewettbewerbes Multimedia Transfer im Themenkreis "Barrierefreiheit" gleich neun Projekte von Studierenden eingereicht.
Das Blindenspiel "Der Tag wird zur Nacht" gewann einen Stand auf der Karlsruher LEARNTEC 2004, der weltweit führenden Messe für Bildungs- und Informationstechnologie und zog als Besuchermagnet scharenweise Interessierte an seinen Stand.
Das IT-Gebärdensprachenlexikon "SignLex.org" gewann sogar einen Preis in Höhe von 500 Euro. Mit Hilfe von rund 150 Gebärdenvideos will es zur Verständigung zwischen Hörenden und Gehörlosen beitragen.
Die Jury, die aus renommierten Experten wie Joachim Klaus, Leiter des Studienzentrums für Sehgeschädigte an der Universität Karlsruhe (TH), Henrike Gappa vom Kompetenzzentrum BIKA am Fraunhofer Institut in St. Augustin sowie Vertretern von verschiedenen Institutionen wie BIK - Barrierefrei informieren und kommunizieren und Web for all bestehen, begrüßen die Initiative des Rechenzentrums. In verschiedenen Fachdiskussionen auf der LEARNTEC wurde hervorgehoben, dass Initiativen wie der Multimedia Transfer einen gelungenen Katalysator für die Einführung von neuen Themen wie z.B. "Barrierefreiheit" darstellen.
Anmeldeschluss beim Multimedia Transfer ist der 15. Oktober 2004.
Kontakt:
Multimedia Transfer 2005 (MMT)
Rechenzentrum, Universität Karlsruhe (TH)
Zirkel 2
76128 Karlsruhe
Anne Habbel, Petra Böck
Tel. 0721 / 608-6113 oder -4873
Fax 0721 / 69 56 39
E-Mail: mmt@rz.uni-karlsruhe.de
Infos zum Multimedia Transfer:
www.rz.uni-karlsruhe.de/mmt
Weitere Informationen:
http://www.rz.uni-karlsruhe.de/mmt