Pionier der Mathematikdidaktik gestorben
Der Bielefelder Mathematikdidaktiker Professor Dr. Hans Georg Steiner ist am 14. Dezember im Alter von 76 Jahren gestorben.
Seit 1973 war Hans Georg Steiner bis zu seiner Emeritierung im Februar 1994 und darüber hinaus an der Universität Bielefeld tätig. Als einer der drei Gründungsdirektoren des Instituts für Didaktik der Mathematik (IDM) verstand Steiner Mathematik auch in der Schule immer als menschliche Tätigkeit in philosophischen und kulturellen Bezügen. Durch die Förderung eines internationalen Netzwerkes zur Forschung über den Mathematikunterricht trug er wesentlich zum Aufbau und zur Entwicklung dieses seinerzeit in Europa einmaligen Institutes bei.
Schon während seines Studiums von Mathematik, Physik, Philosophie und Pädagogik in Münster war Hans Georg Steiner maßgeblich an der Gestaltung des dortigen Seminars für Didaktik der Mathematik beteiligt, das als Vortragsforum für aufgeschlossene Mathematiklehrer in vielen Orten in Deutschland nachgeahmt wurde. In seiner Schultätigkeit machte sich Steiner einen Namen als überlegter Reformer des Mathematikunterrichts, vor allem an Gymnasien. Nach ausgedehnten USA-Tätigkeiten mit Vortragsreisen und Kooperationen mit den großen amerikanischen Projekten zur Reform des Mathematikunterrichts ging er 1967 nach Karlsruhe und gründete dort die angesehene, international verbreitete Dokumentationszeitschrift "Zentralblatt für Didaktik der Mathematik". 1970 wurde Steiner Professor an der Pädagogischen Hochschule Bayreuth und kam dann 1973 an das damals neugegründete Institut für Didaktik der Mathematik, das als Zentralinstitut mit überregionalen Aufgaben von der Volkswagen-Stiftung ausgeschrieben und an die Universität Bielefeld vergeben worden war. International weithin bekannt als Forschungsstätte zum Mathematiklernen wurde das Institut durch den von Steiner geleiteten 3. Internationalen Kongress zur Mathematikdidaktik 1976 in Karlsruhe mit 2000 Teilnehmern.
In seinem Studium lernte Steiner die Mathematik als Strukturmathematik kennen und schätzen. Schon bald ergänzte er diese Sicht auf die Mathematik um Gesichtspunkte aus ihren Anwendungen. Auch seine geschichtlichen und philosophischen Interessen machten ihn für schulreformerische Ansprüche empfänglich. So begleitete er die Umgestaltung des Mathematikunterrichts der Kollegschule in Nordrhein-Westfalen mit einem Begleitprojekt. Aus dieser Tätigkeit erwuchs ein fortdauerndes Interesse an Entwicklungen des Mathematikunterrichts in beruflichen Schulen, das in der Leitung eines Modellversuches zum mathematischen Unterricht in Berufsschulen und der Herausgabe einschlägiger Tagungsbände seinen Ausdruck fand.
Ein weiterer Schwerpunkt von Hans Georg Steiners Tätigkeiten war die Förderung der Forschungskooperation in der Bundesrepublik Deutschland wie auch der Kontakt zu Fachkollegen und Forschungszentren im Ausland. Steiner hat eine Vielzahl deutscher wie internationaler Tagungen angeregt und organisiert, die der internationalen und der jeweiligen nationalen Fachdidaktik wertvolle Impulse zum Aufbau wissenschaftlicher Kommunitäten und zur weiteren Entwicklung der theoretischen Grundlagen des Faches gaben. Eine schwere Krankheit seit Ende der neunziger Jahre hinderte ihn, seine vielen Ideen und Planungen zu vollenden.
Hans Georg Steiners Name und Wirken bleiben unvergesslich mit der Entwicklung der Mathematikdidaktik in Deutschland und weltweit verbunden.
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Pressemitteilung Nr. 218/2004
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