Beraterkreis Hochschulentwicklung in Baden-Württemberg
Rektoren befürchten Beeinträchtigung des Wissenschaftsstandortes
Die baden-württembergische Landesregierung hat dieser Tage einen "Beraterkreis Hochschulentwicklung" ins Leben gerufen, um in Fragen der Weiterentwicklung des Wissenschaftssystems unabhängigen Rat einholen zu können. Die Rektorenkonferenz der Landesuniversitäten begrüßt zwar die Absicht der Landesregierung, der Hochschulentwicklung einen besonders hohen politischen Rang einzuräumen, die Universitäten sind jedoch zutiefst beunruhigt über die fehlende Dialogbereitschaft der Regierung und fürchten um die Hochschulautonomie.
Die Universitäten verstehen Hochschulentwicklung als einen Prozess, der nur im engen Zusammenwirken von Politik und Hochschulen erfolgversprechend gestaltet werden kann. Ein konstruktives Zusammenwirken habe man bei der Einrichtung des "Beraterkreises Hochschulentwicklung" jedoch vermisst. Sie habe ohne gestaltende Mitwirkung der Landesrektorenkonferenz stattgefunden und sei auch konzeptionell nicht mit ihr erörtert worden.
"Das könnte man noch verstehen, wenn unsere Universitäten so schlecht wären, dass man dringend Sachverstand von außen bräuchte, um mit dem Rest der Bundesrepublik mithalten zu können", sagte der Vorsitzende Eberhard Schaich. "Aber das genaue Gegenteil ist der Fall: wir liegen bei allen deutschen Rankings an der Spitze, so dass wir uns darauf konzentrieren sollten, mit den internationalen Spitzeneinrichtungen mitzuhalten. Der hierfür nötige Sachverstand muss naturgemäß vor allem auch aus den Hochschulen kommen.
Die Universitäten werten dieses Verhalten der Landesregierung als negatives Signal für zukünftige Kooperationsformen mit den Universitäten. Als Zielsetzung des neuen Landeshochschulgesetzes werde an vorderer Stelle die Verstärkung der Autonomie der Hochschulen genannt. Dieses Ziel werde in elementarer Weise verletzt, wenn die Hochschulen von den Erörterungen zur Gestaltung ihrer zukünftigen Strukturen ausgeschlossen werden, wie offenbar vorgesehen. Sie beanspruchen ein Entsendungsrecht für weitere Mitglieder des Beraterkreises und werden dem Ministerium ihre Vorschläge vortragen. Darüber hinaus wünschen sie eine vernünftig organisierte Zusammenwirkung von Beraterkreis und Hochschulen. Ohne geeignete Kooperation eines Beraterkreises mit den Hochschulen werden sich Strukturveränderungen nicht wirkungsvoll vollziehen lassen, betonen die Universitäten.
"In anderen Bundesländern gibt es immer nur einzelne herausragende Universitäten, in Baden-Württemberg dagegen gehören alle Universitäten zur deutschen Spitze. Dies ist ein einzigartiges Potential, das zur Innovationskraft des Landes wesentlich beiträgt. Es wird aber durchweg viel zu wenig wahrgenommen - wenn das Bundesland in den Zeitungen mit seinen besten Köpfen wirbt, dann kommt den Verantwortlichen das Schwarzwaldmädel auf einer Bierflasche in den Sinn, nicht aber die Wissenschaftler an den Universitäten," darin stimmen die Universitäten laut Eberhard Schaich überein.
Minister Frankenberg vermittele in seiner Erklärung den Eindruck, dass sich die Herausforderungen der Zukunft auf die Bewältigung von Studierendenzahlen und der Finanznot beschränken. Die Landesuniversitäten erinnern jedoch daran, dass die Forschung und die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses die zentralen Aufgaben der Universitäten seien, von denen die Zukunftsfähigkeit des Landes wesentlich abhänge. Gerade für diese Felder müssen tragfähige, international angelegte Entwicklungsperspektiven entwickelt werden.
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