Landesrektorenkonferenz äußert sich zu doppeltem Abiturjahrgang im Jahr 2012 - Sonderprogramm des Landes notwendig
"Die von Herrn Minister Frankenberg gegenüber der "Stuttgarter Zeitung" vom 4. Mai 2005 geäußerten Vorschläge zum doppelten Abiturjahrgang 2012 müssen noch gründlich mit den Hochschulen diskutiert und modifiziert werden", sagte der Vorsitzende der baden-württembergischen Universitätsrektoren, der Tübinger Rektor Eberhard Schaich.
Im Jahr 2012 werden die letzten Abiturienten des neunjährigen Gymnasiums gleichzeitig mit dem ersten Jahrgang des achtjährigen an die Hochschulen drängen, man rechnet mit 77.000 Studienberechtigten Zum Vergleich: im Wintersemester 2003/2004 nahmen 43.000 Studienanfänger an baden-württembergischen Hochschulen ihr Studium auf.
Eberhard Schaich vertritt die Auffassung, dass die durch einen sprunghaften Anstieg der Studienanfänger entstehenden Probleme sich nicht ohne weiteres durch zusätzliche Studienplätze an Berufsakademien und Fachhochschulen abfedern lassen. An den Fachhochschulen seien im letzten Wintersemester rund 12.500 Studierende neu eingeschrieben worden. Hier könne man die Zahl vermutlich nicht um mehrere Tausende erhöhen. Die große Mehrheit werde daher an die Universitäten streben, was diese vor große Probleme stelle. "Die Studierenden werden dann Studienentgelte bezahlen und deshalb auch zu Recht eine hervorragende Ausbildung erwarten", sagte Eberhard Schaich.
Dass man dieses Dilemma mit Dozenten auf Zeit ohne Forschungsaktivitäten lösen könne, halte er für sehr fragwürdig. Der an englischen Universitäten übliche Lecturer, der dem Minister als Vorbild vorschwebe, habe auch Aufgaben in der Forschung und sei zumeist dauerbeschäftigt.
Mit Fünfjahresverträgen ohne Verlängerungsmöglichkeit werde man keine leistungsfähigen Nachwuchswissenschaftler finden. Die Qualität der Lehre sei auf diese Weise nicht zu gewährleisten. Auch Bachelorstudiengänge seien für den doppelten Abiturjahrgang keine Patentlösung, sagte Eberhard Schaich. Er kündigte seitens der Universitäten einen konstruktiven Dialog mit Regierung und Parlament im Interesse der künftigen Studierenden an.
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