Süddeutsche Universitäten verabschieden Grundsätze zur Verwirklichung des Bologna-Prozesses
Nach einer intensiven Auseinandersetzung mit dem Bologna-Prozess und der damit verknüpften Einführung von Bachelor- und Masterstudiengängen haben die beiden süddeutschen Rektorenkonferenzen die gemeinsame Erklärung "Der Weg der Universitäten Bayerns und Baden-Württembergs zur Verwirklichung des Bologna-Prozesses" verabschiedet.
Für die baden-württembergischen Universitäten erklärt der Tübinger Rektor Eberhard Schaich: "Qualität und Niveau der Ausbildung müssen Priorität besitzen. Wir brauchen auch in Zukunft eine hohe Zahl von Absolventen auf dem Niveau der heutigen Diplom- und Magisterabschlüsse." Dies bedeute für die Universitäten, dass für die Masterstudiengänge genügend Kapazitäten zur Verfügung stehen müssten. Sie können sich nicht einseitig auf die Bachelor-Ausbildung konzentrieren. Es sei ein folgenschwerer Irrtum der Politik zu glauben, durch den Bologna-Prozess seien Einsparungen zu erzielen, indem eine hohe Zahl von Studierenden nach einem Bachelor-Abschluss von den Universitäten abgedrängt würden. Die Wirtschaft benötige weiterhin mindestens die bisherigen Zahlen von Absolventen, die dann künftig einen Masterabschluss statt dem bisherigen Diplom- oder Magisterabschluss besitzen müssten.
Auf jeden Fall wollten die Universitäten beider Bundesländer die Chancen der neuen Studienstrukturen nutzen. Dies bedeute, dass man durch die neue Schnittstelle zwischen Bachelor und Master den Austausch auf nationaler und internationaler Ebene erleichtere sowie noch engere Verknüpfungen zwischen benachbarten Fächern schaffen könne. Außerdem erleichterten die gestuften Studiengänge auch eine Weiterqualifizierung beispielsweise nach einer ersten Berufsphase.
"Was wir aber unbedingt brauchen, ist eine qualitätsgeleitete Auswahl der Studierenden," sagt der Vorsitzende der Universität Bayern, der Passauer Rektor Walter Schweitzer. Auch wenn das ECTS-Leistungspunktesystem auf europäischer Ebene die Vergleichbarkeit der Leistungen erleichtere, bedeute dies noch nicht, dass jeder Leistungspunkt automatisch gleich zu bewerten sei, gleichgültig wo er erworben wurde. "Wir wollen uns genau anschauen, was und wie viel an Wissen ein Studierender an einer anderen Hochschule tatsächlich erworben hat, gerade dann, wenn es keine Universität ist".
Um die Abschlüsse für die künftigen Arbeitgeber transparenter zu machen, fordern die süddeutschen Universitäten einen Herkunftsnachweis als Zusatz für die neuen Abschlüsse, beispielsweise "Bachelor of Science (Univ. Heidelberg)" oder "Master of Arts (Univ. Bamberg)". Dass diese Forderung vor allem von denjenigen Hochschulen abgelehnt würden, die in den verschiedenen Rankings auf den unteren Plätzen rangierten, sei zwar verständlich, aber die Qualität der Abschlüsse weise tatsächlich erhebliche Unterschiede auf. Dies müsse bei der Bezeichnung beachtet werden.
Die zeitraubenden und kostspieligen Akkreditierungsprozesse müssten so vereinfacht werden, dass künftig das Qualitätssicherungssystem als Ganzes akkreditiert werde. Dies sei für Universitäten angemessen und kostenwirtschaftlich geboten.
Ebenfalls auf der Tagesordnung stünden die Umstellung der Lehramtsstudiengänge auf ein gestuftes Studium, eine Förderung strukturierter Promotionsphasen und eine Intensivierung der akademischen Fort- und Weiterbildung.
Weitere Informationen:
http://www.lrk-bw.de/Stellungnahmen/Bologna-Prozess.pdf - Text der Stellungnahme
Die semantisch ähnlichsten Pressemitteilungen im idw
