Georg von Nürnbergs Sprachbuch von 1424 und seine Folgen (Uni Bamberg)
Internationales Symposium am 1. und 2. Juli an der Universität Bamberg.
Georg von Nürnberg hatte in der Serenissima um 1420 eine Marktlücke entdeckt: Deutsch als Fremdsprache zu lernen, war attraktiv für venezianische Kaufleute, und seine in der Nähe der Rialtobrücke an der Piazza San Bartolomeo gelegene Sprachschule fand regen Zulauf. Aus der Unterrichtstätigkeit des Franken ging ein "Lehrbuch" hervor, das für seine Zeit nach derzeitigem Kenntnisstand einzigartig war und ein vielbeachteter und später europaweit nachgeahmter didaktischer Bestseller wurde. "Es ist ein hübsche Sache, wenn man in dieser Stadt Deutsch kann", so meldet sich ein Sprachschüler Georgs im Buch zu Wort.
Dem Schaffen dieses fränkischen Deutschlehrers im Venedig des 15. Jahrhunderts widmet sich ein Symposium am 1. und 2. Juli, das die Arbeitsstelle Geschichte des Deutschen als Fremdsprache (AGDaF) an der Universität Bamberg organisiert. Mitveranstalter sind die Universität Bamberg und der Verein Geschichte Für Alle e.V., Nürnberg; Veranstaltungsort ist der Raum 222, An der Universität 5. Das Symposium steht unter dem Titel: "Ein Franke in Venedig. Georg von Nürnbergs Sprachbuch (1424) und seine Folgen".
Georg von Nürnbergs Buch behandelte nicht nur Wortschatz und Grammatik und ist damit das erste bekannte Exemplar eines Lehrwerkes für Wirtschaftsdeutsch, sondern enthält Sätze und ganze Gesprächsdialoge, in denen ums Kaufen und Verkaufen, ums Feilschen diskutiert und gestritten wird, Smalltalk geübt wird und Benimmregeln vermittelt werden. Der bisweilen deftige sprachliche Stil macht den Reiz des Sprachbuchs aus, seine methodische Modernität in Aufbau und Praxisbezug erstaunt.
Europaweit gab es eine Reihe von Nachahmern, etwa auf der iberischen Halbinsel und in Böhmen. Mit ihnen werden sich international renommierte Wissenschaftler auf dem Symposion befassen, aber auch mit den grammatischen und lehrmethodischen Ansätzen des Buches und letztlich mit der Motivation, im 15. Jahrhundert Deutsch als Fremdsprache zu lernen.
Kontakt: PD Dr. Friederike Schmöe, T: 0951/863 2237, Email: friederike.schmoee@split.uni-bamberg.de
Ein Franke in Venedig
"Georg von Nürnbergs Sprachbuch (1424) und seine Folgen"
Symposion am 1. und 2. Juli 2005
Programm
Freitag, 1.7.2005
14.00 Begrüßung
14.15 Prof. Dr. Helmut Glück (Bamberg) Die sprachliche Struktur des Wirtschaftsraums Mitteleuropa um 1400
15.00 Marlene Schmidt (Nürnberg) Frankens "Pfeffersäcke": Nürnberg und seine Wirtschaftsbeziehungen im Mittelalter
15.45 PD Dr. Friederike Schmöe (Bamberg) Lernziel Frühneuhochdeutsch: Die Grammatikvermittlung bei Georg von Nürnberg
16.30 Pause
17.00 Prof. Dr. Konrad Schröder (Augsburg) Didaktische Ansätze im Sprachbuch des Georg von Nürnberg
17.45 Dipl.-Germ. Bettina Morcinek (Bamberg) Das katalanisch-deutsche Sprachbuch von 1502 und seine italienische Vorlage
18.10 Andreas Edvaldsson (Petrosavodsk und Lund) Das schwedisch-deutsche Gesprächsbuch von 1628 und die Tradition des "Berlaimont"
18.35 Holger Klatte M.A. (Bamberg) Die italienische Sprachbuch-Tradition des 15. Jahrhunderts und das Sprachbuch des Andreas Klatovsky
Samstag, 2.7.2005
9.00 Dr. Barbara Kaltz (Aix-en-Provence) Die Anfänge des Deutsch-Unterrichts in Frankreich
9.45 Dr. Jochen Pleines (Bochum) Elemente des kommunikativen Fremdsprachenunterrichts in den Dialogen des Georg von Nürnberg
10.30 Pause
11.00 Dr. Vibeke Winge (Kopenhagen) Deutsch als Mittlersprache zwischen Italien und Nordeuropa im 15. Jahrhundert
11.45 Prof. Dr. Ingrid Meier (Uppsala) Das erste polnisch-deutsche Sprachbuch
12.30 Barbara Bruzzone M.A. (Bamberg) Der sprachliche Ausdruck von Höflichkeit in deutsch-italienischen Sprachbüchern des 15. und 16. Jahrhunderts
Weitere Informationen:
http://www.friederikeschmoee.de/
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