Stalinismus und Nationalsozialismus im Spiegel des Romans "Leben und Schicksal" von Wassilij Grossmann
Das Zentralinstitut für Mittel- und Osteuropastudien (ZIMOS) der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt veranstaltet am Freitag, 2. Dezember 2005, anlässlich des 100. Geburtstages des Schriftstellers Wassilij Grossmann eine internationale und interdisziplinäre Konferenz zum Thema "Verwandte Gegner? Der Stalinismus und der Nationalsozialismus im Spiegel des Romans 'Leben und Schicksal'".
Die Veranstalter sehen gerade in diesem Jahr gleich mehrere Anlässe um den Roman Wassilij Grossmans (1905-1964) "Leben und Schicksal", in dessen Mittelpunkt die Schlacht von Stalingrad steht, in Erinnerung zu rufen. Die Handlung des Buches soll in enger Verbindung zum 60. Jahrestag des Kriegsendes stehen, da sich der Zusammenbruch des Dritten Reiches in Stalingrad bereits angebahnt hatte. Abgesehen davon könne man auch in Bezug auf den Roman selbst, der zu den bedeutendsten Werken des 20. Jahrhunderts zählen soll, in diesem Jahr ein Jubiläum feiern. Er sei vor 25 Jahren, 16 Jahre nach dem Tode des Autors, erschienen, und zwar nicht in seiner russischen Heimat, sondern im Westen.
Als Grossman seinen Roman Anfang der 60er Jahre abgeschlossen hatte, hoffte er, dass es ihm gelingen würde, das Buch, das in schonungsloser Weise mit der Hitlerschen und mit der Stalinschen Tyrannei abrechnet, in der Sowjetunion zu publizieren. Trotz Beschlagnahmung des Manuskripts des Romans vom KGB und aller Versuche der Behörden, es für immer in der Versenkung verschwinden zu lassen, habe das Buch letztendlich dennoch die Leser erreicht. Diese Totalitarismus-Interpretation Grossmans soll im Mittelpunkt der geplanten Konferenz stehen. Abgesehen davon werden im Rahmen der Tagung auch Zeitzeugen über das Leben und das Werk des Schriftstellers berichten.
Prof. Dr. Leonid Luks, KU, wird um 9.15 Uhr die Teilnehmer begrüßen und in die Tagung einführen. Es folgt um 9.30 eine Lesung aus dem Roman W. Grossmans "Leben und Schicksal". Ljudmila Dymerskaja-Cigelman - Hebrew University, Jerusalem, spricht um 10 Uhr zum Thema "W. Grossmans literarische Untersuchung des sowjetischen Totalitarismus". Um 11.15 Uhr werden Zeitzeugen über das Leben und Werk W. Grossmans berichten (Teilnehmer:
Dr. Fedor Gouber, Sohn von Wassilij Grossman, Baden-Baden/Moskau; Dr. Boris Chasanow, Schriftsteller und Publizist, München; Prof. Dr. Peter Krupnikow, Universität der Bundeswehr, München/Riga; Natalja Dawydowa, Schriftstellerin, Moskau/Regensburg). Abschließend findet um 14.30 Uhr eine Podiumsdiskussion zum Thema "W. Grossmans Interpretation des Stalinismus und des Nationalsozialismus und der allgemeine Totalitarismus-Diskurs" statt (Teilnehmer: Prof. Dr. Gerhard Besier, Hannah-Arendt-Institut, Dresden; Prof. Dr. Uwe Backes ,Hannah-Arendt-Institut, Dresden; Prof. Dr. Leonid Luks, KU; Dr. Alexei Rybakov KU; Ansgar Tombrink M.A., Doktorand, KU; Dr. Jürgen Zarusky, Institut für Zeitgeschichte, München. Die Konferenz wird gegen 17 Uhr enden.
Die Konferenz wird gemeinsam vom ZIMOS und vom Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung (TU Dresden) organisiert. Zugleich wird sie ins Lehrprogramm des vom DAAD unterstützten Masterstudiengangs Internationale Beziehungen (MIB) an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt integriert. Die Veranstaltung ist öffentlich und findet in der Sommerresidenz der Universität (1. Stock, Senatssaal, Ostenstraße 26, Eichstätt) statt.
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