Das neue Gesicht der MKG-Chirurgie
Aufgaben und Möglichkeiten der plastisch-rekonstruktiven und ästhetischen
Gesichtschirurgie haben sich gewandelt
07. Juni 2006 - Dresden. Das neue Gesicht der Isabelle Dinoire ging um die Welt -
als sensationelle Erfolgsmeldung für die Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie
(MKG). Das Team um den französischen MKG-Chirurgen Bernard Devauchelle
hatte der 38-Jährigen im vergangenen Jahr erfolgreich Nase-, Mund- und
Kinnpartie einer Toten transplantiert, nachdem ihr Gesicht durch Hundebisse
zerstört worden war. Als besondere Problematik galt dabei unter Fachleuten die
Überwindung der Antigenität, also zu befürchtender Abstoßeffekte. "Diese erste
Gesichtstransplantation hat unserem Fach neue Dimensionen eröffnet", ist Prof.
Dr. Dr. Elmar Esser, Pressereferent der Deutschen Gesellschaft für Mund-, Kieferund
Gesichtschirurgie (DGMKG), überzeugt. Dies gelte auch ungeachtet der
Probleme einer lebenslangen Immunsupression.
Die DGMKG wurde 1951 als rein wissenschaftliche Gesellschaft gegründet und vertritt
hierzulande mit über 1.300 Mitgliedern sowohl alle wissenschaftlichen und medizinischen
Belange als auch die berufs- und standespolitischen Aspekte des Fachgebietes. Sie fusionierte
im Jahr 2000 mit dem Berufsverband Deutscher Ärzte für MKG.
Das Fach Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie hat sich historisch aus den
Therapieerfordernissen bei Kriegsverletzungen des 1. Weltkrieges, von Gesichtstumoren und
der Rehabilitation von Spaltträgern entwickelt. Drei Gruppierungen waren dabei entscheidend:
Allgemeinchirurgen mit dem Schwerpunkt plastisch-rekonstruktive Chirurgie, ästhetische
Gesichtschirurgen und chirurgisch qualifizierte Zahnärzte. Inhaltlich hat sich diese Verzahnung
von allgemeinchirurgischen Verfahren und zahnärztlicher Chirurgie unter spezieller Kenntnis
von Anatomie und Physiologie des Gesichtsschädels und der Mundhöhle sowie der
Handhabung dentaler Werkstoffe als sehr effektiv erwiesen. Die überaus große Bedeutung der
MGK-Chirurgie bei komplexen Gesichtsverletzungen in Kriegszeiten ging nach dem Krieg auf
die Versorgung von Unfallopfern des Straßenverkehrs über. Dank der hohen Effektivität der
Sicherheitssysteme sind Verkehrsverletzungen trotz des höheren Verkehrsaufkommens
erfreulicherweise auf 30 % des ursprünglichen Umfangs reduziert, so dass für den rein
rekonstruktiven Teil der MKG-Chirurgie eher die Behandlung von Tumoren und bei
Fehlbildungen, Katastrophenmedizin und Auslandseinsätzen im Vordergrund steht.
MKG-Chirurgen: Umfassende Ausbildung in Medizin und Zahnmedizin
Heute umfasst das Spektrum der MKG-Chirurgie Erkrankungen, Verletzungen, Frakturen,
Fehlbildungen und Formveränderungen der Zähne, der Mundhöhle, der Kiefer und des
Gesichts, wie zum Beispiel die Behandlung mit Implantaten im Mundhöhlenbereich, die
Behandlung von Fehlbildungen im Mund-Kiefer-Gesichtsbereich, unfall- und plastische
Wiederherstellungschirurgie und ästhetische Chirurgie im Gesichtsbereich, dies einschließlich
der Skelettverlagerung bzw. der Dysgnathischen Chirurgie.
Das gesamte Spektrum der Gesichtschirurgie
"Die MKG-Chirurgie ist das einzige Fachgebiet, das ausschließlich auf das gesamte Spektrum
der Gesichtschirurgie einschließlich des Schädels und Kiefers spezialisiert ist," erläutert Prof.
Esser. "Anders als alle anderen Fachärzte hat der MKG-Chirurg eine umfassende Ausbildung
sowohl in der Medizin als auch in der Zahnmedizin und damit hohe Kompetenz in der Knochenund
Plastisch-Rekonstruktiven Chirurgie. So werden zum Beispiel aktuell über 40 % aller
Zahnimplantate von MKG-Chirurgen gesetzt." Im Gegensatz zum Facharzt für Plastische
Chirurgie, dessen Ausbildung sechs Jahre dauert und den gesamten Körper umfasst, erwirbt
der MKG-Chirurg seine Kompetenz durch eine siebenjährige chirurgische Ausbildung nur für
das Gesicht, wobei die Ästhetik als Folge der Kompetenz in der Wiederherstellung der Funktion
betrachtet wird. Im Bereich der Präventiven Diagnostik, zum Beispiel bei Tumor- oder
Systemerkrankungen, bietet die MKG-Chirurgie die Diagnostik und Therapie unabhängig von
der Ausdehnung der Erkrankung aus einer Hand - hier muss der Patient nicht von Pontius zu
Pilatus laufen, also unterschiedliche, mehr oder weniger aufeinander abgestimmte
Behandlungen in Anspruch nehmen. Prof. Esser: "Deshalb ist der MKG-Chirurg grundsätzlich
bereits von seiner Ausbildung her der hoch qualifizierte und spezialisierte Ansprechpartner für
alle Problemstellungen des Gesichts und der Mundhöhle, einschließlich der Zähne und des
Kiefers."
Ästhetik: Vom Facelift bis zur skelettverlagernden OP
Durch die Beschäftigung mit der Okklusion, also dem perfekten Biss, und der Zusammenarbeit
mit dem Fach Kieferorthopädie hat die MKG-Chirurgie die Verfahren der skelettverlagernden
Operation bei starkem Fehlbiss entwickelt und weiterentwickelt. Dies hat unter anderem dazu
geführt, dass die MKG-Chirurgie auch in der Spezialisierung auf die ästhetisch-plastische
Gesichtschirurgie zu ihren ursprünglichen Wurzeln zurückgefunden hat. Die Kenntnis von
Anatomie und Funktion des Gesichtsbereichs sowie die fachliche Qualifikation zur
Harmonisierung der "knöchernen Unterlage" (Stirn, Mittelgesicht, Unterkiefer, Nase) ist nun
einmal die Voraussetzung für die richtige Einschätzung, die optimale Operationsplanung und
-durchführung - sozusagen von innen nach außen. Denn erst der tagtägliche Umgang mit
sämtlichen Operationsverfahren im Gesichtsbereich führt zur geforderten Kompetenz
hinsichtlich differenzierter und individuell abgestufter Therapien von der skelettverlagernden
Operation, der Konturplastik und der Nasenkorrektur bis hin zu reinen Weichteilkorrekturen wie
zum Beispiel Facelift, Lidkorrektur oder Faltenbehandlungen.
Weitere Informationen:
http://www.dgmkg.de
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