Das Gewissen - theologisch, literarisch und politisch / Neuer Quellenband zur Christlichen Ethik
"Das Bewusstsein eines inneren Gerichtshofes im Menschen ist das Gewissen", schreibt der Philosoph Immanuel Kant in seiner "Metaphysik der Sitten". Welche weiteren Sichtweisen rund um den Begriff des Gewissens Literaten, Politiker, Psychologen, Philosophen und Theologen vertreten, zeigt Professor Bernhard Sill, Moraltheologe an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt, in seinem neu erschienenen Sammelband mit dem schlichten Titel "Gewissen". Die Publikation ist zugleich Auftakt der im Bonifatius-Verlag erscheinenden Reihe "Quellenbände zur Christlichen Ethik".
Geliefert wird darin keine fertige Abhandlung über das Gewissen, sondern - wie der von Sill gewählte Untertitel betont - "Gedanken, die zu denken geben". Es handele sich dabei nicht nur um Stimmen aus der christlichen Ethik, sondern auch um Stimmen zur christlichen Ethik, so Sill. Bereits Mitte der 90er-Jahre veröffentlichte er einen zwischenzeitlich vergriffenen Quellenband zum Thema Gewissen. Sowohl Studierende, Religionslehrer als auch Fachkollegen, die das Buch zur Lektüre empfahlen, hätten sich in jüngster Zeit eine überarbeitete und erweiterte Neuauflage gewünscht. "Der neue Band versteht sich als ein Lesebuch, das ganz Arbeitsbuch sein will", sagt Sill. Denn der Begriff des Gewissens sei nicht weniger als alle anderen moralischen Grundbegriffe auch ein Begriff, an dem ständig gearbeitet werden müsse.
Dazu lässt er eine vielfältige Mischung an Autoren zu Wort kommen, darunter auch Politiker wie Edmund Stoiber und Michael Glos sowie den evangelischen Theologen Friedrich Schorlemmer, die eigens für den Quellenband Beiträge verfasst haben. Passagen aus Werken von Erich Kästner, William Shakespeare oder Mark Twain wechseln sich ab mit Gedanken des Psychologen Sigmund Freud und Carl Gustav Jung. Hinzu kommen Philosophen wie Martin Heidegger, Friedrich Nietzsche und Arthur Schopenhauer. Auch einschlägige lehramtliche Verlautbarungen vom Zweiten Vatikanischen Konzil bis zum Katechismus der Katholischen Kirche werden dokumentiert und kommentiert. Und es fehlen nicht jene theologischen Stimmen von Karl Rahner, Eugen Bieser oder Romano Guardini, die Grund- und Grenzfragen einer christlichen Sicht des Gewissens erörtern. Sill hat die insgesamt 65 Texte nicht nur für den Leser zusammengestellt, sondern bietet auch eine Hinführung zum jeweiligen Autor und dessen Zugang zum Thema "Gewissen". Die Reihe "Quellenbände zur Christlichen Ethik" will Professor Sill in den kommenden beiden Jahren zunächst um die Bände "Schuld" und "Liebe" ergänzen.
Bernhard Sill (Hrsg.): Gewissen. Gedanken, die zu denken geben [Quellenbände zur Christlichen Ethik, Band 1]. Paderborn 2006 (Bonifatius-Verlag). 514 Seiten, 34,90 Euro.
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