"Europäischer Depressionstag" und "Internationaler Tag der seelischen Gesundheit"
Weltweit nehmen sich jedes Jahr rund eine Million Menschen das Leben. 90 Prozent von ihnen litten an einer psychischen Störung, die meisten an einer Depression. Viel Leid könnte verhindert werden, würden diese Erkrankungen rechtzeitig erkannt und behandelt werden. Um darauf aufmerksam zu machen, findet am 5. Oktober 2006 der "Europäische Depressionstag" und am 10. Oktober 2006 der "Internationale Tag der seelischen Gesundheit" statt.
Die European Depression Association möchte mit dem dritten "Europäischen Depressionstag" erneut Aufmerksamkeit rund um das Thema Depression schaffen und Ärzte, Betroffene, Angehörige sowie die breite Öffentlichkeit sensibilisieren. Die World Federation of Mental Health hat die psychische Gesundheit und den Suizid in den Mittelpunkt des diesjährigen "Internationalen Tag der seelischen Gesundheit" gestellt.
Durch Aktionen im Rahmen dieser beiden Tage soll das Wissen um psychische Gesundheit, Depression und Suizidalität verbessert werden. Aufklärung ist besonders wichtig, um auch die Haltung gegenüber psychisch kranken Menschen zu verbessern. Viele von ihnen werden stigmatisiert und leiden so doppelt oder suchen deshalb gar nicht erst Hilfe.
Neue Zahlen bestätigen die Bedeutung der Depression
Im Auftrag der World Health Organisation (WHO) haben Wissenschaftler bewertet, welche Volkskrankheiten die Menschen in den Industrieländern am meisten beeinträchtigen. Als Indikator hierfür wurde nicht nur die Schwere der jeweiligen Erkrankung, sondern auch die Anzahl der durch sie beeinträchtigten Lebensjahre ermittelt. Die unipolare Depression (im Gegensatz zur bipolaren, "manisch-depressiven" Störung) steht deutlich an erster Stelle vor allen anderen psychischen und körperlichen Erkrankungen (siehe Grafik)!
Die weltweit erhobenen Zahlen bestätigen die Ergebnisse, die Mitte der 90er Jahre erlangt wurden und belegen außerdem erneut damals durchgeführte Hochrechnungen, nach denen die Bedeutung depressiver Erkrankungen weiter zunehmen wird. Auch die Kernaussagen des jüngst im Auftrag des Bundeministeriums für Gesundheit erstellten Gesundheitsberichtes sprechen eine eindeutige Sprache: Demnach erleben innerhalb eines Jahres 15 Prozent der Frauen und acht Prozent der Männer in Deutschland eine depressive Phase.
Deutschland- und EU-weites Projekt
Das "Nürnberger Bündnis gegen Depression" ist ein Modellprojekt, das gezeigt hat, dass durch eine gemeindebasierte Intervention die Versorgung depressiv Erkrankter verbessert und die Zahl von Suiziden und Suizidversuchen deutlich gesenkt werden kann. Durch Kooperationen mit den Hausärzten, professionelle Öffentlichkeitsarbeit, durch Informations- und Schulungsveranstaltungen für Lehrer, Pfarrer, Altenpflegekräfte und Medien sowie durch Unterstützung der Selbsthilfe konnte die Zahl suizidaler Handlungen innerhalb von zwei Jahren um 24 Prozent gegenüber dem Ausgangsjahr gesenkt werden. Die Ergebnisse wurden jüngst im renommierten "Journal of Psychological Medicine" veröffentlicht (www.http://journals.cambridge.org/action/home).
Inzwischen ist das Modellprojekt Grundlage für aktuell 35 regionale Bündnisse verteilt über ganz Deutschland, die unter dem Dach des "Deutschen Bündnisses gegen Depression e.V." und basierend auf Eigeninitiative, ehrenamtlicher Tätigkeit und mit Unterstützung durch lokale Sponsoren durchgeführt werden. Von der Europäischen Kommission wurde dieser erfolgreiche Ansatz aufgegriffen: Im Rahmen des Projektes "European Alliance Against Depression" werden in 16 europäischen Ländern lokale Bündnisse durchgeführt und dann auf Regionen ausgeweitet. Im Grünbuch der Europäischen Kommission zu psychischer Gesundheit ist die "European Alliance Against Depression" als best practice-Beispiel explizit aufgeführt.
Weitere Informationen:
http://www.depressionday.com
http://www.buendnis-depression.de
http://www.kompetenznetz-depression.de