Capoeira statt Leichtathletik: Braunschweiger Sportpädagogik wird auch in Brasilien zum Vorbild
Kinder in aller Welt bewegen sich gern - im Schulunterricht oder in ihrer Freizeit. Sport und Bewegung tragen entscheidend zur Entwicklung ihrer Persönlichkeiten bei. Das gilt in Brasilien, wo viele Kinder in schwierigen sozialen Verhältnissen leben und der Sport ihnen Orientierung und Selbstbewusstsein bieten kann, noch mehr als in Deutschland. Nun wollen Brasilianer von Braunschweiger Sportpädagogen wissen, wie man den Unterricht optimal gestalten und Lehrer nach internationalen Standards ausbilden kann.
An der Technischen Universität Braunschweig hat sich die Sportpädagogik wie andere Lehramtsstudiengänge besonders früh und sehr gründlich auf die internationalen Bachelor- und Masterstudiengänge eingestellt. Das Konzept ist nicht nur in Deutschland von mehreren Universitäten übernommen worden - das "Erfolgsrezept" hat sich bis nach Salvador in Bahia/Brasilien herumgesprochen. Prof. Reiner Hildebrandt-Stramann, der bereits seit Jahren gute Kontakte nach Brasilien pflegt, berät die dortige Bundesuniversität nun seinerseits bei der Neustrukturierung ihres Studienganges "Sportwissenschaft".
"Anders als die konventionelle Lehre orientieren wir uns nicht mehr an den einzelnen Sportarten, wie Leichtathletik, Schwimmen u.s.w., sondern an den natürlichen Grundthemen des Sich-Bewegens, wie sie Kinder auch ohne Anleitung ausüben. Spielen in Mannschaften, Laufen, Springen, Werfen oder Bewegen im Wasser. Für die Kollegen in Brasilien bedeutet dies, dass sie viel mehr eigene Bewegungskulturen wie zum Beispiel Capoeira und Samba als Ausbildungsinhalte in den Unterricht einbinden können.
"Zum Braunschweiger Profil gehört auch die enge Verbindung zwischen Theorie und Praxis - was in Brasilien eher neu ist", erläutert der Sportwissenschaftler. "Wir betonen vor allem die Bedeutung von Bewegung, Spiel und Sport für die Persönlichkeitsentwicklung von Kindern und Jugendlichen. Das erschließt uns Anwendungsbereiche jenseits des klassischen Schulsports, zum Beispiel in der Sozialarbeit." Gerade dieser Bereich ist vor dem Hintergrund der sozialen Misere, in der die Mehrheit der brasilianischen Bevölkerung lebt, von besonderer Bedeutung.
Das Beratungsprojekt hat eine Laufzeit von insgesamt drei Jahren (2006 - 2008). Es wird vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) mit fast 20.000 euro finanziert. Es ist geplant, unter Federführung von Prof. Hildebrandt-Stramann das neue Ausbildungscurriculum für die zukünftigen brasilianischen Sportlehrer ab dem kommenden Wintersemester (Beginn März 2007) zu erproben und zu evaluieren.
Kontakt:
Prof. Dr. Reiner Hildebrandt-Stramann
Seminar für Sportwissenschaft und Bewegungspädagogik
Technische Universität Braunschweig
Pockelsstr.11
38106 Braunschweig
Tel.-Nr.: 0531/391-3417
e-Mail: r.hildebrandt-stramann@tu-braunschweig.de
Weitere Informationen:
http://www.sportpaedagogik.tu-bs.de/start.html
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