Terramare bestimmt Wasser- und Sedimentqualität in Brasilien
Das Forschungszentrum ist mit Wasser- und Sedimentuntersuchungen an einem deutsch-brasilianischen Verbundvorhaben zu nachhaltigem Umweltmanagement in brasilianischen Häfen beteiligt.
Das Wilhelmshavener Forschungszentrum Terramare (FTM) ist an einem deutsch-brasilianischen Gemeinschaftsvorhaben zum nachhaltigen Umweltmanagement in brasilianischen Häfen beteiligt, das jetzt bewilligt wurde. Anfang kommenden Jahres beginnen Terramare-Leiter Prof. Gerd Liebezeit und Mitarbeiter im Hafenbereich der 130 000 Einwohner-Stadt Paranaguá im Rahmen ihres Teilprojektes mit den Untersuchungen zu Wasser- und Sedimentqualität.
Das übergeordnete Projekt "Nachhaltiges Umweltmanagement in brasilianischen Häfen" wird von deutscher Seite an der Universität Kiel koordiniert. Gefördert wird der deutsche Bereich vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (bmb+f), der brasilianische Anteil des Gemeinschaftsvorhabens wird vom CNPq (Nationalrat für wissenschaftliche und technische Entwicklung) unterstützt.
Am Beispiel zweier wichtiger brasilianischer Häfen wird man ab Frühjahr 2007 breit angelegt zunächst den dortigen Istzustand ermitteln: Untersucht werden Bereiche wie etwa Infrastruktur, Wachstum und Verschmutzung. Die Terramare-Wissenschaftler werden sich in diesem Rahmen mit der Wasser- und Sedimentqualität beschäftigen, genauer: Sie werden im Hafenbereich von Paranaguá im Bundesstaat Paraná Eintragswege und Verbleib bestimmter Umweltschadstoffe untersuchen. Dies geschieht insbesondere auch im Hinblick auf Baggerei- und Verklappungsarbeiten.
Übergeordnetes Ziel des Gesamtvorhabens ist es, auf der Basis aller Untersuchungsergebnisse Strategien für einen nachhaltigen Umgang mit der Umwelt in und um brasilianische Seehäfen zu entwickeln. Hier erarbeitete methodischen Ansätze könnten auch vor der eigenen Haustür Anwendung finden, etwa für ein ebenfalls ab 2007 geplantes Verbundvorhaben TERRAMAREs und seiner Mitglieder rund um den Jadebusen. - Im Rahmen des brasilianischen Engagements kooperiert das Forschungszentrum ebenfalls mit Mitgliedseinrichtungen. So wird das ICBM (Institut f. Chemie u. Biologie d. Meeres) der Universität Oldenburg in Teilbereichen der Analytik unterstützend tätig sein.
Der Hafen von Paranaguá steht, aus wirtschaftlicher Sicht, an dritter Stelle aller Seehäfen Brasiliens. Die Frachtbewegungen hatten sich zuletzt in 10 Jahren bis 2003 mit über 33 Mio t mehr als verdoppelt. Geschätzt wird, dass der Frachtbetrieb in dem brasilianischen Hafen bis 2010 etwa 40 Mio t erreicht. Zur Zeit denkt man dort daher über eine Ausweitung der Dockanlagen nach, die allerdings eine Bedrohung für angrenzende, geschützte Mangrovenbestände darstellt.
Bislang gibt es nur wenige Informationen über die Wasserqualität in Bucht und Hafenbereich Paranaguás. Täglich werden hier allerdings fast 50 Mio Liter unbehandelter Abwässer eingeleitet, Paranaguá besitzt keine Kläranlage. Als Folge dieser Verunreinigungen entwickelte sich unter der Bevölkerung 2001 eine ernsthafte Cholera-Epidemie. - Paranaguá ist Brasiliens bedeutendster Getreideexporthafen. Der Hafenbetrieb selbst trägt zu hoher Verschmutzung bei. Es kommt zu Einleitungen aus Ölterminals, bei der offenen Verladung von landwirtschaftlichen Produkten und Düngemitteln fallen beträchtliche Mengen des Schüttgutes in die Bucht und anderes mehr.
Die Terramare-Wissenschaftler werden sich vorrangig der Belastungssituation mit sogenannten polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK), Organochlorverbindungen und Schwermetallen, vor allem Kupfer, Blei und Zink widmen. - PAK etwa entstehen als unerwünschte, teilweise krebserregende Nebenprodukte vor allem bei unvollständigen Verbrennungsprozessen (wie etwa auch in den Abgasfahnen von Schiffen). Chlororganische Verbindungen gelangen zum Beispiel aus Pflanzenschutzmitteln, über chemische Reinigungsmittel oder über Vinylchlorid-Produkte in die Umwelt.
Die im Rahmen des Gesamtprojektes erarbeiteten Erkenntnisse werden eine wichtigen Beitrag zur Entwicklung eines integrierten Küstenzonenmanagements in Brasilien leisten. Ende 2009 soll die erste, sich auf Paranaguá (und Rio Grande als zweites repräsentatives Untersuchungsgebiet) konzentrierende Projektphase abgeschlossen sein.
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Dr. Sibet Riexinger
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