Vom Hass zur Toleranz - IWF veröffentlicht Lehr- und Dokumentarfilme der Alliierten
"Hitler - weg. Hakenkreuze - verschwunden. Nazi-Propaganda - ausgeschaltet. Die Nazi-Partei scheint verschwunden. Aber das Nazi-Denken ist geblieben." So beginnt zu den Bildern von Hitler, Goebbels und hakenkreuzgeschmückten Straßen der Film "Wie werde ich Demokrat?".
Von 1945 bis 1952 berichtete die britisch-amerikanische Wochenschau "Welt im Film" über Politik, Kultur und Alltag im Nachkriegsdeutschland. Gleichzeitig entstanden im Auftrag der Militärregierung in den westlichen Besatzungszonen etwa 100 Propaganda-, Lehr- und Dokumentarfilme. Diese Filme und die "Wochenschau" waren Teil einer Kampagne zur Umerziehung der Deutschen. Diese und zahlreiche weitere Filme in einer Gesamtlänge von rund sechs Stunden hat die IWF Wissen und Medien nun in einer Spezialausgabe mit dem Titel "Wie werde ich Demokrat?" zusammengefasst und veröffentlicht.
Die IWF-Edition zeigt eindrucksvoll das Misstrauen der Alliierten angesichts Millionen Ermordeter in den Konzentrationslagern. Den Alliierten ist bewusst, dass die jungen Deutschen im Nazi-System aufgewachsen sind und nichts anderes kennen: "Sie kennen nur dieses System, das sie vergiftet und durchdrungen hat. Darauf gedrillt, durch Betrug zu siegen und die Schwachen zu schinden. Sie haben nie eine freie Meinung gehört."
In diesen frühen Filmberichten ist der Tonfall mitunter verächtlich: "Seht euch diese Deutschen nach fünf Kriegsjahren an: Fett, rund, mit Doppelkinn und dicken Bäuchen."
Die Konsequenz: "Ihr werdet nicht mit ihnen verkehren. Weder öffentlich, noch privat. Ihr werdet sie nicht zuhause besuchen und sie niemals in euer Vertrauen ziehen."
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs beschlossen die alliierten Besatzungsmächte in Deutschland, die "Outlaw Nation" in die Gemeinschaft der zivilisierten Nationen zurückzuführen. Entnazifizierung und Demokratisierung waren dafür die Voraussetzung. Wie aber sollen begeisterte Anhänger eines totalitären Regimes den Weg in eine freiheitliche Zivilgesellschaft finden? Wie erzieht man ein Volk, das vom Gedanken der Weltherrschaft besessen war, zu Friedfertigkeit, Toleranz und Zivilcourage, den fundamentalen Tugenden der Demokratie? Das Medium Film spielte dabei neben dem Rundfunk eine herausragende Rolle. Die IWF-Edition belegt, dass durch die Alliierten zum ersten Mal das demokratische Wertebewusstsein auf einen ehemaligen Feind zu übertragen versucht wurde - durch das Massenmedium Film.
Neben den beklemmenden Bildern aus Konzentrationslagern (Film "Die Todesmühlen", auch in einer jiddischen Sprachfassung!) enthält die Edition einen Filmbericht über die Bedeutung der sozialen Marktwirtschaft für den sozialen Frieden ("Werftarbeiter"). Am Beispiel einer schwäbischen Kleinstadt wird gezeigt, wie durch Zusammenarbeit viele lokale Probleme selbständig gelöst werden können ("Eine Kleinstadt hilft sich selbst").
Die aus drei DVDs bestehende Special Edition enthält rund sechs Stunden Material in Form von zeitgenössischen Filmen:
"Wie werde ich Demokrat?" (Buch und Regie: Dieter Reifarth);
"Die Todesmühlen" (weitere Titel: Death Mills; Mills of Death; Di Toit Milen (jidd.), Regie: Hanus Burger);
"The Town" (Regie: Joseph von Sternberg);
"Deutschland Erwache" (Germany Awake, Produzent: US-Signal Corps);
"Eine Kleinstadt hilft sich selbst" (Regie: Wolfgang Becker);
"Das Gerücht" (Regie: Ernst Niederreither);
"Marschieren, marschieren" (Regie: Gerhard Born);
"Werftarbeiter" (Regie: Wolf Hart);
"Weiß-Gelb-Schwarz" (Buch und Regie: Hans Cürlis);
"Es liegt an Dir" (Regie: Wolfgang Kiepenheuer).
Die DVDs eignen sich besonders für den Einsatz in Hochschulen und in Schulen sowie im Bildungssektor. Sämtliche Filme sind in Kapitel unterteilt. Dadurch können Filmausschnitte zu ausgewählten Themen gezielt angesteuert werden. Dies erleichtert den Einsatz der DVD zum Beispiel bei der Verwendung im Unterricht.
"Wie werde ich Demokrat? DVD-Special-Edition" ist bei der IWF Wissen und Medien zu einem Preis von 79 € erhältlich.
Eine einführende und kommentierende Begleitschrift ("Alliierte Schockpädagogik"; Ulrike Weckel, Florenz) zu dem Film "Die Todesmühlen" ist über die Homepage der IWF (www.iwf.de) zu erreichen.
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