Sprachliche Vielfalt fördern, sprachliche Kompetenzen stärken
Anlässlich der jüngsten Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Sprachwissenschaft bezogen namhafte Fachvertreter im Rahmen einer Pressekonferenz auch Stellung zu aktuellen bildungspolitischen Fragen.
In allen gesellschaftlichen Zusammenhängen spielt sprachliche Kommunikation eine zentrale Rolle, Sprachkompetenz ist insbesondere an Bildungsprozessen maßgeblich beteiligt. Dabei sind Sprachen keine fixen, unveränderlichen Systeme - sie verändern sich ständig, u. a. durch Kontakt mit anderen Sprachen.
So gerät etwa das Deutsche - besonders in den Großstädten - durch Migration in den Kontakt mit einer Vielzahl von Einwanderersprachen. Die hier resultierende Sprachenvielfalt kann gesellschaftlich wie individuell als Herausforderung begriffen werden, wenn es darum geht, sich über sprachliche und kulturelle Grenzen hinweg zu verständigen und möglichst vielen Menschen eine Teilhabe am sozialen Leben zu ermöglichen; die Vielfalt kann aber auch mit einem Reichtum an Lebensformen und Ausdrucksmöglichkeiten korrespondieren, der eng mit der jeweiligen eigenen Identität verbunden ist und den es - gerade auch in der Schule - zu fördern gilt.
Um zu verhindern, dass Kinder und Jugendliche - mit oder ohne Migrationshintergrund - an sprachlichen Barrieren scheitern, sollten gezielte Fördermaßnahmen das gesamte Altersspektrum vom Eintritt in die vorschulischen Einrichtungen bis hin zur Berufsschule abdecken. Um zugleich Mehrsprachigkeit zu erhalten bzw. stärker zu fördern und so die Integration zu verbessern, gilt es, Maßnahmen wie die folgenden stärker als bisher umzusetzen:
- Grundlegende Stärkung der linguistischen Kompetenzen von Deutschlehrerinnen und Deutschlehrern - dies beinhaltet mehr elementares Wissen über Mehrsprachigkeit, Zweitspracherwerb, unterschiedliche Diskurs- und Texttraditionen, aber auch sichere Kenntnisse des Deutschen, seiner Orthographie, Grammatik und Stilistik
- (Freizeit-)Projekte, in denen in Gruppen mit Kindern unterschiedlicher Herkunftssprachen, inklusive Muttersprachler(innen) des Deutschen, gearbeitet wird und in denen die Bereitschaft zum Deutschsprechen und Deutschschreiben auf natürliche Weise gefördert und professionell unterstützt wird
- Echte bilinguale Schulprogramme - auch in den Migrationssprachen -, in denen der Unterricht von angemessen ausgebildeten Lehrer(innen) gleichberechtigt in zwei Sprachen erfolgt
Maßnahmen wie die genannten, die sich auf Engagement und Fantasie von Lehrenden und Lernenden stützen, führen allen beteiligten Schüler(inne)n alltagspraktisch vor Augen, dass und wie unsere persönliche und kollektive Identität auf Sprache beruht und dass in der modernen Welt selbstbewusste mehrsprachige Menschen gefragt sind. Der Sprachwissenschaft kann eine Schlüsselrolle zukommen, wenn es darum geht, jenseits politischer Ideologien und einfacher Rezepte auf empirischer Basis konkrete Modelle zu entwickeln und zu bewerten: für Alternativen zum monolingualen Habitus der deutschen Schulen und für eine mehrsprachige Erziehung.
Kontakt:
Dr. Alexandra Zepter (PhD)
Pressesprecherin DGfS
Tel.: 0221-2585009
Fax: 0021-2585010
E-Mail: azepter@worthaus.com
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