Vielfältige Untersuchungen zur Vogelwelt, vorgestellt im Natureum Niederelbe
Das Institut für Vogelforschung gestaltet den dritten Abschnitt der TERRAMARE-Wechselausstellung
Das Wilhelmshavener Institut für Vogelforschung "Vogelwarte Helgoland" (IfV) präsentiert sich in Kooperation mit dem Forschungszentrum seit dieser Woche im 'Natureum Niederelbe' in Balje. Vorgestellt werden in dem Naturkundemuseum nahe Otterndorf Projekte im Verbund im Rahmen der Ausstellungsreihe "Terramare - Mitglieder und Projekte".
Wie stark sind Vogeleier mit Industriechemikalien belastet, läßt Nahrungsmangel kaum noch Seeschwalbenküken flügge werden und verlieren Rast- und Brutvögel Nahrungs- und Brutgebiete durch Deichbau mit Salzwiesenschlick? Dies sind die Fragen, mit denen sich der aktuelle Abschnitt der Ausstellungsreihe auseinandersetzt.
Das 1910 als "Vogelwarte Helgoland" auf dem Sandstein-Eiland gegründete Institut für Vogelforschung ist seit 1947 in Wilhelmshaven ansässig. Nach den vergeblichen Versuchen mitte vorigen Jahrhunderts, Helgoland von der Landkarte zu tilgen, gibt es seit 1953 auch wieder eine zum Institut gehörige Inselstation. - Über eine personengebundene Mitgliedschaft ist das IfV Gründungsmitglied des Forschungszentrums Terramare.
Vorhaben in Kooperation mit dem Forschungszentrum und Projekte im Terramare-Verbund sind es, die das traditionsreiche Institut den Besuchern des Natureums in erster Linie näherbringt. So widmen sich eine Reihe von Terramare-Mitgliedern den Auswirkungen, die das Ausbaggern sogenannten Kleis mit sich bringt. Klei, gut formbares, feintoniges Material, wird für den Deichbau auch aus Salzwiesen des Deichvorlandes gewonnen. Die Vogelforscher haben dazu festgestellt, dass zumindest ein Teil der Brutvögel im westlichen Jadebusen durch dieses "Auspütten" Brutraum verloren hat - wohl für Jahrzehnte. Zur Rast und Nahrungssuche ist die "Pütte" demgegenüber attraktiv. Wie lange dieser Zustand anhält, bleibt derzeit jedoch offen.
Vögel des Wattenmeeres nehmen Schadstoffe auf. Dies sind zum Beispiel Schwermetalle und Industriechemikalien. Die Vögel reichern sie an und geben sie auch an ihre Eier weiter. Schadstoffkonzentrationen hier können daher als Maß für die Belastung des Wattenmeeres herangezogen werden. Entsprechend werden von den Niederlanden bis Dänemark Eiproben entnommen und durch Mitarbeiter des Instituts für Vogelforschung im Terramare-Labor untersucht. Ergebnisse, die teilweise über 20 Jahre zurückreichen und zum Beispiel Veränderungen nach Fall des Eisernen Vorhangs anzeigen, finden sich ebenso in der Ausstellung, wie Einzelheiten zum mageren Bruterfolg von Seeschwalben in den letzten Jahren: Seit etwa fünf Jahren haben die schnittigen, grauweißen Vögel in den Untersuchungsgebieten der Vogelforscher nur noch geringen oder keinen Bruterfolg. Nahrungsknappheit, so lautet die Vermutung der Wissenschaftler. Derzeit werden Vorhandensein und Verfügbarkeit vor allem kleiner Fische, bevorzugte Nahrung der Vögel, von den Vogelkundlern ebenfalls näher untersucht.
Das direkt an der Mündung der Oste in den Elbmündungstrichter gelegene Natureum bietet, organisiert durch das FTM, Terramare und seinen Mitgliedern seit fast einem Jahr die Möglichkeit, Küsten- und Meeresforschung im Verbund in einer Ausstellungsreihe zu präsentieren. Nach Aquakultur im Forschungszentrum und Untersuchungen zur Artenvielfalt durch die Senckenberg-Abteilung 'Deutsches Zentrum für Marine Biodiversitätsforschung' (DZMB) stehen für die nächsten Monate nun die Vogelforscher im Mittelpunkt der Ausstellung.
Weitere Informationen:
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