Bessere Ideen für das Telefonieren im Internet
Institut für Telematik an der Universität Karlsruhe testet Protokolle der Zukunft
"Voice over IP" ist das viel versprechende Schlagwort für das Internet-basierte Telefonieren und wird derzeit von mehreren Telefon-Netzbetreibern nicht zuletzt aus Kostengründen forciert. Für den flächendeckenden Einsatz ist das Internet-Telefonieren allerdings noch nicht reif - so kann die Qualität von Sprach- oder Videoübertragung heute beispielsweise noch nicht über mehrere Netzbetreiber hinweg garantiert werden. Voraussetzung für eine problemlose Datenübertragung ist unter anderem eine neue Generation von Signalisierungsprotokollen für das Internet, an denen Mitarbeiter des Forschungsbereiches von Professorin Dr. Martina Zitterbart am Institut für Telematik arbeiten.
Die Forschungsgruppe richtet bis Freitag den 3. Internationalen Interoperabilitätstest für eine neue Generation von Signalisierungsprotokollen im Internet aus. Wissenschaftler und Protokollentwickler aus drei Ländern testen drei Tage lang neuartige Kommunikationsprotokolle, die zukünftig dafür sorgen, dass sich verschiedene Netzbetreiber problemlos absprechen können und somit Daten- oder Qualitätsverluste vermieden werden. Bei dem Interoperabilitätstest werden Implementierungen unterschiedlicher Hersteller miteinander getestet, um etwaige Ungenauigkeiten der Protokollspezifikationen aufzudecken.
"Wenn Sie heute über das Internet telefonieren, passiert es gelegentlich, dass Sie Ihren Gesprächspartner nur sehr abgehackt hören, weil Datenpakete verloren gehen oder zu spät ankommen", sagt Dr. Roland Bless vom Institut für Telematik. Damit das in Zukunft nicht passiert, könne man beispielsweise Sprachpakete bevorzugt weiterleiten. Allerdings muss eine Überbelegung der für solche Pakete reservierten Netzwerkressourcen vermieden werden. "Über eine Signalisierung können wir die Last im Netz über eine Zugangskontrolle überprüfen", so Bless.
Die Steuerungsprotokolle werden seit einigen Jahren von der "Next Steps in Signaling (NSIS)"-Arbeitsgruppe der Internet Engineering Task Force (IETF) entwickelt, einer internationalen Freiwilligenvereinigung von Herstellern, Netzbetreibern und Forschern, die sich die Erstellung hochqualitativer, relevanter technischer Dokumente zur Standardisierung des Internets auf die Fahnen geschrieben hat. Am Institut für Telematik entwickeln Wissenschaftler solche Signalisierungsprotokolle in mehreren Forschungsprojekten zu den "Next Generation Networks" weiter. So soll es mobilen Teilnehmern auch beim Wechsel des Internetzugangs möglich sein, Dienste unterbrechungsfrei zu nutzen.
"Unsere Testergebnisse der Signalisierungsprotokolle sind praktisch auf alle Anwendungen mit höheren Dienstgüteanforderungen übertragbar, nicht nur auf Voice-over-IP," verdeutlicht Roland Bless. "Mit vergleichbaren Programmen lassen sich auch Firewalls anforderungsgerecht steuern, die im Normalfall dafür sorgen, dass Pakete von außen nicht unberechtigt in ein Netz gelangen. Mit einem Signalisierungsprotokoll können wir nun gezielt veranlassen, dass bestimmte Datenströme doch hineindürfen", so Bless. Gleiches geht auch umgekehrt: So können solche Protokolle bestimmte Datenströme einfach stoppen, zum Beispiel falls ein (Web-)Server angegriffen wird. Die Sicherheit der Signalisierung ist für solche sensitiven Funktionen allerdings sehr wesentlich und muss entsprechend sichergestellt sein.
Nähere Informationen:
Dr. Roland Bless
Institut für Telematik
E-Mail bless@tm.uka.de
Telefon 0721/608-6413
Weitere Informationen:
http://www.tm.uka.de Infos zum Institut für Telematik
http://www.presse.uni-karlsruhe.de/7328.php Text der Presseinformation