1. Studentischer Soziologiekongress: Die Flucht aus dem Elfenbeinturm führt nach Halle
Sechs Studenten der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg haben ihn organisiert, rund 200 Kommilitonen aus dem ganzen Land wollen ihn besuchen, entscheidende Impulse sollen von ihm ausgehen: Vom 12. bis 13. Oktober 2007 findet in Halle an der Saale der erste studentische Soziologiekongress statt. Auf der Tagesordnung stehen unter dem Titel "Perspektiven der Soziologie" spannende Themen, vom Elitenaustausch und der Wirtschaftskriminalität über die soziale Ungleichheit und die häusliche Arbeitsteilung bis hin zur Frage, wie die Soziologie wieder in die Gesellschaft kommt.
"Die Flucht aus dem Elfenbeinturm" und einen Paradigmenwechsel schlägt Rainer Sontheimer von der Ludwig Maximilians-Universität München vor, über die "Professionsbefähigung der Soziologie" denkt Sebastian Bonk von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg nach. Nur zwei von 16 Vorträgen beim studentischen Kongress. "Wir wollen vorrangig über die Soziologie als Disziplin streiten", bekundet Christoph Schubert, der die Tagung mit fünf Kommilitonen initiiert hat. "Darüber hinaus können Studierende ihre Forschungsthemen präsentieren und ein Feedback bekommen. Für einen solchen studentischen Ideenaustausch fehlte bislang die Plattform."
So wird Robert Dietrich von der Friedrich-Schiller-Universität Jena über die Beschleunigung in der Lebensführung und ihren Einfluss auf die soziale Ungleichheit referieren, Erika Gleisner von der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg über "Identität und häusliche Arbeitsteilung". Sie möchte damit einen Beitrag zur aktuellen Diskussion über die Vereinbarkeit von Familie und Beruf leisten. Im Rahmen ihrer Magisterarbeit hat sie Familieninterviews durchgeführt, in denen die Familienmitglieder über ihre praktizierte Hausarbeitsteilung und Identität sprechen. Die ersten Ergebnisse wird sie nun in Halle vorstellen. Weitere studentische Referenten kommen von Hochschulen in Bamberg, Berlin, Bielefeld, Bonn, Dresden und Leipzig. Vier Professoren aus Halle, Jena, Köln und Leipzig treten als Gastredner auf.
Der Kongress wird unterstützt durch die Institute für Soziologie in Halle, Leipzig und Jena. Die drei Universitäten arbeiten seit 1995 in einem Verbund zusammen. "Gerade die Fachschaftsräte haben sich in die Organisation eingebracht", berichtet Christoph Schubert. Die letzten Monate seien aufreibend gewesen. "Vor allem die Finanzierung war nicht einfach", sagt der 22-Jährige. Immerhin war schnell klar, dass sich die Deutsche Gesellschaft für Soziologie für den Kongress stark machen würde, der nunmehr unter ihrer Schirmherrschaft steht.
"Die Zeichen stehen gut, dass der erste studentische Soziologiekongress ein Erfolg wird", meint Organisator Schubert, der in Halle im vierten Semester Soziologie studiert. Dem ersten Kongress sollen natürlich weitere folgen, eventuell wird in Halle auch ein studentischer Soziologieverein gegründet, um ein regelmäßig erscheinendes Magazin herauszugeben - eine Inititive von Rostocker Soziologie-Studierenden. Christoph Schubert ist optimistisch: "Andere Disziplinen sind bereits ein Stück weiter, aber wir wollen sie einholen."
Eingebettet in den Kongress ist am 13. Oktober der 3. Tag der Halleschen Soziologie, der dem Austausch zwischen Generationen der Soziologie dient. Neue und alte Studierende, Absolventen, Freunde und Verwandte sind dazu eingeladen. Die aktuellen Absolventen werden verabschiedet, die beste Abschlussarbeit wird mit einem Preis prämiert.
Weitere Informationen:
http://www.soziologie.uni-halle.de/kongress/
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