Menschen mit Herzfehler sind auf dem Arbeitsmarkt benachteiligt
Trotz guter Schulbildung sind junge Menschen mit einem angeborenen Herzfehler auf dem Arbeitsmarkt benachteiligt. Gewisse Risikogruppen mit schweren Herzfehlern sind sogar von hoher Arbeitslosigkeit betroffen. Das zeigen erste Ergebnisse der LESSIE-Studie unter Leitung von Dr. Matthäus Vigl vom Kompetenznetz Angeborene Herzfehler, in der bundesweit rund 1.700 Erwachsene mit einer angeborenen Herzerkrankung zu ihrer Lebensqualität und sozialen Situation befragt wurden.
Schlechtere Beschäftigungssituation trotz guter Bildung
Die Studienteilnehmer haben unabhängig von der Schwere des Herzfehlers einen höheren Bildungsgrad als der Bevölkerungsdurchschnitt. Die Zahl der Patienten in Vollzeitbeschäftigung ist signifikant niedriger als in der Bevölkerung, was zum Teil durch eine erhöhte Rate an Patienten in Teilzeit-Arbeitsverhältnissen oder in vorzeitiger Rente bedingt ist. Der Anteil arbeitslos gemeldeter Personen ist nicht signifikant erhöht. Patienten zwischen 20 und 30 Jahren und die Gruppe der Männer mit komplexen Herzfehlern scheinen jedoch besonders von Arbeitslosigkeit bedroht. Um einen objektiven Bezug zur allgemeinen Bevölkerung herzustellen, wurden die Daten mit einer altersentsprechenden Vergleichsgruppe aus dem Bundesgesundheitssurvey des Robert-Koch-Institutes verglichen.
Höhere Bildung hat einen protektiven Effekt
Ebenso wie in der Allgemeinbevölkerung hat ein hoher Bildungsgrad unter den Erwachsenen mit leichten und mittelschweren Herzfehlern einen protektiven Effekt bezüglich Arbeitslosigkeit. In der Gruppe der komplexen Herzfehler reicht eine hohe Schulbildung nicht mehr als Schutz vor Arbeitslosigkeit aus. Ein Viertel der befragten Patienten mit mittleren und mehr als die Hälfte der Patienten mit schweren Herzfehlern fühlten sich bei der Wahl ihres Berufes beeinträchtigt. Ein hoher Bildungsgrad führte zu einer Abnahme dieser subjektiv empfundenen Beeinträchtigung.
Berufsberatungsangebote werden gebraucht
Dank der großen Fortschritte in Medizin und Chirurgie erreichen heute fast alle Kinder mit angeborenem Herzfehler (AHF) das Erwachsenenalter. Zurzeit spricht man von einer Übergangsphase, in welcher die Erwachsenen mit AHF die Kinderpatienten zahlenmäßig überholen. Schätzungsweise leben derzeit 100.000 Erwachsene mit AHF in Deutschland. "In der Bewertung des Langzeiterfolges der Behandlung von Patienten mit angeborenen Herzfehlern sollte neben einer guten medizinischen Betreuung verstärkt auch die soziale Situation der Betroffenen berücksichtigt werden", fordert deshalb Studienleiter Vigl. "Die Studie zeigt, wo in Zukunft durch spezielle Beratungsangebote zusätzliche Hilfe angeboten werden sollte."
Kompetenznetz Angeborene Herzfehler
Das Kompetenznetz Angeborene Herzfehler erforscht Krankheitsmechanismen, neue Behandlungsmöglichkeiten und die aktuelle Versorgungslage von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit Herzfehlern in Deutschland. In dem Forschungsverbund arbeiten Ärzte, Wissenschaftler, Elternverbände und Selbsthilfegruppen zusammen, um einen schnellen Austausch neuer Forschungsergebnisse zwischen Forschung und Versorgung zu erreichen. Das Netzwerk wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Programm "Gesundheitsforschung: Forschung für den Menschen" über fünf Jahre gefördert. Damit möchte das BMBF die strukturenübergreifende Wissenschaftszusammenarbeit stärken. Schirmherrin ist Friede Springer.
Weitere Informationen:
http://www.kompetenznetz-ahf.de/index.php?id=203 - Hintergrundinformationen zur LESSIE-Studie