Untersuchungen an Fischen auf hoher See
Herkunftsnachweise für Speisefische im Blick
Rund 85 Prozent der in Deutschland vermarkteten Fische werden importiert. Im Sinne des Verbraucherschutzes ist es deshalb notwendig, Daten zu haben, die einen Herkunftsnachweis und die Rückverfolgbarkeit von hier angebotenem Fisch ermöglichen. Außerdem sollte die Belastung mit unerwünschten Stoffen und Mikroorganismen eingeschätzt werden können. Während der jetzigen Forschungsreise mit dem Fischereiforschungsschiff "Walther Herwig III" wurden dazu entsprechende Untersuchungen im Englischen Kanal und in der Biskaya gemacht.
Die Forschungsarbeiten sind Bestandteil nationaler Programme des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Sie wurden von Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen des Instituts für Sicherheit und Qualität bei Milch und Fisch - Standort Hamburg - durchgeführt, das zum Max Rubner-Institut, Bundesinstitut für Ernährung und Lebensmittel gehört. Die dreiwöchige Reise endete am 8. April in Bremerhaven.
Wenn man als Verbraucherin oder Verbraucher im Laden vor den Fischen im Eis steht und liest, wo diese gefangen wurden, möchte man schon sicher sein, dass es stimmt, so wie auch der Fischhändler wissen muss, dass seine Angaben nachgeprüft werden können. Ebenso ist von Bedeutung, dass die Fanggründe bekannt und unbelastet sind. Das bekommen die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen nicht allein im Labor heraus, sondern sie müssen zu den Fischen hinfahren. So war das Ziel dieser Forschungsreise, umfangreiches Probenmaterial von verschiedenen Speisefischarten zu gewinnen, um jetzt mit molekularbiologischen und chemischen Verfahren Unterschiede zwischen Fanggründen von Fischen auf dem deutschen Markt bestimmen zu können. Um zu prüfen, wie sich z. B. ein Ostseehering von seinen Verwandten im Nordatlantik unterscheidet, werden Analysen der Nukleinsäuren (DNA, RNA) - als Ausdruck genetischer Unterschiede - sowie stabiler Isotope (z. B. des Stickstoffs) und bestimmter Fettsäuren - als Parameter, die durch unterschiedliche Nahrung beeinflusst werden - vorgenommen. Hier gibt es noch Forschungsbedarf, auch im Hinblick auf die Erstellung einer umfassenden Datenbank für die unterschiedlichen Fanggründe und Fischarten.
Als Folge der Verschmutzung der Meere sind unerwünschte Stoffe ein wichtiges Thema. Um Aussagen zu Entwicklungen der fangplatzspezifischen Belastungen von Makrelen, Heringen und Sardinen mit Dioxinen und dioxinähnlichen PCBs (Polychlorierte Biphenyle) zu erhalten, wurden ausgewählte Fangplätze gezielt befischt. Man weiß um sogenannte hotspots am Übergang vom Englischen Kanal in den Nordatlantik. Ansonsten liegen die Belastungen deutlich unter den gesetzlich festgelegten Grenzwerten. In der Biskaya erfolgte eine Bestandsaufnahme dort vorhandener für den Fischverderb maßgeblicher Bakterien.
In Zusammenarbeit mit spanischen Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen haben die Experten des Max Rubner-Instituts auch Untersuchungen zur Reduzierung des Befalls mit Nematodenlarven bei Nutzfischen aus der Biskaya durchgeführt. Diese Art Arbeiten zählen zu den am Institut etablierten Langzeituntersuchungen zur Belastung von Speisefischen.
Die Ergebnisse werden einen wichtigen Beitrag für den Verbraucherschutz durch die Rückverfolgbarkeit von Fischen und Fischereierzeugnissen sowie zur Sicherung und Verbesserung ihrer Qualität liefern.
Für Rückfragen:
Dr. Horst Karl
Max Rubner-Institut (MRI)
Institut für Sicherheit und Qualität bei Milch und Fisch
Palmaille 9, 22767 Hamburg
Tel.: 040-438905-114, Fax: 040-438905-262
e-mail: horst.karl@mri.bund.de
Weitere Informationen:
http://www.mri.bund.de - Das Max Rubner-Institut im Internet