Im Studiengang Technologie der Funktionswerkstoffe geht es familiär zu
Sie sind echte Pioniere: Verena Kleiner (20) und Manuel Röder (22) waren unter den ersten, die sich im Herbst 2006 an der Uni Würzburg im damals brandneuen Studiengang Technologie der Funktionswerkstoffe eingeschrieben haben. Jetzt sind sie im vierten Semester und bereuen ihre Entscheidung nicht: "Wir würden das jederzeit wieder studieren", sagen beide.
Funktionswerkstoffe kommen in vielen Bereichen zum Einsatz: in der Informations- und Kommunikationstechnologie, im Maschinen- und Anlagenbau, in der Verkehrs- und Medizintechnik. Wie man ihre speziellen Eigenschaften maßschneidert, spielt im Würzburger Studiengang, kurz und bündig TecFun genannt, eine besonders große Rolle.
Solche Spezialwerkstoffe haben Manuel Röder und Verena Kleiner bei einem sechswöchigen Betriebspraktikum kennengelernt, das jeder Studierende absolvieren muss. Am Würzburger Fraunhofer-Institut für Silicatforschung hatten die beiden unter anderem mit Piezo-Werkstoffen zu tun - das sind Materialien, die unter mechanischer Belastung elektrische Spannung erzeugen oder umgekehrt. Wozu das gut sein kann? "Damit lassen sich zum Beispiel die mechanischen Kräfte, die beim Fliegen auf ein Flugzeug einwirken, in messbare elektrische Signale umwandeln. Auf diese Weise könnte man automatisch Materialermüdungen oder Schäden am der Flugzeugoberfläche registrieren", erklären die Studierenden.
Was ihnen an TecFun besonders gut gefällt: "Die familiäre Atmosphäre, das Studium in kleinen Gruppen. Wir sind richtige Teamworker und machen viel gemeinsam, auch in der Freizeit." Maximal 30 Anfänger werden zum Wintersemester aufgenommen. Im Studium sorgen zwei Koordinatoren dafür, dass organisatorisch alles glatt läuft. Diese Betreuung empfinden die Studierenden als wichtig, denn am Studiengang sind viele Akteure beteiligt, die aufeinander abzustimmen sind: Uni, Fachhochschule, Fraunhofer-Institut, Süddeutsches Kunststoffzentrum und Zentrum für Angewandte Energieforschung.
Für die zwei Würzburger ein weiterer Pluspunkt von TecFun: "Unsere Meinung ist gefragt. Jeweils am Anfang und am Ende des Semesters gibt es Feedback-Runden. Da können wir von unseren Erfahrungen erzählen und Anregungen vorbringen. Es wird auch darüber diskutiert, ob Änderungen vorteilhaft sein könnten." Zudem gebe es dank der kleinen Gruppen engen Kontakt zu den Professoren, "die kennen uns alle mit Namen".
Auf der anderen Seite müsse jedem Anfänger klar sein, dass der Studiengang anspruchsvoll ist. Einige Semester sind relativ locker, andere aber sehr zeitintensiv. "Im dritten Semester zum Beispiel waren wir jeden Tag zehn Stunden an der Uni. Ab acht Uhr morgens Vorlesungen bis mittags, dann eine halbe Stunde Pause und danach ab ins Labor, zum Chemie-Praktikum bis 18 Uhr", sagt Verena Kleiner. Auch seien nicht alle Semesterferien komplett frei, weil dann zum Teil Blockpraktika stattfinden.
Am Anfang stehen vor allem Mathe, Physik und Chemie auf dem Stundenplan, und die Tec-Fun-Studierenden sind vorwiegend auf dem Hubland-Campus unterwegs. Später ändert sich das, dann kommen die Standorte Röntgenring und Sanderring dazu. In diesem Semester pendeln die Studierenden einmal pro Woche in selbst organisierten Fahrgemeinschaften nach Schweinfurt. Dort absolvieren sie ihr ingenieurwissenschaftliches Grundpraktikum an der Fachhochschule. FH-Professoren kommen aber auch an die Würzburger Uni, um Vorlesungen über Maschinenbau und Elektrotechnik zu halten.
"Das ist toll, die Profs sind sehr praxisorientiert und nah an der Anwendung, da bekommen wir nochmal ganz andere Sicht- und Herangehensweisen mit", sagt Verena Kleiner. Sie ist in ihrem Jahrgang die einzige Studentin unter lauter Männern. "Am Anfang war es schon gewöhnungsbedürftig, sich plötzlich mit Gesprächsthemen wie Fußball konfrontiert zu sehen. Aber insgesamt passt die Atmosphäre", sagt sie. Ihrer Meinung nach schrecken Abiturientinnen vielleicht wegen zuviel Mathematik und der ingenieurwissenschaftlichen Ausrichtung vor dem Studiengang zurück. Doch solche Sorgen seien unbegründet, "denn das Studium ist nicht zu techniklastig".
TecFun ist neben Technischer Informatik und Nanostrukturtechnik das dritte ingenieurwissenschaftlich orientierte Studienangebot der Uni Würzburg. Die Berufsaussichten für Absolventen technischer Fächer sind derzeit offenbar sehr gut: Eine Umfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft unter 2.700 Unternehmen ergab, dass im Jahr 2007 insgesamt 70.000 Ingenieursstellen nicht besetzt waren.
Sechs Semester dauert das TecFun-Studium bis zum Bachelor-Abschluss. Der darauf aufbauende Master-Studiengang umfasst weitere zwei Jahre und wird erstmals zum Wintersemester 2009/10 angeboten. Verena Kleiner und Manuel Röder wollen den Master auf alle Fälle draufsatteln - schließlich können sie dann noch einmal Pioniere sein.
Informationen zum Studiengang Technologie der Funktionswerkstoffe gibt es im Internet unter www.zv.uni-wuerzburg.de/studienberatung/tecfun.htm. Die Online-Bewerbung für das Wintersemester startet Ende Mai und ist bis 15. Juli möglich. Kontakt zu Verena Kleiner und Manuel Röder unter tecfun@fs-chemie.de
Wer unverbindlich in diesen oder andere Studiengänge der Uni Würzburg hineinschnuppern möchte, kann das beim uniweiten Schnupperstudium tun, das vom 2. Juni bis 4. Juli läuft. Das Programm steht im Internet hier:
www.uni-wuerzburg.de/fuer/studierende/aktuelles/single/artikel/schnuppers-3/
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