Campylobacter als Erreger bakterieller Lebensmittelinfektionen vielfach unterschätzt
Experten tagen in Jena
Jena, 26. Mai 2008. Auf Einladung des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) in Kooperation mit dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) und der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg treffen sich Wissenschaftler aus Human- und Veterinärmedizin vom 2. bis 3. Juni 2008 zum 25. Jenaer Symposium mit dem Thema "Campylobacter-Infektionen".
Die Campylobacteriose ist eine vom Tier auf den Menschen übertragbare Infektionskrankheit (Zoonose). Im Jahr 2007 wurden an das zuständige Robert Koch-Institut 66107 auf Campylobacter zurückführbare Durchfallerkrankungen beim Menschen gemeldet. Damit war die Campylobacteriose nach der Norovirus-Infektion die zweithäufigste Ursache von Durchfallerkrankungen und lag noch vor den Salmolelleninfektionen. Im Vergleich zum Vorjahr haben die Erkrankungsfälle um 27 Prozent zugenommen, wobei besonders bei Kindern unter 5 Jahren und auch bei den 20- bis 29-Jährigen Campylobacter-Infektionen gehäuft auftraten.
Während des 25. Jenaer Symposiums, das sich mit diesem Erreger befasst, diskutieren Tierärzte aus Forschung und Praxis sowie Humanmediziner und Biologen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz Fragen der Prophylaxe, Epidemiologie, Diagnostik, Pathogenese und Bekämpfung von Campylobacter-Infektionen und tauschen neueste Forschungsergebnisse und Erfahrungen aus. Das Symposium findet vom 2.-3. Juni am Institut für bakterielle Infektionen und Zoonosen des Friedrich-Loeffler-Instituts am Standort Jena, Naumburger Str. 96a, statt.
Campylobacter sind im Darmkanal von Säugetieren und besonders von Vögeln weit verbreitet. Dabei erkranken die Tiere in der Regel nicht. Nach bisherigen Kenntnissen infiziert sich der Mensch vorzugsweise durch Verzehr von kontaminierten, vom Tier stammenden Lebensmitteln. Etwa 40 Prozent der Erkrankungen werden durch unzureichend erhitzte oder z.B. durch Auftauwasser rekontaminierte Geflügelprodukte, nicht aber durch Eier, verursacht. Weitere Infektionsquellen sind nicht pasteurisierte Milch, kontaminiertes, nicht gechlortes Trinkwasser, der Verzehr von rohem Hackfleisch sowie der Kontakt zu Heimtieren, besonders zu durchfallkranken Welpen und Kätzchen.
Während von kontaminiertem Geflügelfleisch zumeist Einzelerkrankungen ausgehen, können nicht pasteirisierte Milch und kontaminiertes Trinkwasser zu Gruppenerkrankungen führen. Zum Auslösen einer Infektion reicht schon eine vergleichsweise geringe Anzahl von rund 500 Keimen aus. Untersuchungen an frischem und gefrorenem Geflügel aus dem Einzelhandel zeigten, dass die Mehrzahl der Produkte oberflächlich mit dem Keim kontaminiert ist. Im Gegensatz zu den meisten anderen Bakterien können sich Campylobacter zwar nicht im Lebensmittel vermehren, jedoch kann durch unvollständiges Erhitzen oder durch so genannte Kreuzkontaminationen in der Küche die erforderliche geringe Infektionsdosis erreicht werden.
Derzeit sind die Möglichkeiten zur Prophylaxe der Campylobacteriose des Menschen unbefriedigend. Daher ist es von besonderer Bedeutung, Hygienemaßnahmen im Tierbestand konsequent einzuhalten und die Schlachthygiene zu verbessern, um das Infektionsrisiko für Verbraucher möglichst gering zu halten.
"Das 25. Jenaer Symposium will die Kenntnisse über den Erreger weiter vertiefen, um Kontrollmechanismen effektiver zu gestalten und die Entwicklung neuer Bekämpfungsmöglichkeiten wie den Einsatz von Impfstoffen zu ermöglichen", so Dr. Ingrid Hänel, Wissenschaftlerin am FLI und Koordinatorin des Symposiums. Damit sollen in Zukunft lebensmittelbedingte Campylobacter-Infektionen beim Menschen entscheidend reduziert werden.
Bis dieses Ziel erreicht ist, kann eine Erkrankung momentan nur durch vorsorgende Maßnahmen, vor allem im Bereich der Schlacht- und Küchenhygiene, vermieden werden. Die Verbraucher sollten streng darauf achten, dass vor allem Geflügelfleisch gründlich durchgegart wird und bei der Zubereitung von Speisen jede Kreuzkontamination zwischen rohem Geflügel bzw. Auftauwasser und anschließend nicht mehr erhitzten Speisen vermieden wird. "Rohmilch ab Hof" sollte vor Genuss abgekocht werden und Säuglinge, Kleinkinder, alte und abwehrgeschwächte Menschen sollten keine rohen Lebensmittel tierischer Herkunft, auch keine Vorzugsmilch, verzehren.
Nähere Informationen zur Tagung:
Dr. Christine Klaus
Friedrich-Loeffler-Institut (FLI)
Naumburger Str. 96a
07743 Jena
Tel. 03641 804231/257
christine.klaus@fli.bund.de
Weitere Informationen:
http://www.fli.bund.de