Saurer Zucker soll verletzte Nerven heilen
Die DFG fördert interdisziplinäre Forschergruppe von MHH, Leibniz Universität Hannover und dem Deutschen Institut für Kautschuktechnologie mit 2,13 Millionen Euro.
Ein Verbund von Wissenschaftlern aus der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH), der Leibniz Universität Hannover LUH) und des Deutschen Instituts für Kautschuktechnologie erforscht bereits seit 2004 den Einsatz einer speziellen Zuckerverbindung, der Polysialinsäure, als Gerüstsubstanz bei der Heilung verletzter Nerven. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert das Projekt "Polysialinsäure: Evaluation eines neuen Werkstoffs als Gerätesubstanz für die Herstellung artifizieller Gewebe" mit weiteren 2,13 Millionen Euro für die nächsten drei Jahre.
Durch die Anstrengungen des Forscherkollektivs kann Polysialinsäure mittlerweile in großen Mengen produziert und auf unterschiedliche Art und Weise verändert werden. Bereits in der ersten Förderperiode konnten die Wissenschaftler nachweisen, dass Hilfsschienen aus Polysialinsäure für die Heilung verletzter Nerven sehr förderlich sind. Im Gegensatz zu vielen künstlichen Gerüstsubstanzen kann die Verbindung aber auch gezielt abgebaut werden, wenn der Heilungsprozess abgeschlossen ist. In den nächsten drei Jahren werden die Forscher daran arbeiten, ihre bisherigen Ergebnisse auch für den klinischen Einsatz beim Menschen nutzbar zu machen.
Die bisherigen Erfolge sind auch das Ergebnis hervorragender interdisziplinärer Zusammenarbeit. Die Forschergruppe stellt den Zucker im Großmaßstab her, verändert ihn chemisch so, dass weiche und feste Werkstoffe entstehen, die schließlich als Wachstumshilfe für geschädigte Nerven im Tiermodell getestet werden. Den Einsatz der Enzyme zur Erzeugung der Polysialinsäure übernehmen Professorin Dr. Rita Gerardy-Schahn (MHH), gleichzeitig Koordinatorin des Projektes, und Professor Dr. Thomas Scheper vom Institut für Technische Chemie der Leibniz Universität Hannover (LUH). Das Wissen zur gezielten chemischen Veränderung des Zuckerpolymers bringt Professor Dr. Andreas Kirschning vom Institut für Organische Chemie der LUH ein. Professor Dr. Robert Schuster vom Deutschen Institut für Kautschuktechnologie e.V. steuert Techniken bei, die die physikalische Gestaltung der natürlichen wie der chemisch veränderten Polysialinsäure erlauben. Bei Professor Dr. Peter Behrens am Institut für Anorganische Chemie der LUH wird daran gearbeitet, Oberflächen mit Polysialinsäure zu beschichten. Professorin Dr. Claudia Grothe vom MHH-Institut für Neuroanatomie und PD Dr. Cornelia Kasper (Institut für Technische Chemie) übernehmen schließlich die Aufgabe, die hergestellten Produkte auf ihre biologische Eignung in der Zellkultur und im Tiermodell zu testen.
Weitere Informationen erhalten Sie bei Dr. Beate Schwinzer unter Telefon (0511) 532-3947.
Die semantisch ähnlichsten Pressemitteilungen im idw
