Unterstützung für Herzpioniere: RUB-Medizin verleiht Forßmann-Preise
Für ihre herausragenden Arbeiten in der Herzforschung erhalten vier Wissenschaftler die Forßmann-Preise 2008 der Medizinischen Fakultät der RUB: Den Förderpreis bekommt Prof. Dr. Bodo Levkau (Essen) für seine Forschung an medikamentösen Behandlungsmöglichkeiten der Arterienverkalkung. Je ein Forßmann-Nachwuchsstipendium geht an Dr. Boris Bigalke (Tübingen), der an der Früherkennung von Herzinfarkten arbeitet, und an Dr. Peter-Lukas Haldenwang (Köln), der Methoden zum Schutz vor Gehirnschäden bei Aortenoperationen erforscht. Einen Preis für sein Lebenswerk erhält der Begründer der Kinderkardiologie in Deutschland, Prof. Dr. Paul Heintzen (Kiel).
Die Preise werden am 10. Dezember im Herz- und Diabeteszentrum NRW Bad Oeynhausen (Klinikum der Ruhr-Universität) verliehen. Die Medien sind herzlich willkommen.
Programm im Internet
Das Programm der Akademischen Feier finden Sie im Internet unter
http://www.hdz-nrw.de/images/kardiologie/08_1229_einladung_akademische_feier.pdf
Förderpreis: Arterienverkalkung medikamentös behandeln
Den mit 5.000 Euro dotierten Forßmann-Förderpreis und die eigens von Otmar Alt für den Preis geschaffene Bronzeplastik "Herzpionier" erhält Prof. Dr. Bodo Levkau (Universitätsklinikum Essen) für seine Forschung an medikamentösen Behandlungsmöglichkeiten der Arterienverkalkung. In seinen Studien konnte er nachweisen, dass der neue Wirkstoff FTY720, der zur Unterdrückung des Immunsystems nach Organtransplantationen eingesetzt wird, über einen bestimmten Rezeptor die Ausschüttung von Immunbotenstoffen hemmt, welche die Bildung von Plaques an Gefäßwänden begünstigen. Im Tierversuch bildeten sich bei so behandelten Mäusen über 60 Prozent weniger Gefäßeinengungen als bei unbehandelten. Diese Wirkung könnte zum einen eine neue Behandlungsoption bei Arterienverkalkung eröffnen, zum anderen der Arterienverkalkung als gefürchteter Langzeitkomplikation einer Organtransplantation vorbeugen. Prof. Levkau (Jahrgang 1966) studierte Medizin in Hamburg. Nach einem Auslandsaufenthalt in Seattle und seiner Habilitation in Münster wurde er 2004 auf die Dr. H.-H. Deichmann-Stiftungsprofessur für Atheroskleroseforschung ans Universitätsklinikum Essen berufen.
Nachwuchstipendium: Früherkennung von Herzinfarkten
Ein mit 6.000 Euro dotiertes Nachwuchsstipendium erhält Dr. Boris Bigalke (Universitätsklinikum Tübingen). Im Fokus seiner Forschungsarbeit steht das Glykoprotein VI (GPVI). Dieses Protein wird seinen Beobachtungen zufolge bei Patienten mit Herzinfarkt vermehrt ausgeschüttet. Je mehr GPVI im Blut des Patienten gemessen werden kann, desto schwerer sind die Herzmuskelschäden nach dem Infarkt. Die Bestimmung der Menge des Proteins könnte daher bei der Früherkennung schwerer Herzinfarkte bei Patienten mit Brustschmerzen helfen. Dr. Boris Bigalke (geboren 1976) studierte Medizin an der Freien Universität Berlin. Nach seiner Promotion wechselte er 2005 ans Universitätsklinikum Tübingen.
Nachwuchsstipendium: Gehirnschutz bei Aortenoperationen
Ein Nachwuchsstipendium erhält ebenfalls Dr. Peter-Lukas Haldenwang (Universitätsklinikum Köln). In seiner bisherigen Arbeit konnte er zeigen, dass eine extreme Unterkühlung bei großen Eingriffen an der Hauptschlagader Gehirnschäden verhindern kann, die sonst durch die verminderte Durchblutung des Gehirns bei solchen Operationen entstehen können. Eine Senkung der Körpertemperatur mit der Herz-Lungen-Maschine auf nur zehn Grad Celsius brachte dabei wesentlich bessere Ergebnisse als eine mildere Kühlung auf 20 Grad. Schäden durch die Unterkühlung konnte er nicht beobachten. Unterstützt durch das Stipendium will er diesen Ansatz weiter verfolgen. Peter-Lukas Haldenwang, 1977 in Rumänien geboren, studierte Medizin in Cluj-Napoca und Jena. Nach einem Forschungsjahr in New York und seiner Promotion in Jena arbeitet er seit 2006 am Universitätsklinikum Köln.
Preis für das Lebenswerk
Mit einem Preis für sein Lebenswerk ehrt die Stiftung außerdem Prof. Dr. Paul Heintzen. Heintzen (Jahrgang 1925) studierte in Bonn, wurde 1952 in Düsseldorf promoviert, war dann Stipendiat am Physiologischen Institut der Universität Münster und habilitierte sich 1959 an der Universität Kiel. Dort etablierte er eine der ersten eigenständigen kinderkardiologischen Abteilungen und begann schon 1966 mit dem Aufbau einer interdisziplinären Forschergruppe, deren Bereiche Biomedizinische Technik und experimentelle Kardiologie er von Anfang an in die Klinik integrierte. Bedeutende Neuentwicklungen entstanden auf den Gebieten der digitalen Verarbeitung physiologischer Daten und der digitalen Bildverarbeitung. So gab es in seiner Abteilung schon Anfang der 1970er Jahre das erste computergestützte Herzkatheterlabor Europas, in dem die physiologischen Messwerte der Herzkatheteruntersuchung online digital aufgezeichnet und ausgewertet wurden.
Der Forßmann-Preis
Der Pionier der Herzkathetertechnik Prof. Dr. Werner Forßmann (1904-1979) ist Namenspatron des Preises. Er entwickelte das grundlegende medizinisch-kardiologische Verfahren der Herzkatheterdiagnostik. 1929 erprobte er die Methode erstmals in einem Selbstversuch. Dabei führte er durch ein Gefäß seines rechten Armes einen Katheter bis zum rechten Herzvorhof. Mit Hilfe eines Spiegels verfolgte er auf einem Durchleuchtungsschirm den Weg des Katheters durch seinen Körper. Für dieses Experiment wurde er 1956 mit dem Nobelpreis für Medizin ausgezeichnet. Die "Stiftung Kardiologie 2000" der Medizinischen Fakultät der RUB unterstützt und fördert mit dem Forßmann-Preis die Arbeit junger Wissenschaftler. Über die Preisvergabe entscheidet das Kuratorium der Stiftung. Gegründet wurde sie im Jahr 2000 von dem Stifter-Ehepaar Prof. Dr. Ulrich und Dr. Sigrid Gleichmann.
Weitere Informationen
Prof. Dr. med. Gert Muhr, Dekan der Medizinischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum, Tel. 0234/32-24960, dekan-medizin@rub.de
Redaktion: Meike Drießen
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