Laserscanner erfasst Industriegeschichte
"Projekt RIO" des Bochumer Labors für Photogrammetrie vom Bund gut gefördert
Forschung ist in den letzten Jahren auch für Fachhochschulen eine immer wichtigere Aufgabe geworden. Das wird auch an der Hochschule Bochum deutlich, die in den letzten Jahren ihre Forschungsaktivitäten deutlich ausgebaut hat. Mit Erfolg: So warb sie aus dem Programm "Forschung an Fachhochschulen" des Bundesministeriums für Bildung und Forschung in diesem Jahr rund 600.000 Euro an Fördermitteln ein - zusammen mit der Fachhochschule Ostwestfalen die drittgrößte Förderung in NRW. Und in den letzten beiden Jahren schaffte sie es bei der Förderlinie "FHprofUnd" (Forschung an Fachhochschulen mit Unternehmen) gar mit sechs geförderten Anträgen bundesweit auf Platz drei der Fachhochschul-Bestenliste. Eines dieser Forschungsprojekte war der deutschen Bundesregierung bereits 2007 eine Förderung von insgesamt fast 220.000 Euro (bis 2010) wert und macht bis heute öffentlich von sich reden: "Räumliches Informationssystem zur Erfassung, Dokumentation und Analyse industriearchäologischer Objekte" - lautet der etwas sperrige Titel. "RIO" hat das Team um Prof. Heinz-Jürgen Przybilla sein Projekt bezeichnet.
Mehr noch als von eingängigen Abkürzungen verstehen die Forscher natürlich von modernsten optischen Vermessungsmethoden. Für das Projekt "RIO" werden sie auf dem Gebiet der Industriearchäologie benötigt: Als man auf der Großbaustelle der neuen Thyssen-Krupp-Verwaltung auf die Überreste einer alten Gussstahlfabrik aus dem 19. Jahrhundert stieß, mussten die freigelegten Mauerreste und Fragmente so schnell wie möglich und so genau wie möglich erfasst werden, bevor sie von den weiterlaufenden Bauarbeiten wieder zerstört wurden.
Das von der Hochschule Bochum und der Fachhochschule Mainz entwickelte Verfahren machte dies erstmals umfassend möglich. Zuerst wurde das 69 Hektar große Gelände mit Spezialkameras überflogen. Die Aufnahmen in sehr hoher Auflösung dienten einmal der Gesamtübersicht und der Kartographie des Areals, sowie der Ortung neuer Relikte. Zahlreiche Überflüge waren nötig, da sich die Baustelle ständig veränderte. Im zweiten Schritt wurden mittels modernster Lasertechnik einzelne Objekte, wie die Reste eines alten Glühofens, gescannt und 3D-Modelle davon erstellt. "Diese neuartigen Methoden zur Dokumentation von Bodenfunden wäre auch für die klassische Archäologie interessant", ist Prof. Przybilla überzeugt.
Die Öffentlichkeit und das Fachpublikum sollen in Zukunft bei dem Wort "RIO" nicht mehr nur an den Zuckerhut denken, sonder auch an Industriearchäologie. Deshalb fand vom 5. bis 7. November ein Kolloquium statt, auf dem die Erfahrungen und Ergebnisse mit diesen Vermessungsverfahren vorgestellt wurden. Organisator Prof. Przybilla zeigte sich zufrieden von der Resonanz durch die zahlreichen Besucher und bringt die Bedeutung des "RIO-Projektes" auf den Punkt: "Es ist wichtig, dass die industrielle Vergangenheit des Ruhrgebiets dokumentiert wird und dafür haben wir mit 'RIO' gute Vorraussetzungen geschaffen."
Weitere Informationen:
http://www.denkmaeler3.de - Industriearchäologische Tagung, auf der das "RIO"-Projekt vorgestellt wurde
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