Eine neue Qualität in der Zusammenarbeit deutsch- französischer Städtepartnerschaften
Jenseits der inzwischen traditionsreichen Begegnung von Partnerstädten im Bereich von Kultur, Sport und Jugendarbeit entwickelt sich in diesen Monaten eine neue Dimension des Austauschs: empirisch gesammelte Erfahrungen aus kommunalen Investitionen in erneuerbare Energien und Energiesparmaßnahmen können die Entscheidungsgrundlage für die jeweilige Partnerstadt verbreitern und so von großem Nutzen sein. Ein soeben beendeter Wettbewerb hierzu unter Städtepartnerschaften hat Bewegung in die Szene gebracht. Die Städtepaare Köln-Lille und Kaarst-La Madeleine sowie Lemgo-Vandœuvre-lès-Nancy gehen daraus als Sieger hervor.
Städtepartnerschaften, insbesondere zwischen Frankreich und Deutschland, waren nach dem zweiten Weltkrieg vor allem entstanden, um eine Basis für die Verständigung der Völker zu schaffen. Hier wurde - und wird - Großartiges geleistet. Die entstandene Grundlage ist inzwischen breit und belastbar. Gegen Ende des letzen Jahrhunderts ist jedoch jenseits der Einsicht in den großen Nutzen gegenseitigen Verständnisses erkannt worden, dass angesichts des Weltbevölkerungswachstums, der einhergehenden Ressourcenverknappung sowie des Klimawandels neue Herausforderungen entstehen. Die Einsicht hat sich verfestigt, dass die Dimension einer Absprache zu hierbei erfolgversprechender Ansätzen zwar die globale sein muss, dass die Dimension der tatsächlich weiterführenden Maßnahmen jedoch die lokale ist. Deshalb treffen mutige Kommunen im Rahmen ihrer regionalen Gegebenheiten Richtungsweisende Entscheidungen zu Investitionen in erneuerbare Energien und Energiesparmaßnamen, mit denen sie diesen Herausforderungen begegnen. Dabei sammeln sie im Laufe der Zeit empirische Erfahrungen, die es lohnt, mit anderen Kommunen zu teilen, um deren Entscheidungsfindung für eigene Investitionen zu erleichtern. Eine besondere Rolle können dabei Städtepartnerschaften spielen.
Um hier den wechselseitigen Austausch zu stimulieren, hat die Deutsch-Französische Gesellschaft für Wissenschaft und Technologie (DFGWT) in 2008 einen Wettbewerb unter nordrhein-westfälischen und französischen Partnerstädten gestartet, der in diesen Tagen zu Ende ging. Unterstützt wurde das Projekt vom Land Nordrhein-Westfalen (NRW), das im Einvernehmen mit der französischen Regierung für 2008/2009 zu einem Jahr intensiverer Begegnungen mit Frankreich aufgerufen hatte.
Eine binationale Jury unter Vorsitz von Gilles Thibault, Generalkonsul Frankreichs in Düsseldorf, hat ihre Entscheidung am 9. März gefällt: Köln-Lille und Kaarst-La Madeleine sowie Lemgo-Vandœuvre-lès-Nancy gehen als Sieger aus dem Wettbewerb hervor.
Bei dem Wettbewerb ging es darum, aus kommunalen Investitionen in erneuerbare Energien und Energiesparmaßnahmen die gewonnenen Daten zu verwendeter Technik, Wirtschaftlichkeit, Wartungsaufwand und letztlich zum Einfluss der Maßnahmen auf das Klima darzulegen und auszutauschen, so dass die jeweilige Partnergemeinde die Basis für eigene Entscheidungen verbreitern kann.
Für viele der 250 zur Teilnahme eingeladenen Städtepartnerschaften war dieser Themenbereich noch zu neu, um sich sofort zu beteiligen. Zwar hat ein großer Teil der Kommunen bereits Investitionen auf eigenem Terrain getätigt; aber darüber mit dem ausländischen Partner in einen sachlichen Dialog zu treten, steht erst auf der Tagesordnung kommender Treffen. Die ganz großen Städte tun sich da leichter: unter ihnen haben Köln und Lille eine breite Palette von Maßnahmen vorzuweisen und sogar schon ein bestehendes Abkommen, welches die Konsultationen zur Nachhaltigkeit berücksichtigt; andere große Städte wollen das, bei ebenfalls einer durchaus beeindruckenden Reihe ergriffener Maßnahmen nachholen. Unter den mittelgroßen Städten pflegen Kaarst und La Madeleine vor allem im Bereich der Solartechnik, energiesparender Stadtbeleuchtung und Wärmedämmung öffentlicher Gebäude einen regen Austausch. Eine besondere Anerkennung geht nach Lemgo und Vandœuvre-lès-Nancy, die zwar den Austausch zu bereits ergriffenen Maßnahmen erst anbahnen, in die geplante Kooperation jedoch auch die benachbarten Forschungsstätten zur Weiterentwicklung moderner Energietechnologien einbeziehen.
Die Sieger erhalten am 26. Mai 2009 ihre Trophäen im Rahmen einer Sonderveranstaltung der NRW-Landesvertretung in Brüssel.
Weitere Informationen:
http://www.afast-dfgwt.eu/index.php?option=com_content&view=category&layout=blog&id=44&Itemid=63&lang=de der Wettbewerb